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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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sein. Ich finde ihn in dem renommierten Detektivbüro Cool & Lam neben einem dampfenden Teekessel bei der Bereitung von Tee ohne Kanne, Tassen und Teeblätter. Bertha, ich frage Sie als Kollegin: Was halten Sie von einer solchen Situation?«
    »Los, zeigen Sie ihm den Wisch«, sagte Bertha resigniert zu Belder.
    »Na also«, lächelte Sellers. »Keine Angst, ich schwärze Sie schon nicht bei Schwiegermama an. Übrigens wird es Sie vielleicht interessieren, daß Ihre Schwiegermutter glaubt, Sie hätten eine Affäre mit Sally gehabt und sich ihrer entledigt, als Sie sie satt hatten. So langsam kommt ihr der Verdacht, daß Sie Ihrer Frau die gleiche Behandlung haben angedeihen lassen...«
    »Ich soll meine Frau umgebracht haben?« fuhr Belder los. »Das ist ja absurd. Ich würde sonstwas dafür geben, wenn sie jetzt hier wäre. Mrs. Cool kann Ihnen bestätigen, daß ich dabei bin, ein Geschäft abzuschließen, das...«
    »Ruhe!« befahl Bertha. »Er will Sie nur provozieren. Ein uralter Trick der Kripo. Er will Ihre Schwiegermutter gegen Sie ausspielen.«
    »Weshalb wollen Sie ihn am Sprechen hindern, Bertha? Hat er etwas zu verbergen?«
    »Das dürfte ihm bei Ihrer charmanten Masche, in Handtaschen herumzuschnüffeln, in Büros einzudringen und Schwiegermütter zur Hysterie zu treiben, kaum gelingen. Ich will nur vermeiden, daß Sie alles, was Sie von ihm erfahren, brühwarm Mabels Mutter wiedererzählen.«
    »Pech gehabt«, meinte Sellers ungerührt. »Ich hätte es eben nicht in Ihrer Gegenwart versuchen sollen, Bertha. Ohne Sie hätte er geredet.«
    Belder wandte sich ärgerlich an Sellers. »Ich weiß nicht, was sich ein freier Bürger von einem Polizisten eigentlich alles bieten lassen muß.«
    »Eine ganze Menge«, gab Sellers zurück. »Besonders wenn eine Ehefrau verschwindet, kurz nachdem eine frühere Freundin mit dickem Bankkonto dem Ehemann ihre Aufwartung gemacht hat. Sie glauben gar nicht, Belder, wie oft Ehefrauen >einfach verschwinden< oder zu einem Verwandtenbesuch fahren, ohne zurückzukommen. Nein — das nehme ich zurück. Ich habe keine Meinung. Die Beschuldigungen stammen von Ihrer Schwiegermutter.«
    »Da — jetzt geht’s schon wieder los«, unterbrach Bertha. »Lassen Sie sich nicht von ihm auf die Palme bringen, Belder. Los, schauen wir erst mal, was in dem Brief steht.«
    Bertha kramte den Umschlag hervor, den sie bei Sellers’ unerwartetem Auftritt hastig unter einen Stapel von Papieren auf Elsies Schreibtisch geschoben hatte. Sellers machte es sich in einem Sessel gemütlich, paffte zufrieden seine Zigarre und sah den Vorbereitungen mit Interesse zu.
    Bertha lockerte den Klebstoff der Klappe mit Dampf und schob einen Bleistift zwischen Klappe und Umschlag.
    »Saubere Arbeit«, lobte Sellers. »Man sieht die langjährige Praxis.«
    »Mich dürfte wohl der Brief in erster Linie angehen«, sagte Belder unruhig. »Vielleicht steht etwas darin...«
    Sellers kam überraschend schnell aus seinem Sessel hoch. Belder hatte Bertha den Brief aus der Hand genommen, aber da legte sich schon Sellers’ Faust um sein Handgelenk.
    »Schön hinlegen«, sagte Sellers. »So ist’s brav.«
    Belder versuchte, sich loszureißen. Sellers drückte fester und riß Belders Arm hoch.
    Belders Finger lockerten sich, der Briefbogen flatterte zu Boden. Sellers und Bertha griffen gleichzeitig danach, aber Sellers drängte Bertha zur Seite.
    »Unverschämtheit«, schimpfte sie.
    »Wieso? Wenn ein höflicher Mann im Zimmer ist, braucht sich die Dame nicht zu bücken!« bemerkte Sellers und kehrte mit dem Brief in der Hand zu seinem Sessel zurück.
    »Lesen Sie!« forderte Bertha.
    »Bin schon dabei.«
    »Lesen Sie vor!«
    Sellers grinste nur. Er las den Brief langsam und mit großem Interesse, faltete ihn und steckte ihn in die Tasche. »Eine reizende Überraschung«, meinte er.
    »Hören Sie mal — das lasse ich mir nicht gefallen. Zeigen Sie mir den Brief!«
    »Sie haben ja noch den Umschlag«, tröstete Sellers. »Ich schlage vor, daß Sie wieder einen Werbebrief hineinpraktizieren und ihn genauso schön zukleben wie den anderen. Aber tun Sie, was Sie wollen. Ich möchte nur vermeiden, daß Ihr Klient zu Hause noch mehr Ärger bekommt. Mrs. Goldring wird Belder sofort nach dem Brief fragen. Und sie hat genau aufgepaßt, wie ich den anderen Umschlag durchleuchtet habe. Na, ich muß weiter.«
    Belder wandte sich an Bertha Cool.
    »Können wir das nicht irgendwie verhindern? Hat man denn als Bürger überhaupt keine

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