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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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Schalk. Aber in meinen heute auch: Warts nur ab, dachte ich freudig, ha!
    Ich trat süffisant schmunzelnd an den Tresen.
    »Hallo, Ahno, isse alles Okay?«, sagte Selim.
    »Alles bestens, Selim. Wie immer.«
    »Dasse isse sssön, Ahno!«
    »Ist ja heute so seltsam still in deinem Laden, Selim. Wie kommt’s?«
    »Fernseha isse kaputt.«
    »Schade. Sind sonst immer so schöne Menschen drin.«
    »Unde sso gude Mussick, was, Ahno?«
    »Ja, ja. Das auch. Nur immer so’n bisschen traurig.«
    »Na ja, Ahno, könne nichse alle so lustich sein wie Deutsse, was?«
    »Da hast du Recht, Selim. Beim Lustigsein macht uns keiner was vor. Da sind wir knallhart!«
    Selim lachte und wischte sich die Hände am Handtuch ab, das über den Gürtel seiner Schürze hing.
    »Wasse möchse ham, Ahno? Döner?«
    Darauf hatte ich nur gewartet, meine Stunde war gekommen!
    »Ach, weißt du, heute hätte ich eigentlich mal Lust auf was ganz Besonderes. Vielleicht eine zünftige ... CURRYWURST!«
    Ich kostete meinen vermeintlichen Triumph mit einer florettartig gesetzten Kunstpause aus, bevor ich fortfuhr: »... übersteigt doch hoffentlich nicht deine kulinarischen Möglichkeiten, oder?«
    Selim verzog keine Miene. Dafür reckten sich zwei schwarzhaarige, glutäugige Burschen, denen noch ein paar Eierschalen hinter den Ohren klebten, bedrohlich auf ihren Hockern an der Theke auf. Was Selim und seine kulinarischen Möglichkeiten betraf, duldeten sie anscheinend keinerlei Zweifel! Aber Selim hatte alles im Griff. Er sagte – kurz und knapp und lächelnd – ein paar melodiöse Worte zu den beiden, die sie sofort zusammensinken ließen. Und zu mir: »Keine Problem, Ahno, isse eine Sssbessialität von mir, Cöchiwuas. Isse besondas lecka, nämich gansse ohne Sswein.«
    »Cöchiwuas gansse ohne Sswein? Klingt fein! Dann lass mal rüberwachsen, Selim.«
    »Und was möchse ham für Ssoße: nomal oder sssbessiall?«
    Ich konnte Selim gut leiden, keine Frage! Aber zur friedlichen Völkerverständigung zwischen Türken und Deutschen trug er manchmal nicht viel bei. Zumindest nicht, wenn er dauernd anbot, einen mit seiner Teufelssoße auszumerzen! Ich wollte jetzt zwar nicht wie eine beleidigte Currywurst daher kommen, aber eine Frage hatte ich dann doch: »Sag’ mal, Selim, warum willst du mir eigentlich immer wehtun?«
    Selim lachte, dass sein schwarzer Schnauzer tanzte, beugte sich zu mir herüber und klopfte mir sachte auf die rechte Schulter.
    »Ey, ey, Ahno! Isse alles okay, oder?«
    Ich gab mich geschlagen.
    »Ey, ey, Selim! Klar, isse alles Okay! Und gib mir noch einen Sechserpack Bier dazu. Aber kalt!«
    Selim machte mir eine Currywurst zurecht, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes gemacht, dazu goldgelbe, knusprige Pommes frites, verpackte alles kunstgerecht in Töpfchen, Schälchen und Alufolie. Dann öffnete er das gläserne Kühlregal rechts neben der Theke, holte einen Sechserpack Bier heraus und reichte mir alles zusammen über die Theke.
    Ich zahlte und ging zum Ausgang. Die beiden strammen Jungtürken lächelten mich an. Kann aber auch sein, dass sie mich auslächelten. Dabei winkten sie mir zu. Kann aber auch sein, dass sie abwinkten. Und ich winkte zurück. Kann aber auch sein, dass ich resigniert mit den Schultern zuckte.
    Mit einem kochend heißen Fresspaket unter dem rechten, dem eiskalten Bier unter dem linken Arm und Sonias Hinterteil im Hinterkopf trat ich in den feuchten Abend. Ich war mir ganz sicher: Dieser perfekte Hintern, den ich vorhin gesehen hatte, musste ihr Traumpopo gewesen sein! Es ärgerte mich, dass irgendein komischer Typ seine Hände auf diesem Hinterteil geparkt hatte, und es ärgerte mich noch mehr, dass mich das ärgerte.
    Der Nieselregen tröpfelte jetzt kalt in meinen Nacken. Und irgendwie war meine ganze Euphorie verflogen. Stattdessen beschlich mich diese honigsüße Melancholie, die kantige Helden durch einsame Nächte treibt. Nur dass ich im Moment statt kantig eher grantig war. Aber einsam? Na ja, wenn ich ehrlich sein sollte: ein bisschen schon.

27
    In dieser Nacht fuhren meine Gedanken mit mir Schlitten. Einschlafen, schlecht träumen, aufwachen, aufstehen, Schluck Wasser trinken, aufs Klo gehen, wieder ins Bett legen, einschlafen, schlecht träumen, aufwachen ... nach dem vierten Besuch auf dem Klo beschloss ich, so ungefähr gegen halb vier Uhr morgens, diesem Trauerspiel endlich ein Ende zu machen. Konnte genauso gut aufbleiben und lieber etwas Vernünftiges anfangen. Arbeiten, zum

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