KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
an dieser Behauptung etwas dran ist.«
»Es ist natürlich Ihre Sache, aber: Wäre es nicht besser, wenn Sie Ihre Frau erst mal direkt auf diese Anschuldigung hin ansprächen?«
»Ich habe meine Gründe dafür, das nicht zu tun. Und außerdem: Sie würde doch sowieso alles abstreiten, oder?«
»Ist anzunehmen.«
»Sehen Sie, Herr Katz, es ist doch so: Wenn diese Angelegenheit nichts weiter als eine üble Verleumdung ist, dann möchte ich meine Frau damit nicht belasten. Zumindest nicht in diesem Moment. Sollte jedoch wirklich etwas dran sein, dann will ich dafür handfeste Beweise! Das ist das eine. Das andere ist, dass ich mir in meiner gesellschaftlichen Stellung keinen Skandal leisten kann ...«
»... verständlich ...«
»... und dass ich im Übrigen überhaupt keine Lust habe, als Nächstes womöglich eine saftige Geldforderung ins Haus zu bekommen. Oder sehe ich etwa so aus wie jemand, der sich mal eben so erpressen lässt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Haben Sie irgendeinen Verdacht, von wem dieser, na ja: Brief stammen könnte?«
»Nicht den leisesten.«
»Haben Ihre Frau und Sie vielleicht irgendwelche Feinde?«
Das war eine Standardfrage aus dem »Kleinen Handbuch für Detektive«. Eigentlich eine dämliche Frage, die im Prinzip nur für einen Zweck taugte: Eindruck zu schinden, weil man schon mal ganz scharf Witterung aufnahm.
Lappé hob die Hände, die Havanna eine Idee zu großspurig zwischen den Lippen, und sah sich demonstrativ langsam und gelassen um.
»Was meinen Sie, Herr Katz«, nuschelte er, »wenn man sich so etwas hier aufbaut, und zwar in Rekordzeit und gegen eine beträchtliche Konkurrenz – hat man dann wohl ausschließlich Freunde?«
»Wohl kaum!« gab ich kleinlaut zu. Und beschloss, den Autoren des »Kleinen Handbuchs für Detektive« bei Gelegenheit einen saftigen Beschwerdebrief zu schreiben.
»Eben! Aber ich habe nicht den geringsten Verdacht, wer diesen Brief geschickt haben könnte. Deshalb brauche ich jemanden wie Sie. Einen Profi, der weiß, was zu tun ist. Und das wissen Sie doch bestimmt schon, nehme ich an?«
»Im Moment sehe ich zwei Möglichkeiten. Erstens: Ich beschatte Ihre Frau. Vielleicht ...«
Lappé schüttelte ungeduldig den Kopf.
»Und zweitens?«, fragte er.
»Zweitens könnte ich versuchen, etwas über den Urheber dieses Schreibens herauszubekommen. Und über dessen Verbindung zu Ihrer Frau, wenn es denn eine gibt.«
»Klingt gut! Sie nehmen also den Auftrag an?«
Was für eine Frage! Ich saß da, den Schädel eingehüllt in eine Wolke feinsten Havannaqualms, und bereitete im Geist den geschicktesten Übergang zur Honorarfrage vor.
»Selbstverständlich! Aber ich muss gleich dazu sagen, dass diese Art von Ermittlungen, vor allem ohne irgendeinen Anfangsverdacht oder sonstigen Hinweis ...«
»... um es abzukürzen: wie viel?«
»Sechshundert Euro Tagespauschale.«
Er nickte.
»Plus Spesen.«
Er nickte.
»Exklusive Kilometerpauschale für den Pkw.«
Er nickte.
»Netto.«
Er nickte.
Heiliger Mammon – genau so hatte ich mir den ersten Job vorgestellt. Wenn das so weiter ginge, dann könnte ich mir bald meinen eigenen schönen, bunten Koi-Karpfen leisten. Natürlich nur einen von den billigen, war schon klar.
»In allen finanziellen Fragen wenden Sie sich bitte einfach an meine Sekretärin, Frau Schneiderhahn. Sie wird Ihnen auch einen Vorschuss geben, sagen wir: zunächst einmal für drei Tage?«
Ich musste mich beherrschen, um nicht über das ganze Gesicht zu grinsen. Jüjü hingegen hielt meine Anstrengung für wilde Entschlossenheit. So war uns beiden geholfen.
Honigmelönchen erschien in der Tür. Die Audienz war also beendet. Ich hatte aber sowieso im Moment keine Fragen mehr, musste mir erst mal alles durch den Kopf gehen lassen und dann sehen, wie es weiter ging.
Bewaffnet mit dem Schmuddelbrief – samt Umschlag, natürlich! – und einer stattlichen Summe Bares in der Tasche machte ich mich zurück auf die Autobahn nach München.
Kurz hinter der Ausfahrt nach Forstenried erstarb der Rest meiner köstlichen Havanna. Gleich darauf der Motor meines Volvos. Und zuletzt, nicht ohne vorher noch mal ironisch zu blinzeln, die rote Warnleuchte.
Der Abschleppwagen kam schon nach einer knappen Stunde, das Aufladen meines Autos und der Transport in die Werkstatt meines Vertrauens dauerten auch nicht viel länger. Das Gleiche galt auch für die Reparatur. Aber ich sah das heute alles ziemlich locker. Das war wohl der belebenden Wirkung
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