Katzen jagen nachts
habe meine. Wenn Sie mir meine Puppe klauen, renne ich nicht heulend zur Mami, sondern ich hole sie mir zurück. So — nun seien Sie nett und erzählen mir etwas von dem Mädchen, das Belder um den Hals gefallen ist.«
»Da gibt’s gar nichts zu erzählen.«
»Wer ist sie?«
»Weiß ich nicht.«
Sellers schnalzte bedauernd mit der Zunge. »Aber, Bertha, das sieht Ihnen gar nicht ähnlich...«
»Wieso sollte ich sie denn kennen?«
»Weil Sie sich nicht von Belder so einen Wisch unter die Nase reiben lassen, ohne aus ihm herauszuquetschen, wie sich die Sache tatsächlich abgespielt hat.«
»Das Mädchen hat’s nie gegeben«, erklärte Bertha.
»Wie bitte?«
»Sie wissen doch, was sich anonyme Briefschreiber so alles aus den Fingern saugen.«
»Wer hat Ihnen erzählt, daß es sie nie gegeben hat?«
»Belder höchstpersönlich.«
Sellers seufzte. »Na, ich fürchte, dabei muß ich es wohl vorläufig bewenden lassen.«
»Wie geht’s denn Mrs. Belders Mutter?« fragte Bertha.
»Sie ist völlig zusammengebrochen. Die beiden Frauen haben uns die ganze Nacht durch keine Ruhe gelassen. In schöner Regelmäßigkeit haben sie auf dem Revier angerufen und gefragt, ob Mrs. Belder vielleicht einen Autounfall gehabt hätte. Schließlich hat sich in der Mutter der Gedanke festgesetzt, Belder könnte seiner Frau den Schädel eingeschlagen und die Leiche irgendwo versteckt haben. Sie hat also angekündigt, daß sie das Haus vom Keller bis zum Boden absuchen würde. Angefangen hat sie mit dem Keller. Das war heute früh gegen acht Uhr. Ihre Entdeckung hat sie ganz schön fertiggemacht. Sie hat zuerst gedacht, es wäre Mabels Leiche. Dann stellte sich heraus, daß sie das Mädchen überhaupt nicht kannte. Belder hat sie dann identifiziert.«
»Mrs. Goldring hatte also das Dienstmädchen noch nie gesehen?«
»Offenbar nicht. Sie wohnte in San Franzisko. Sally ist noch nicht allzulange bei den Belders .«
»Ich weiß noch immer nicht, was Sie von mir wollen«, beklagte sich Bertha.
Sellers zündete sich ein Streichholz an und versuchte, seinen Schornstein wieder in Gang zu bekommen.
»Es wird Ihnen zwar herzlich egal sein, aber Ihr verdammter Glimmstengel ist mir gründlich auf den Magen geschlagen.«
»Na, so ein Ärger. Haben Sie noch nicht gefrühstückt?«
»Nein. Ich braue mir meinen Kaffee gern in Ruhe.«
»Um so besser. Ich nehme ihn schwarz wie die Sünde. Und recht viel.«
Bertha Cool verschwand verärgert im Schlafzimmer, zog sich an, klappte das Wandbett hoch. Dann ging sie in die Küche und setzte Wasser auf.
»Ein Ei wollen Sie sicher auch haben?«
»Es können auch mehrere sein.«
»Toast?«
»Aber sicher. Und viel Speck.«
Bertha werkte stumm am Herd. Aber ihr Gesicht sprach Bände.
Sergeant Sellers lehnte, den Hut in den Nacken geschoben, blaue Rauchschwaden vor sich hinstoßend, gemütlich im Türrahmen.
»Jetzt werden wir erst einmal zu Belder fahren und uns unter sechs Augen gemütlich unterhalten.«
»Wozu brauchen Sie mich eigentlich dazu?« erkundigte sich Bertha.
»Zur moralischen Schützenhilfe«, meinte Sellers vergnügt. »Wenn Belder anfängt zu schwindeln, können Sie ihm sagen, daß er damit doch nicht durchkommt und lieber bei der Wahrheit bleiben soll.«
»Soso. Ich soll ihm das sagen?« fragte Bertha sarkastisch, die Bratpfanne in der hocherhobenen Rechten.
»Sehr richtig. Sie sind nämlich nicht dumm, Bertha. Höchstens manchmal mit Blindheit geschlagen.«
Er genoß einen Augenblick den Anblick ihres puterrot angelaufenen Gesichts und sagte dann freundschaftlich: »Na, dann werde ich mal Belder anrufen und die Dreierkonferenz arrangieren.«
Bertha hörte ihn im Wohnzimmer leise sprechen. Dann erschien er wieder bei ihr in der Küche.
»Er hat uns ins Büro bestellt. Zu Hause fürchtet er die Einmischung seiner Schwiegermutter.«
Bertha schwieg.
Sellers gähnte ausgiebig, suchte sich den bequemsten Sessel im Wohnzimmer, schlug die Zeitung auf und begann zu lesen.
Bertha Cool deckte klappernd den kleinen Tisch in der Frühstücksecke.
»Sie kennen sich doch in Polizistenkreisen aus, nicht?« rief sie zu Frank Sellers hinüber.
»Klar. Was wollen Sie denn wissen?«
»Ob Kriminalbeamte eigentlich nicht mal beim Frühstück den Hut abnehmen.«
»Nein, nur zum Baden. Ohne Hut sind sie nämlich zu menschlich.«
»Wie mögen Sie Ihr Ei?«
»Drei Minuten und fünfzehn Sekunden. Ich hatte übrigens von Eiern gesprochen. Zwei. Oder auch mehr.«
Bertha Cool hieb einen
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