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Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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hungrig, durstig? Sie spürte es nicht mehr.
    »Ich nehme
einen Eisbecher«, beschloss Stefan.
    »Ja, ich
auch«, sagte sie hastig. Sie drehte ihren Stuhl Richtung Sonne, wandte sich von
der Familie neben ihnen ab. Ihr Herz schlug ruhiger. Was war denn schon geschehen?
Gar nichts.
    Sie löffelte
das Eis, spürte, dass es ihr schmeckte. Stefan hatte, ohne sie zu fragen, ihre Lieblingssorte
bestellt. Vanilleeis mit Schokosauce.
    »Ich werde
nachher noch ein paar Längen schwimmen«, sagte Stefan. »Kommst du auch?«
    »Nein, ich
bin etwas schläfrig, ich werde mich hinlegen, vielleicht ein bisschen lesen.«
    Stefan winkte
dem Kellner. Als sie aufbrachen, vermied es Nadine, zu der Familie mit den zwei
Kindern hinzusehen.
    Sie schreckte
aus einem tiefen Schlaf hoch, als Stefan das Zimmer betrat. Er war in einen weißen
Hotelbademantel gehüllt, seine Haare waren nass. »Ein hübsches Bad hat es«, erzählte
er. »Das Becken ist etwas kurz, aber man sieht beim Schwimmen in die Bäume.« Er
wirkte kräftig und ausgeruht. Ich habe einen gut aussehenden Mann, dachte Nadine.
Er kam zu ihr aufs Bett, und sie legte die Arme um ihn. Was habe ich vorhin geträumt,
fragte sie sich einen kurzen Moment, aber dann spürte sie, dass Stefan sie küsste,
und küsste ihn auch. Er spürte ihren Körper an seinem, er war warm und weich, nicht
verspannt und abweisend wie meist in den letzten Monaten.
    Nadine stand,
in ein vorgewärmtes Badetuch eingewickelt, im Bad und betrachtete ihr Gesicht im
Schminkspiegel. Ich bin nicht hässlich, dachte sie. Sie legte ein leichtes Make-up
auf, tuschte ihre Wimpern und malte dezente, braun-violette Schatten auf die Lider.
Sie kämmte ihr dunkles Haar und begann es trocken zu föhnen. Sie schlüpfte in frische
Wäsche und helle Strümpfe und ging dann ins Zimmer, um sich das Kleid anzuziehen.
Stefan war schon fertig, er trug eine helle graue Hose und ein weißes Hemd und war
daran, sich eine Krawatte umzubinden. Nadine stieg in ihr dunkelgrünes Kleid, und
Stefan stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Er zog sie zu sich vor den Spiegel.
»Sind wir nicht ein schönes Paar?« Nadine lachte, halb verlegen, halb geschmeichelt.
Sie nahm die eleganten Schuhe aus dem Schrank und schlüpfte hinein. Dann ging sie
nochmals ins Bad, um sich die Lippen in einem dunklen Rot nachzuziehen. Bin ich
das?, fragte sie sich. Ja, stellte sie verwundert fest. Das bin ich, das bin ja
tatsächlich ich. Wo bin ich denn die ganze Zeit gewesen? Kurz streifte sie der Gedanke
an zu Hause, aber es waren nicht Lottes ernstes Gesichtchen und nicht Luzias pelziges
Körperchen, die sich vor ihr Spiegelbild schoben, sondern es war Leons heiteres
Gesicht. Sie kämmte sich ein letztes Mal, griff nach ihrer Abendtasche und ging
ins Zimmer, wo Stefan sie erwartete.
    Im Speisesaal
hatten sie einen Tisch am Fenster, Stefan hatte dem Oberkellner dafür ein Trinkgeld
zugesteckt und auch gleich zwei Gläser Champagner bestellt.
    »Es ist
wie ein Märchen«, sagte Nadine etwas hilflos.
    »Von jetzt
an machen wir das ab und zu«, sagte Stefan, »bis es dir ganz wirklich vorkommt.«
    »Nein, es
gefällt mir, dass es so etwas – etwas Besonderes ist.«
    Das Essen
war ausgezeichnet, der Wein auch, und Nadine trank etwas mehr, als sie es gewöhnt
war. Sie wurde lebhaft und fröhlich, sie erinnerten sich an frühere gemeinsame Ferienreisen,
an den Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten, an den Argwohn von Stefan, der
anfänglich angenommen hatte, Leon sei Nadines Freund. »Du hast ihn so böse angeguckt«,
lachte Nadine, und Stefan nickte heftig. »Den hätte ich schon in die Flucht geschlagen,
wenn es nötig gewesen wäre.«
    Nach dem
Essen gingen sie in die Bar hinüber. Stefan bestellte sich einen Whisky und für
Nadine noch ein Glas Champagner. Es spielte eine Bluesband aus Frankfurt, ›Bluesblend‹
nannten sie sich. Sie trugen hellgraue Kreidestreifenanzüge und schwarz-weiß gemusterte
Schuhe, wie Nadine und Stefan amüsiert feststellten. Stefan mochte Blues, und auch
Nadine wiegte sich zur Musik. Die Songs waren mal innig und melancholisch, dann
wieder rockig und witzig. Einige Paare tanzten, und Stefan legte den Arm um Nadines
Taille, um sie zum Tanz zu führen. Etwas übermütig drehte er sie im Kreis. Nadine
überließ sich der Musik, Stefans Führung, dem Zauber ihrer leichten Trunkenheit.
Plötzlich wurde ihr schwindlig. Einen Moment lang wusste sie nicht mehr, wo sie
war, wo unten und wo oben war, wer Stefan war, ihr Herz begann zu

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