Katzen, Killer und Kakteen
auch. Ich bin jetzt bestimmt bei den beiden untendurch. Sei so lieb und hol sie für mich ab. Ich habe noch was zu tun.«
»Natürlich, Mylady.«
Aber sobald Kathy mit ihrem Auftrag losgezogen war, konnte sich Penelope nicht entschließen, was eigentlich zu tun war. Es gab keine Kundschaft. Der Laden war leer ohne Mycroft und Kathy. Ich hätte sie genausogut selbst abholen können, dachte sie. Genau in dem Moment fuhr ein rotes Cabrio auf den Parkplatz vor Mycroft & Co. Seine Ankunft wurde durch das Kampflied der University of Southern California angekündigt. Anstelle einer Kühlerfigur ragten zwei riesige polierte Hörner über die gesamte Kühlerhaube.
Eine kleine Erscheinung in Form eines Mannes, der Jeans und Westernhemd trug, tauchte aus dem langen Auto auf und betrat den Buchladen. Er kaute auf einer sehr langen schwarzen Zigarre, die nicht angezündet war.
»Mein Name ist Beamish«, verkündete der Mann, nachdem er seine Zigarre aus dem Mund genommen hatte. Ohne die hohen Absätze der Cowboystiefel, aus Schlangenleder und ohne den Cowboyhut würde er kaum die Ein-Meter-fünfzig-Grenze überschreiten. Er nahm den Hut ab und reduzierte seine Größe um einiges.
»Beamish, und wie weiter?«
»Just Beamish.«
»Na gut, dann eben nur Beamish, was kann ich für Sie tun?«
»Nein, Just Beamish«, sagte er. »Das ist die Abkürzung für Justin.«
»Oh, Just Beamish. Jetzt kapier’ ich.«
Beamish strahlte.
Penelope strahlte Beamish an. »Was kann ich für Sie tun?«
»Discreet Investigations«, sagte Beamish.
»Sie sind Discreet Investigations? « Das rote Cabrio, das Kampflied und die Hörner erschienen Penelope nicht gerade diskret.
»Das bin ich.«
»Aber warum haben Sie mich nicht zurückgerufen?«
»Anweisungen von meiner Klientin.«
»Louise Fletcher?«
Beamish nickte ernst. »Eine großartige Frau. Hat immer im voraus gezahlt. Wirklich eine großartige Frau. Eine Klientin wie Louise Fletcher findet man sehr selten. Eigentlich überhaupt nicht.« Er schob seine Zigarre, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen.
»Das kann ich mir vorstellen. Sie werden das Ding doch wohl nicht anzünden, oder?«
»Um Gottes Willen, nein. Mir würde schlecht davon. Ich habe vor zwei Jahren mit Hilfe von Nikotinpflastern das Rauchen aufgegeben, aber dann wurde ich von den Pflastern abhängig. Ich habe mir angewöhnt, auf Zigarren herumzukauen, um von den Pflastern loszukommen, aber jetzt bin ich von den Zigarren abhängig. Ich habe einen sehr suchtgefährdeten Charakter.«
»Das scheint mir auch so.«
Beamish strahlte immer noch, als er sich im Buchladen umblickte. »Sie haben sich auf Krimis spezialisiert? Vielleicht sollte ich auch Romane schreiben. Ich könnte von so manchem Abenteuer berichten.« Er drehte sich wieder zu Penelope um. »Aber dann würde ich wahrscheinlich von der Schreibmaschine abhängig.«
»Ich glaube, die meisten Schriftsteller benutzen heutzutage Computer«, sagte Penelope.
»Da haben Sie wahrscheinlich recht. Das wäre eine teure Sucht. Nun…«
»Wollen Sie mir von einem Louise-Fletcher-Aben-teuer berichten? Sind Sie deshalb hier?«
»Ich bemühe mich immer, die Anweisungen meiner Klienten zu befolgen. Sie hat sehr präzise Angaben gemacht. Ich sollte all Ihre Anrufe ignorieren, bis Sie hartnäckig genug werden und im Büro auftauchen. Ich glaube, sie wollte, daß Sie Ralph und Russell kennenlernen. Sie mochte die beiden sehr. Hat ihnen immer Plätzchen mitgebracht.«
»Typisch Louise«, sagte Penelope. Sie versuchte, mit den Augen zu zwinkern, aber es gelang ihr nur, sie ungläubig zu rollen. Plätzchen, also ehrlich.
»Konnten Sie die Nachricht am Telefon gut verstehen? Ich habe die Kassette so nah wie möglich an den Hörer gehalten.«
»Ja, es es war sehr gut zu verstehen – nach Twilight- Zow^-Manier, wenn man so will. Es war ein ziemlicher Schock, Louises Stimme zu hören.«
»Ich soll Ihnen noch ein Band vorspielen. Mrs. Fletcher hat sich sehr klar ausgedrückt. Sie sollten es nur im äußersten Notfall hören, aber unter den Umständen – «
»Das ist ein Notfall.«
»Ich verstehe. Haben Sie einen Kassettenrecorder?«
»Ich hole ihn.« Penelope ging zu ihrem Schreibtisch im Hinterzimmer und wühlte in den Papieren herum, die darauflagen. Sie zitterte vor Aufregung, als sie den Mini-Kassettenrecorder fand, zurückging und ihn Beamish aushändigte. Endlich kam sie einen Schritt weiter.
Bevor Beamish die Kassette jedoch in den Recorder stecken konnte, betraten
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