Katzen, Killer und Kakteen
war?
»Was zum Teufel soll das nun wieder heißen?« fragte Penelope schließlich.
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, gute Frau«, antwortete Beamish. »Deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen.«
Es war schlimmer als beim Abschlußball.
Cassie zog sich fünfmal um und benutzte zuerst ihre eigene umfangreiche Garderobe, bevor sie dann zahlreiche Kombinationen aus Penelopes Schränken anprobierte. Penelope konnte Cassies Refrain »Wie seh’ ich aus?« bald nicht mehr hören.
»Du siehst gut aus«, wiederholte sie. »Du hast beim ersten Mal schon gut ausgesehen. Ich gehe die Tiere füttern.«
»Vielleicht…«, sagte Cassie und hielt eine andere Bluse hoch. Nachdem sie Mycroft, Chardonnay und die Kaninchen gefüttert hatte – alle hatten sich etwas vernachlässigt gefühlt –, ging Penelope ins Schlafzimmer zurück, wo sich Cassie gerade noch einmal umzog.
»Wie sehe ich jetzt aus?«
»Wundervoll«, sagte Penelope. »Umwerfend.«
»Findest du wirklich?« Cassie fing wieder von vorne an. Penelope beschloß, sich lieber noch einen Wein zu genehmigen und es Mycroft und Frank zu überlassen, das Outfit für die zweite Verabredung ihrer Schwester zu bewerten.
»Willst du dich nicht für Andy fertigmachen?«
»Ich bin fertig.«
»Du bist fertig?« fragte Cassie ungläubig.
Penelope schaute an sich herunter. »Meine Sachen sind sauber. Ich bin sauber. Ich rieche gut. Ich bin fertig.«
»Penny, Liebes«, sagte Cassie ernst, »wenn du Andy als selbstverständlich hinnimmst, wird er sich woanders umsehen.«
»Das würde ich ihm aber nicht raten.«
Als Penelope den Flur hinunterging, hörte sie Cassie fragen: »Also, Mycroft, was meinst du?« Penelope öffnete den Mund in einem stillen Schrei. Gegen das hier war der Abschlußball noch harmlos gewesen.
Statt wieder zu Cassie und deren hektischem Treiben zurückzugehen, nahm Penelope ihren Wein mit ins Wohnzimmer, ließ sich auf das Sofa plumpsen und schaltete Jeopardy ein. Nachdem sie die ersten Kategorien auf der Tafel aufblinken sah, schaltete sie wieder aus. Zu viel Naturwissenschaften und zu wenig Literatur und Geschichte. Wären da nicht Physik und Chemie gewesen, hätte sie die Abschlußrede für ihre Klasse gehalten, aber sie hatte in den Fächern nur Zweien bekommen.
»Was meinst du, Mycroft, hoch oder runter?« Scheinbar war Cassie bei ihrem Haar angelangt.
Obwohl Chemie und Physik für Penelope eine Tortur gewesen waren, hatte ihr das Chemielabor mit all den zischenden, heftig reagierenden Substanzen gut gefallen. Was reagierte nochmal so gut mit Wasser-Kalium, Mangan, Natrium? Egal. Penelope konnte sich nicht mehr erinnern, und es hatte auch keinen Zweck, Cassie zu fragen. Sie war in Chemie noch schlechter gewesen.
Luther Pendross, Penelopes Laborpartner und ein Streber, wie er im Buche stand, hatte ohne Erfolg versucht, seinen vorübergehenden Verweis von der Schule abzuwenden, nachdem er ein Klo auf der Jungentoilette zerstört hatte. Er hatte gegenüber dem Direktor argumentiert, er habe nur sehen wollen, was passiert, wenn ein großer Klumpen – was immer er auch ins Klo hatte fallen lassen – mit einer größeren Menge Wasser in Berührung kommt.
Der Direktor hatte sich nicht überzeugen lassen.
Aber es war eine ziemlich spektakuläre Reaktion gewesen.
»Hey«, brüllte Penelope, »was ist aus Luther Pendross geworden?«
»Ich glaub’, er ist ins Versicherungsgeschäft eingestiegen«, brüllte Cassie zurück.
Das war das Problem mit der Schule. Wißbegier und Forscherdrang der Schüler wurden im Keim erstickt.
Penelope schaltete den Fernseher für die Runde Doppeljeopardy an.
Na endlich. Die Kategorie AMERIKANISCHE ROMANE erschien auf der Tafel.
Penelope konnte die Antworten zu 1955 gar nicht fassen – wie konnte jemand James Dean nicht kennen? –, WEINE, BERÜHMTE TIERE und ASTRONOMIE. Wer kannte sich schon in Astronomie aus – Alyce natürlich. Sie fragte sich, ob Alyce im Gefängnis einen Fernseher hatte und sich Jeopardy ansah. Sie gab den Kandidaten selbst eine harte Nuß zu knacken. »Er hat Louise Fletcher und Freda Aisberg umgebracht.«
»Wer ist…?« setzte Penelope an.
Die drei Kandidaten -John, Shirley und Bill – wußten es nicht.
Der Moderator wußte es nicht.
Penelope wußte es erst recht nicht.
Schließlich blieb außer AMERIKANISCHE ROMANE nichts mehr übrig. Shirley, die in Führung lag, sagte zögernd: »Alex, AMERIKANISCHE ROMANE 200 bitte.«
»Dieser Roman wurde 1920 veröffentlicht und handelt
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