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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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er dem anderen damit unter die Augen trat.
    »Wissen Sie, was ich mich die ganze Zeit frage, Chef?«
    »Hmm?«
    »Warum niemand erwähnt hat, dass Maria eine jüngere Schwester hat! Ich meine, die Leute haben uns alles Mögliche erzählt. Und dann kein Wort darüber, dass die Bunzenbichlerin mit weit über vierzig noch mal schwanger geworden ist und ein behindertes Kind zur Welt gebracht hat? Verstehen Sie das? Also ich nicht!«
    Wo Sonia recht hatte, hatte sie recht. Es sei denn, es gab dafür eine ebenso plausible wie haarsträubende Erklärung, wie sie mir gerade durch den Kopf schoss.
    »Vielleicht ist diese Frau zwar Josef Bunzenbichlers Tochter, aber nicht Marias Schwester«, sagte ich reichlich sibyllinisch. Und das nicht von Ungefähr, denn im Moment reimte ich mir alles Mögliche zusammen, aber was ich mir da zusammenreimte, das reimte sich noch nicht so richtig.
    »Aber was denn dann? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!«
    »Ich hoffe, mit etwas Glück werden wir dieses Geheimnis schon sehr bald lüften können.«
    »Und wie?«
    »Das verrate ich morgen beim Frühstück.«
    Sonia dermaßen auf die Folter zu spannen, war nicht ganz fair von mir. Musste ich zugegeben. Aber ich wollte erst noch mal gründlich über meine gewagten Vermutungen nachdenken, bevor ich sie offiziell in die Welt setzte.
    Im »Goldenen Hirschen« brachte ich Sonia noch bis zu ihrer Zimmertür. Dafür gab es zwei Gründe: zum einen gute Kinderstube und so. Zum anderen die simple Tatsache, dass sie mich darum gebeten hatte. Weshalb auch immer.
    Sonia schloss auf, öffnete die Tür, schaltete das Licht ein und betrat ihr Zimmer. Als ich gerade gehen wollte, drehte sie sich zu mir um.
    »Sekunde!«, sagte sie und verschwand.
    Ich hörte es rascheln und knistern, dann tauchte sie mit einer Papiertüte aus »Ingrids Modetruhe« wieder auf.
    »Ihre Sachen, Chef!«
    »Ach ja, beinahe vergessen! Übrigens: Geht natürlich auf Geschäftskosten! Die Quittungen können Sie mir einfach ...«
    »... das hat Zeit.«
    »Na, dann schlafen Sie schön und träumen Sie süß.«
    »Mach’ ich.«
    »Und noch mal ...«, ich hob Ingrids Modetruhentüte etwas an und schwenkte sie in Sonias Richtung »... vielen Dank für alles!«
    »Keine Ursache!«
    Sonia hatte gerade ihre Zimmertür geschlossen, da ging im Flur das Licht aus. War ja klar! Leise fluchend suchte ich den Lichtschalter. Es gab nur einen, und der war genau da, wo ich nicht war. Tastendes Schlurfen durch die Finsternis, auf den Schalter zu, dabei äußerste Vorsicht, denn irgendwo da hinten lauerte eine Truhe mit Obstschale auf meine Schienbeine. Man konnte sagen, was man wollte, aber: Reisen bedeutete eben Abenteuer!
    Glücklich in meinem Zimmer angekommen, packte ich die Tüte aus. Sonia hatte wirklich an alles gedacht. Ich legte Unterwäsche, Socken und Hemd in den Schrank, zog mich aus und schlüpfte in den neuen Schlafanzug, dunkelblau mit schmalen, weinroten Längsstreifen. Heiliges Sandmännchen – mit dem Ding war ich ja nachts besser angezogen als tagsüber! Obwohl, das musste sich morgen erst noch herausstellen, denn das neue Oberhemd war auch nicht von schlechten Eltern. Geschmacklich gesehen.
    Vor dem Badezimmerspiegel musterte ich mich wohlwollend. Abgesehen von der Zahnbürste, die mir aus dem schäumenden Mundwinkel wuchs, sah ich in diesem Pyjama und mit der neuen Frisur wirklich umwerfend aus: gleichzeitig spitzbübisch-distinguiert und lässig-elegant. Fehlte nur noch der seidene Morgenmantel und man hätte mit mir in der Hauptrolle jetzt eine dieser knisternd eleganten Schlafzimmerszenen drehen können: markante Männervisage im Halbdunkel, das Frauengesicht dagegen im gesofteten Scheinwerferlicht, warm und weich wie Schmelzkäse. Ich beeilte mich jetzt lieber etwas, weil ich Grace Kelly, Audrey Hepburn oder Rita Hayworth nebenan nicht länger warten lassen wollte.
    Als ich ins Bett stieg, hatte ich jede Menge Platz. War nämlich keine von den Dreien mehr da. Überraschte mich aber nicht, kannte ich bereits, denn mit den Frauen war das schon immer so eine heikle Sache gewesen in meinem Leben. Sie betraten es, sie verließen es, und ich war meistens der Letzte, der um seine Meinung gefragt wurde. Wenn überhaupt.
    Das erste weibliche Wesen, das mir mehr bedeutete als die anderen Heulsusen, war meine Mitschülerin Beate. Aber Beate wollte von mir nicht viel mehr als die Lösungen der Matheaufgaben und Inspiration für ihre Aufsätze, weil sie nicht besonders viel Grips und,

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