KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Privatklinik für Schönheitschirurgie am Starnberger See.«
»Und der gute Toni Mooseder ist der Zweit- oder Dritt- oder Sonstwasgeborene, stimmt’s?«
»Exakt. Und damit finanziell wohl nicht die Kragenweite, die einer Maria Bunzenbichler schon damals wohl vorschwebte.«
»Aber warum hat sie dann überhaupt etwas mit ihm angefangen? Verstehe einer die Frauen!«
»Er wird dafür wohl andere Qualitäten gehabt haben, nehme ich an.«
»Das wird’s sein. Aber das werden wir schon auch noch herausfinden, wo wir schon mal in der Gegend sind.«
Sonias Augen blitzten neugierig.
»Aha, das hört sich vielversprechend an! Gibt es auch schon einen Plan?«
»Aber sicher: Als Nächstes statten wir dem Bunzenbichlerschen Anwesen einen zweiten Besuch ab, und zwar noch heute Nacht. Ich möchte zu gern wissen, was es mit diesen eigentümlichen Geräuschen auf sich hat und warum um alles in der Welt die Bunzenbichlerin so panisch darauf reagiert hat.«
Sonia legte Messer, Gabel und Serviette auf den Teller und strich sich sichtlich zufrieden über ihren Bauch, der sich, ganz im Gegensatz zu sonst, ein wenig wölbte. Ich wartete darauf, dass sie sich gleich die Pfötchen lecken und ein bisschen schnurren würde.
»Dann ziehe ich mich aber am besten vorher schnell noch um. Wir haben doch noch so viel Zeit, oder?«
»Klar, alle Zeit der Welt. Da fällt mir gerade ein: Essen Sie den Rest der Hühnerbrust nicht mehr auf?«
Sonia schien kein bisschen überrascht über meinen rasanten Gedankenslalom. Oder besser: Wenn sie es war, ließ sie es sich nicht die Spur anmerken. Oder noch besser: Sie war eine gute geistige Beifahrerin.
»Nein, überlasse ich Ihnen gerne, wenn Sie möchten«, sagte sie bloß.
»Danke, danke, aber ich hätte dafür einen anderen Interessenten. Hoffe ich wenigstens.«
Jetzt sah sie mich doch etwas ratlos an, griff aber schon im nächsten Moment nach ihrer Einkaufstüte und verschwand, um sich umzuziehen. Ich winkte dem Wirt, der mir auf mein Zeichen hin noch ein Bier brachte. So langsam aber sicher wurde es in meinem Hirn etwas nebelig! Andererseits kam mir der Durstlöscher ganz recht, denn der Koch hatte beim Schweinebraten reichlich ins Salzfass gelangt. Ich nahm also das Bier mit wohlwollendem Nicken in Empfang, bat den Wirt, Essen und Getränke auf die Zimmerrechnung zu setzen und den Rest von Sonias Mahlzeit in Alufolie zu verpacken.
Das Warten auf Sonia und die Hühnerbrust überbrückte ich mit meinem Bierchen und Vorfreude.
Ich schaute auf die Uhr: Es war zehn vor neun. Im Gastraum ging es mittlerweile hoch her. Sämtliche Tische waren besetzt, alle Gäste redeten gleichzeitig und, weil das, was sie gleichzeitig zu sagen hatten, ungeheuer wichtig war, auch ziemlich laut. Was sie aber keineswegs davon abhielt, zwischen den einzelnen Sätzen mehr oder weniger verstohlen in die Ecke zu starren, in der dieser Fremde von Sonstwoher saß und auf seine rattenscharfe – ja, was war sie wohl? – wartete. Und sich dabei zu fragen, was die wohl hier wollten. Ich war in der richtigen Stimmung, um das alles ziemlich lustig zu finden und hätte mir jetzt zu gerne eine Zigarre angesteckt. Aber ich hatte keine dabei, und man durfte hier ja auch nicht.
Die Hühnerbrust kam und mit etwas Verzögerung – aber was bedeutet schon »Zeit«, wenn man auf eine schöne Frau wartet, ho, ho! – auch meine unternehmungslustige Assistentin, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, in knappen Jeans und den neuen Stiefelchen. Genau das richtige Outfit für eine zünftige Landpartie.
Für die Fahrt nach Prutting nahm ich auf dem Beifahrersitz Platz. War aus verständlichen Gründen besser so. Und mein betagter Volvo hatte anscheinend auch nichts dagegen, denn er benahm sich in Sonias zarten Händen ausgesprochen mustergültig: sprang sofort an, brummte vergnügt vor sich hin, machte mit keiner Warnleuchte eitel auf sich aufmerksam. Alter Schwede!
14
Zu später Stunde wirkte der Bunzenbichler-Hof nicht einladender als bei Tageslicht. Und es war auch nicht gerade beruhigend, dass die vielen Tretminen jetzt in völliger Dunkelheit auf unsere unvorsichtigen Schritte lauerten. Nur der riesige Misthaufen wurde von einer gelbsüchtigen Tranfunzel erleuchtet. Ausgerechnet.
Am Rand des Lichtkegels lag die vierbeinige Türglocke, den Kopf auf die Vorderpfoten gelegt, und spitzte die Ohren. Aber er schwieg wenigstens, zum Glück. Hatte wahrscheinlich den ganzen Tag über schon alles aus sich heraus gebellt, was es so zu
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