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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Mitgefühl liefere ich nur außerdienstlich. Eine rührende Geschichte kann ich nicht zur Bank bringen und auf mein Konto einzahlen. An solchen Geschichten bin ich also nicht interessiert. Das nur zu Ihrer Kenntnis, damit wir uns nicht mißverstehen. Und jetzt legen Sie los.«
    »Es ist außerordentlich wichtig, daß ich etwas weiter aushole.«
    »Sie wiederholen sich.«
    »Sie sind so unheimlich tüchtig, Mrs. Cool. Man ist ein wenig befangen, wenn man in Ihrem nüchternen Büro romantische Einzelheiten erörtern soll...«
    »Wenn die Romantik meinen Schreibtisch erreicht hat, weist sie meist schon ziemliche Löcher auf. Es ist immer wieder die alte Geschichte. Die Ehefrauen wollen Beweise, die Freundinnen wollen Schadensersatz, die Männer wollen, daß man ihnen aus der Klemme hilft. Und Sie«, mutmaßte Bertha, »wollen mir sicher etwas von der unwiderstehlichen Persönlichkeit des charmanten Verführers erzählen, der Carlottas Vater war.«
    Ihre Besucherin lächelte spöttisch. »Das Verführen habe ich besorgt.«
    »Sieh mal einer an.«
    »Ich will Ihnen nichts vormachen...«
    »Daswürde ich Ihnen auch nicht raten.«
    »Ich war eine geborene Rebellin. Als meine Mutter mir Geschichten vom Nikolaus erzählte, sagte ich ihr den Schwindel auf den Kopf zu. Als sie meinte, daß es wohl langsam Zeit wäre, mich aufzuklären, hätte ich ihr schon Sachen erzählen können, von denen sie bestimmt noch nichts gehört hatte. Als sie schließlich dahinterkam, hat es ihr - wie man so schön sagt — das Herz gebrochen.«
    Bertha schwieg.
    »Ich war jung und neugierig. Die Heuchelei und die falsche Bescheidenheit der älteren Generation waren mir zuwider. Ich liebte das Risiko, die Abwechslung, die Aufregung. Ich wollte leben, in. vollen Zügen leben. Und dann kam Carlotta.
    Ich hatte keine Angst, als ich es merkte. Ich schämte mich auch nicht. Ich war nur ein bißchen erstaunt, daß mir so etwas passieren konnte. Ich zog von zu Hause fort, suchte mir in einem anderen Staat Arbeit und ging kurz vor Carlottas Geburt in ein Entbindungsheim. Ich weigerte mich, mein Kind zur Adoption freizugeben. Damals war es nicht so einfach, Arbeit zu bekommen, Mrs. Cool. Ich bin manchmal hungrig zu Bett gegangen.«
    »Ich weiß, wie das ist«, sagte Bertha einfach.
    »Ich bin nach wie vor der Meinung, daß unsere bürgerlichen Konventionen auf Heuchelei und Selbsttäuschung beruhen. Aber sie sind nun mal die Spielregeln unseres Lebens. Wenn man gegen sie verstößt, verliert man bald genug seinen Stolz, man fängt an zu schummeln, man paßt sich an. Man tut das, was man bei den anderen verachtet hat: man heuchelt.«
    »Vor mir brauchen Sie sich nicht zu rechtfertigen«, sagte Bertha. »Wenn Sie Geld haben, werde ich Ihren Auftrag ausführen. Wenn Sie meine Zeit nicht bezahlen können, haben Sie Pech gehabt. Ich kenne das Leben, mir brauchen Sie nichts zu erzählen.«
    »Mir geht es darum, Mrs. Cool, daß Sie die Lage begreifen.«
    »Eins ist mir nicht klar: Wieso hat Mrs. Goldring Ihre Tochter adoptieren können, wenn sie nicht zur Adoption freigegeben war?«
    »Mrs. Goldring war schon vor zwanzig Jahren eine sehr beharrliche, intrigante Person.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Die Nachfrage nach adoptionsfähigen Babys war größer als das Angebot. Mrs. Goldring wußte, daß sie keine eigenen Kinder mehr bekommen konnte, aber sie wünschte sich eine Schwester für ihre einzige Tochter, die jetzige Mrs. Belder. Sie sah Carlotta im Kinderheim und fand Gefallen an ihr. Die Leiterin des Kinderheims sagte ihr, daß ich bis vor kurzem regelmäßig für Carlottas Unterhalt bezahlt hätte, daß die Zahlungen vor einiger Zeit aufgehört hätten, daß ich aber nicht bereit sei, sie zur Adoption freizugeben. Daraufhin kam Mrs. Goldring und hat mich gezwungen, eine Verzichterklärung zu unterschreiben.«
    »Gezwungen? Wie denn?«
    Die schwarzen Augen waren herausfordernd auf Bertha gerichtet. »Wenn man einmal gegen die Spielregeln verstoßen hat, geht es, wie gesagt, schnell bergab. Und...«
    »Geschenkt! Mich interessiert bloß, weshalb Sie unterschrieben haben.«
    »Und«, fuhr die Frau fort, als hätte sie Berthas Einwurf nicht gehört, »man kann nicht als einzelner gegen die öffentliche Meinung ankämpfen, ohne den kürzeren zu ziehen. Haben Sie sich schon mal gegen einen großen dicken Mann zur Wehr gesetzt, Mrs. Cool?«
    Bertha Cool runzelte nachdenklich die Stirn. »Nein, ich wüßte nicht.«
    »Ich schon«, gab ihre Besucherin

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