Katzen, Killer und Kakteen
Anrufbeantworters. Sie legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, stand dann auf und ging zu Cassies Schlafzimmertür. Cassie und Mycroft schliefen noch tief und fest. Von ihnen war keine Hilfe zu erwarten. Sogar Frank, der Teddybär, wirkte lebendiger als die beiden.
Penelope kehrte zum Telefon zurück und wählte eine Nummer. Als Laney antwortete, fragte Penelope ohne Vorrede: »Hast du Lust auf Bunburyen?« Wie Algernon in Bunbury oder die Bedeutung, ernst zu sein war Laney ein begeisterter Bunbury ist,obwohl sie bestimmt keinen kranken Bruder als Vorwand nötig hatte, um sich mit Penelope auf Abenteuersuche zu machen.
Hinter der Adresse von Discreet Investigations verbarg sich ein Postfach. Heutzutage konnte jeder ohne großen Aufwand private Postfächer vermieten und verwalten, und diese Läden waren meistens in den schäbigen Gegenden um Polizeistationen und Gerichtshäuser herum zu finden. Irgendwie schafften die Stadtsanierer stets, diese Stadtbezirke auszulassen. In der Nachbarschaft lagen ein paar Anwaltskanzleien, die von der Sorte Anwälten bevölkert wurden, die im Fernsehen für freie Beratungen warben, außerdem zahlreiche Kautionsbüros, ein Obst- und Gemüsemarkt, ein paar Schnapsläden und ein Sexshop, der Videos, Hefte, Bücher, Spielzeug für Erwachsene und Hilfsmittel für Ehepaare anbot.
Penelope parkte drei Türen entfernt vor einem Kautionsbüro. »Na, das ist ja eine Enttäuschung«, sagte sie und blickte die Straße hinunter auf den Laden, in dem Discreet Investigations ein Postfach hatte.
»Warst du schon einmal in einem Sexshop, Penelope?«
»Mmmm?« Sie überprüfte noch einmal die Adresse. Es war tatsächlich die richtige Adresse.
»Ich habe gefragt, ob du schon einmal in einem Sexshop warst?«
»Klar, schon zig Mal.«
»Nein, im Ernst?«
»Einmal. Nach dem Ausbildungslager.«
»Nun, ich war noch nie in einem, und ich will jetzt reingehen. Als Recherche.«
»Ich will mir zuerst mal diesen Laden ansehen.«
Ein griesgrämiger, hundertfünfundzwanzig Kilo schwerer Typ in einem Disneyworld-T-Shirt saß hinter der Ladentheke. Das Namensschild auf seinem T-Shirt besagte Ralph. Trotz Glöckchen und Jimmy, der Heuschrecke, auf seiner Brust sah er aus wie ein ehemaliges Mitglied einer Motorradbande. Die Tätowierung auf dem massiven Bizeps lautete MUTTER. Das Wort war von einem roten Herzen umgeben. Auf dem anderen ebenfalls massiven Bizeps prangte ein Dolch, von dem Blut heruntertropfte. Ralphs Mine hellte sich auf, als Penelope und Laney den Laden betraten.
»Ich suche nach Discreet Investigations«, sagte Penelope.
»Nicht hier. Rufen Sie an.«
»Ich habe angerufen. Ich habe es satt anzurufen. Wer ist der Inhaber der Firma? Es ist wirklich wichtig, daß ich ihn noch heute sehe.«
»Das ist vertraulich.«
»Ja, ich weiß, daß Nachforschungen vertraulich sind, aber ich will ihn engagieren.«
»Dann schreiben Sie.«
»So wickelt man doch keine Geschäfte ab.«
»Es ist nicht mehr diskret, wenn es jeder weiß.«
»Naja, Ralph, vielen Dank, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.« Penelope lächelte ihn lieblich an. Das war ein Fehler.
»Sollen wir ein bißchen auf den Putz hauen?« fragte Ralph. »Ich steh’ auf Blondinen. Auf Rothaarige auch«, fügte er hinzu und grinste Laney anzüglich an.
»Auf gar keinen Fall.«
»Wir können uns ja ein bißchen amüsieren.«
»Ich kann mich sehr gut alleine amüsieren.«
»Sie sind nich’ alleine.«
»Wie überaus scharfsinnig von Ihnen, Ralph. Ihre Sehschärfe beeindruckt mich.«
»Hä?«
»Tschüs, Ralph.« Penelope winkte zum Abschied.
Wieder draußen auf dem Bürgersteig sagte sie: » Widerling.«
»Irgendwie war er doch herrlich animalisch«, erwiderte Laney.
»Animalisch, ja, herrlich, nein.«
»Komm, wir gehen nach nebenan.«
»Bist du sicher?«
»Dann war der Weg nicht umsonst. Betrachtete es als Recherche.«
Penelope zuckte mit den Achseln. »Du zuerst.«
Laney schob sich durch den Vorhang, der an der Tür hing, ging drei Schritte in den Laden und blieb plötzlich stehen. »O mein Gott«, sagte sie.
Penelope hatte immer gedacht, es sei unmöglich, daß sich das Gesicht ihrer Freundin sich noch röter färben konnte als ihr Haar. Aber sie hatte sich geirrt.
»O mein Gott«, wiederholte Laney. Ihre Augen wanderten von einer Auslage zur nächsten.
»Na, willst du nun nach Hilfsmitteln für Ehepaare stöbern oder nicht?«
»O mein Gott.«
Ralphs Zwilling saß auf einem hohen Hocker hinter der
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