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Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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ein Schloss bauen wollen oder ein Hochhaus
oder einen Pferdestall oder alles miteinander.
    »Okay«,
sagte er, »bauen wir ein Haus. Ein großes, ja? Eine Villa mit vielen Zimmern und
Stockwerken?«
    »Ja, eine
Villa.«
    Sie begannen
ernsthaft, die Steine auszulegen, unterhielten sich über die Farben der Steine,
sparten Fenster- und Türöffnungen aus. Lotte war nun mit Eifer dabei. Luzia gluckste
auf ihrem Kissen und spielte mit ihren Händchen. Benja tappte heran, beschnupperte
die Legoteile und legte sich dann in einer Ecke zu einem Nickerchen nieder.
    Dann, sie
waren schon beim Innenausbau des Erdgeschosses, sagte Lotte: »Kommen Mama und Papa
wieder nach Hause?«
    »Selbstverständlich.
Morgen Abend. Einmal schlafen, und dann kommen sie wieder.«
    »Bist du
sicher?«
    »Hast du
Angst, sie könnten nicht zurückkehren? Warum denn?«
    »Vielleicht
kommen sie zu einem Schloss und wollen lieber dort bleiben.«
    »Bestimmt
nicht. Sie hätten doch furchtbar Heimweh nach dir und Luzia.«
    »Aber warum
sind sie denn weggegangen?«
    Leon wurde
verlegen. Gar nicht so einfach, einer Vierjährigen zu erklären, dass Mama und Papa
einmal zu zweit sein wollten, ohne ihre Kinder.
    »Ach, weißt
du, sie gehen in ein Hotel. Und dort ist es langweilig für Kinder. Das würde dir
und Luzia nicht gefallen.«
    »Wir bauen
ein Hotel«, sagte Lotte entschlossen. »Mit einem großen Zimmer für Mama und Papa.
Dann müssen sie nicht mehr wegfahren. – Was gibt es alles in einem Hotel?«
    Und so bauten
sie ein Hotel mit einer Küche, einem Restaurant und einem großen Schlafzimmer.
    »Und hier«,
sagte Lotte, »hat es noch Platz für ein Kinderzimmer für mich und Luzia.«
    Leon, der
spontan eher an eine Bar gedacht hatte, stimmte sofort zu.
    Luzia quietschte.
Als Leon und Lotte zu ihr hinsahen, verzog sie den kleinen Mund zu einem Lächeln.
Lotte war entzückt. »Das hat sie noch nie gemacht. Sie war immer ernst. Jetzt kann
sie lächeln. Meinst du, das Hotel gefällt ihr? Will sie auch darin wohnen?«
    Auch Leon
war gerührt. »Das ist wirklich ihr erstes Lächeln? Das bedeutet sicher, dass ihr
das Hotel prima gefällt.«
    Lotte beugte
sich zu ihr und streichelte ihr Gesichtchen. »Leon, kannst du ihr Gesicht rasieren?
Dann sieht man besser, wenn sie lächelt.«
    »Uff, das
habe ich noch nie gemacht. Ich kann es versuchen. Aber Nadine sagt, dass sie es
nicht so gern hat.«
    »Findest
du Luzia hübsch?«
    »Selbstverständlich.
Sie ist ein süßes kleines Mädchen.«
    »Melanie
hat gesagt, Luzia würde nie einen Mann finden, der sie heiratet.«
    »Ach was.
Melanie weiß gar nichts.«
    Leon hob
Luzia hoch, sie gingen in ihr Zimmer und Leon legte sie auf den Wickeltisch. Er
nahm den Rasierapparat, enthaarte zuerst Luzias Hände und setzte das Gerät dann
vorsichtig auf ihrem Gesicht an. Luzia ließ es geschehen. Lotte schaute aufmerksam
zu.
    »Bei Mama
fängt sie immer an zu schreien«, bemerkte sie.
    »Ha. Richtig
rasieren kann eben nur ein Mann«, prahlte Leon fröhlich. »Ich rasiere mich seit
Jahrzehnten jeden Morgen und ich fange nie an zu schreien. Na, wie gefällt sie dir?
Hübsch, oder?«
    »Ja, sie
ist sehr hübsch«, bestätigte Lotte. »Jetzt habe ich Hunger.«
    Leon schob
den Auflauf in den Backofen und wärmte ein Fläschchen für das Baby, das nicht mehr
lächeln wollte, sondern deutlich zu verstehen gab, dass es ebenfalls Appetit hatte.
    Am frühen
Nachmittag legte Leon Luzia zum Schlafen in den Wagen und stellte ihn draußen unter
einen Baum. Er setzte sich mit einer Zeitung daneben. Ein paar Meter weiter spielten
Lotte und ihre Freundin Sabrina, die im Nachbarhaus wohnte, im Sandkasten. Sie wollten
eigentlich ein Hotel für ihre Puppen bauen, aber da der Sand zu bröcklig war, begnügten
sie sich mit einer Strandlandschaft und Sandkeksen. Er hörte dem Geplauder der beiden
kleinen Mädchen zu. Sabrina hatte eine etwas schrille Stimme. Sie war ein kräftiges,
dunkelhaariges Kind, das gern versuchte, andere herumzukommandieren. Lotte war zarter,
konnte aber auch energisch sein und lenkte das Spiel oft, indem sie fantasievolle
Ideen hatte, die Sabrina gefielen. Manchmal ging es hart auf hart, und Leon hatte
auch schon Schlägereien zwischen den beiden miterlebt. Heute dominierte Sabrina.
    »Nein«,
hörte Leon sie sagen, »hier sitzt meine Puppe, das ist ihr Strandtuch. Deine kann
dort drüben liegen.« Lotte sagte nicht viel.
    »Du bist
langweilig«, beschwerte sich plötzlich Sabrina. Dann wurde ihre Stimme lauter.

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