Katzen jagen nachts
Auftragsbestätigung ansehen, die ich Mr. Belder gegeben habe.«
Die Frau lachte. »Ich hätte Sie für klüger gehalten, Mrs. Cool. Sie wollen jemanden auf mich ansetzen, der mich beschatten soll, wenn ich das Büro verlasse, nicht wahr? Aber so etwas lasse ich mit mir nicht machen. Dort liegt das Geld. Ich brauche den Namen von Belders Friseur.«
»Aber wozu denn, um alles in der Welt?«
»Weil er mir empfohlen worden ist. Und natürlich werden Sie meinen Besuch absolut vertraulich behandeln, Mrs. Cool. Sobald Sie die fünfzig Dollar anrühren, bin ich Ihre Klientin. Sie werden weder Mr. Belder noch irgend jemandem sonst von meinem Besuch erzählen. Sie werden mir die gewünschte Auskunft verschaffen, und wenn Sie mein Vertrauen täuschen, werde ich Sie wegen Verletzung des Berufsethos verklagen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Wie soll ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen?«
»Rufen Sie mich unter dieser Nummer an. Guten Tag.«
Als die Frau aufstand, klingelte das Telefon.
Bertha nahm den Hörer auf, ohne den Fünfzigdollarschein auf ihrem Schreibtisch anzurühren.
»Everett Belder wartet im Vorzimmer«, meldete Elsie Brand.
Bertha deckte die Hand über die Muschel und verkündete: »Draußen sitzt Everett Belder.«
Selbst unter dem Schleier sah man den ärgerlichen Gesichtsausdruck der Frau. »Eine Detektei sollte eigentlich zwei Ausgänge haben, Mrs. Cool.«
»Sie können mir ja gelegentlich ein neues Büro mieten«, gab Bertha ebenso ärgerlich zurück. »Wenn er Sie nicht sehen soll, kann Elsie ihn wegschicken und ihn bitten, in zehn Minuten noch einmal vorbeizukommen...«
Die Frau ging zur Tür. »Lassen Sie nur, Mrs. Cool. Ich bin schon mit ganz anderen Situationen fertig geworden. Wollen Sie nun das Geld nehmen, oder soll ich es wieder einstecken?«
Bertha zögerte sekundenlang. Dann griff sie sich den Schein.
»Vielen Dank«, sagt die Frau und öffnete die Tür.
Everett Belder streifte Berthas Besucherin mit einem gleichgültigen Blick. Dann sprang er auf und eilte auf Berthas Zimmer zu.
14
Belder ließ sich sichtlich erregt Bertha gegenüber nieder. »So, das hätten wir geschafft«, verkündete er. »Ich hab’ Ihnen doch von dem Mädchen erzählt, dem ich einen Job in Frisco beschafft habe...«
»Schon wieder Weibergeschichten«, kommentierte Bertha mißbilligend. »Ist das die mit dem Sindbad-Tick?«
»Ja, die ist es. Sie will mir das Geld geben, damit ich die Forderung ablösen kann. Sie hat zweitausenddreihundert Dollar auf der Sparkasse. Den Rest — lumpige zweihundert Dollar — kann ich schon irgendwie zusammenkratzen. Sie können also mit Nunnely abschließen.«
»Wie haben Sie diese Person denn so schnell aus dem Zylinder gezaubert?« wollte Bertha wissen.
»Sie hatte geschäftlich in Los Angeles zu tun und meldete sich bei mir. Wir haben uns vorhin in ihrem Hotel getroffen. Sie läßt das Geld telegrafisch überweisen. Morgen früh um zehn kann es hier sein.«
»Eine Frau zur rechten Zeit spart Ärger und Verlegenheit«, bemerkte Bertha trocken.
»Wie bitte?«
»Zweitausenddreihundert Kröten sind kein Pappenstiel.«
»Das habe ich auch nicht behauptet.«
»Eben«, meinte Bertha versöhnlich. »Wer ist Ihr Friseur?«
»Mein — was?«
»Ihr Friseur...«
»Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
»Trösten Sie sich. Ich auch nicht«, sagte Bertha. »Aber ich möchte es trotzdem gern wissen. Haben Sie einen Stammfriseur?«
»Ja.«
»Wie heißt er?«
Belder zögerte. »Es ist der Bahnhofssalon gleich neben der Greyhound-Busstation.«
»Gehen Sie schon länger dorthin?«
»Ja. Aber ich möchte wirklich wissen, weshalb Sie das fragen, Mrs. Cool.«
»Es ist doch kein Geheimnis, oder?«
»Natürlich nicht.«
»Sie würden jedem ohne weiteres erzählen, wo Sie sich die Haare schneiden lassen?«
»Sagen Sie mal, bin ich übergeschnappt oder sind Sie’s?«
Bertha grinste. »Regen Sie sich ab. Der Chef dort ist kein Geschäftsfreund von Ihnen, oder?«
»Natürlich nicht.«
»Und Sie sind auch nicht an dem Laden beteiligt?«
»Nein! Mrs. Cool, würden Sie mir jetzt bitte sagen, was Sie mit diesen Fragen bezwecken?«
»Ich versuche herauszubekommen, weshalb es so bedeutungsvoll ist, wo Sie sich die Haare schneiden lassen.«
»Aber das ist doch völlig unwichtig.«
»Denken Sie!«
»Ich verstehe kein Wort.«
»Ich auch nicht. Übrigens, hatten Sie nicht etwas von einem dritten Brief erzählt?«
Belder war offensichtlich schwer in seiner Würde
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