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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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verkünden gab. Jetzt hieß es, taktisch klug vorzugehen. Anschleichen? Würde der Hund wahrscheinlich völlig missverstehen. Also wohl doch besser in lockerem, selbstverständlichem Schritt auf ihn zugehen, dabei Griff in die Tasche, lecker Hühnerbrust in Alufolie herausgeholt und schon mal ausgewickelt, herrlicher Duft, musste doch klappen!
    »Naaa«, flüsterte ich, während ich mich dem Köter locker wie eine gespannte Sprungfeder näherte, »was haben wir denn hier für unser braves Hundilein?«
    Dasselbe schien er sich auch zu fragen. Er erhob sich schwerfällig, hielt dabei aber glücklicherweise die Schnauze, und schnupperte angeregt in Richtung des silbern glänzenden Geschenkpakets. Seiner vertrottelten Hundemiene waren trotz Dämmerfunzel deutlich drei unterschiedliche Gemütsregungen anzusehen: Pflichtbewusstsein, Neugierde, Fresslust. Und das war eindeutig zu viel Input auf einen Schlag. Er blähte seine Backen, als wolle er einen Luftballon aufblasen, und machte dann seiner geballten Ratlosigkeit mit einem halblauten: »Mmmmbuuaapffff!« Luft.
    Worauf ich gehofft hatte, trat ein: Die Fressgier überwog. Ich warf ihm die Hühnerbrust zu, und zwar ohne Alufolie, damit der Blödmann die nicht auch noch mit fraß. Er legte sich wieder hin, die unerwartete Beute zwischen die Vorderpfoten geklemmt, und machte sich über den Leckerbissen her. Ich trat an ihn heran, ging in die Knie und tätschelte vorsichtig seinen verlausten Schädel. Er brummte währenddessen zufrieden, fraß eifrig und war wahrscheinlich davon überzeugt, dass das jetzt jeden Abend so weiter ginge. Egal, Hauptsache er hielt die Schnauze und wir hatten freie Bahn. So kam es dann auch. Wunderbar – Hundepsychologie mit Hühnerbrust!
    Ich schlich an der Stirnseite des Gebäudes entlang und bog dann um die Ecke. Sonia direkt hinter mir. Im Obergeschoss eine Reihe von fünf Fenstern – alle dunkel. Im Erdgeschoss das gleiche, nur aus dem vorletzten Fenster fiel schwaches Licht nach draußen. Irgendwo sagte ein Hahn gönnerhaft seinem Harem Gute Nacht. Landleben eben. Hätte ich mir auch nie träumen lassen, dass ich nachts vor fremden Häusern herumgeistern würde. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film.
    Ausgerechnet jetzt meldete sich mein Handy. Wer immer da anrief, er hatte auf jeden Fall ein ausgezeichnetes Gespür für Timing. Wobei das etwas ungerecht von mir war, denn woher sollte der Anrufer schließlich wissen, dass ich heimlich auf einem verlotterten Bauernhof herumspionierte und deshalb in diesem Augenblick nichts weniger brauchen konnte, als ein fröhlich vor sich hinmusizierendes Handy in der Hosentasche? Polyfon, stetig anschwellend, damit man es auch ja nicht überhörte, durchdringend aufdringlich. Und dann auch noch mit Vibrationsalarm.
    Ich blieb stehen, nestelte die zuckende Musikbox hektisch aus der Hose und drückte die Annahmetaste. Sonia wartete neben mir.
    »Katz«, flüsterte ich so laut ich konnte.
    »Hallo Arno, Vanessa hier.«
    Ich glaubte es nicht, Vanessa! Sollte jetzt eigentlich brav im Bettchen liegen und telefonierte stattdessen in der Gegend herum.
    »Hallo Vanessa, was gibt es denn?«
    »Du sprichst so leise, Arno. Bist du heiser oder was?«
    »Wahrscheinlich nur eine schlechte Verbindung. Also, was gibt es, Vanessa?« sagte ich leicht ungeduldig.
    »Ich habe die Annonce wegen Gottfried aufgegeben. Genau, wie du gesagt hast, also mit Belohnung und so.«
    »Schön.«
    »Erscheint morgen.«
    »Noch schöner.«
    »Bin total gespannt, ob einer anruft. Was meinst du: Ob sich tatsächlich jemand meldet?«
    »Schwer zu sagen. Aber warum nicht, wenn die Belohnung verlockend genug ist? Ich drücke dir jedenfalls die Daumen. Gibt es sonst noch was?«
    »Nee, nicht direkt. Sag mal, wo bist’n eigentlich?«
    »Unterwegs auf Geschäftsreise.«
    »Ach, und wo?«
    »An einem Ort, der ›Geheim‹ heißt.«
    »Wow, hört sich ja spannend an, Herr Detektiv! Und wo liegt das?«
    Dieses Mädchen konnte wirklich beharrlich sein ...
    »Zwischen ›Totalgeheim‹ und ›Sagichjetztnicht‹. Jedenfalls hab ich jetzt keine Zeit mehr, verstehst Du?«
    »Alles klar, hab schon kapiert! Also, ich halte dich dann auf dem Laufenden, okay? Wegen der Anzeige und so, meine ich. Und vielleicht sehen wir uns ja bald mal wieder, oder?«
    »Mit Sicherheit, Vanessa! Machs gut, geh’ jetzt schön in die Heia und träum’ was Nettes! Bis dann.«
    »Bis dann, Arno. Ciao!«
    Puh – erledigt. Ich atmete tief durch und fragte mich, warum

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