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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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spitzte ich wieder die Ohren, um eine Pause der musikalischen Darbietung zu erhaschen. Irgendwann mussten ja selbst diese Jungs mal Luft holen, oder? Und tatsächlich: ein letztes »Bumpf«, dann ein kurzer Moment der Stille, den ich für ein beherztes Hüsteln nutzte, um auf mich aufmerksam zu machen.
    Vanessa öffnete die Augen, nahm mich wahr, stutzte kurz, erkannte mich schließlich, setzte die Kopfhörer ab und kehrte langsam in die Realität zurück, tauchte auf wie ein kleiner Frosch an der Oberfläche des Wasserspiegels nach einer aufregenden Reise zum Grunde des Tümpels.
    »Hallo Arno! Schon lange hier?«
    »Paar Minuten.«
    »Und? Was Neues von Gottfried?«
    »Noch nichts. Aber deswegen bin ich eigentlich auch nicht hier.«
    »Sondern?«
    Ich nahm den Brief vom Schreibtisch und hielt ihn ihr entgegen.
    »Deswegen.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    Seltsam: Dafür, dass sie nicht verstand, sah sie zu wenig verständnislos aus, aber zu sehr ertappt.
    »Wirklich nicht? Dann erkläre ich es dir. Diesen Brief hier habe ich von deinem Vater ...«
    »... hmm ...«
    »... ein anonymer Schmuddelbrief ...«
    »... hmm ...«
    »... in dem Jemand deine Stiefmutter denunziert ...«
    »... hmm ...«
    »... und zwar auf eine, wie ich finde, ziemlich miese Art und Weise!«
    »... hmm, ja und?«
    »Dein Vater hat mich beauftragt herauszufinden, wer diesen Brief geschrieben, oder besser: zusammengeklebt hat und warum.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Das genau ist der springende Punkt, Vanessa: Ich denke, wir beide wissen ganz genau, wer das hier fabriziert hat ...«.
    Ich stand auf, ging auf sie zu, blieb ungefähr anderthalb Schritte vor ihr stehen und hielt ihr den Brief zwischen gespitztem Daumen und Zeigefinger vor die Nase.
    »... nämlich du!«
    Ich hatte jetzt eigentlich mit allem Möglichen gerechnet: Empörung, demonstrativer Belustigung, heftigem Abstreiten, Trotz, schnippischem Beleidigtsein. Stattdessen schlug Vanessa die Augen nieder und biss sich auf die Unterlippe.
    »Wie bist du da drauf gekommen?«, fragte sie schließlich.
    »Über das Motiv. So viele Möglichkeiten gibt’s da nicht, eigentlich nur zwei: Geldgier oder Rache für irgendetwas. Nummer eins scheidet mangels Geldforderung schon mal aus. Bleibt also nur Rache. Allerdings konnte ich bei meinen diversen Recherchen niemanden finden, der deiner Stiefmutter würde schaden wollen. Außer einem. Jemanden, der sie nicht leiden kann. Der sie so schnell wie möglich loswerden will. Fragt sich nur: wie? Am elegantesten wäre es natürlich, wenn dein Vater sich von ihr trennen und sie rausschmeißen würde, richtig? Und dafür wäre es ziemlich hilfreich, wenn man ein paar pikante Details über sie verbreiten könnte. Dunkle Andeutungen, vage Vermutungen, rätselhafte Anschuldigungen. Eben alles, was sich ein Teenagerköpfchen so zusammenreimt, wenn es eine kleine Verschwörung anzetteln möchte. Und ich muss zugeben: Auch mich hast du dabei für deine Zwecke ziemlich geschickt benutzt – mich mit dieser haarsträubenden Gottfried-Entführungsgeschichte zu ködern, alle Achtung!«
    »Aber Gottfried ist doch wirklich verschwunden!«
    »Verschwunden, ja! Aber das war natürlich nicht spannend genug, um einen Detektiv zu engagieren. Deshalb hast du dich in den Gedanken verrannt, dass dein Hund entführt wurde.«
    Vanessa schwieg.
    »Vanessa!« versuchte ich es noch einmal, und zwar in diesem begütigenden Ton, mit dem man üblicherweise versucht, bissige Hunde, misstrauische Ehefrauen oder eben verstockte Teenager einzulullen. »Solche Briefe zu schreiben ist absolut kein Spaß, verstehst du? Was glaubst du wohl, was dein Vater dazu sagen wird? Wird ein hartes Stück Arbeit, das alles einigermaßen wieder einzurenken. Und ich wäre sogar bereit, dir dabei zu helfen. Aber nur dann, wenn ich jetzt die Wahrheit von dir höre: Wie und warum bist auf die blödsinnige Idee gekommen, deinem Vater diesen Brief zu schicken? Was steckt wirklich dahinter?«
    Die Wirkung meiner Worte war verblüffend. Wahrscheinlich auch deshalb, weil Vanessa zum ersten Mal richtig bewusst wurde, welchen ungeheuren Blödsinn sie da angestellt hatte. Von einer Sekunde zur nächsten wurde aus der frechen Kratzbürste ein zerknirschtes, kleines Mädchen. Aber wie ich sie kannte, würde das nicht besonders lange vorhalten.
    »Also gut! Der Auslöser war, dass ich meine Stiefmutter mit diesem Kerl erwischt habe.«
    »Mit welchem Kerl, wo, wann und wobei?«
    »Wer das war, weiß ich

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