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Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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halt gewohnt sind.
Arbeitet viel. Bringt Geld nach Hause. Übernimmt ein paar Pflichten im Haushalt.
Leon hatte es nicht gut gefunden, dass Nadine nach Lottes Geburt aufgehört hatte,
berufstätig zu sein. Er hatte ihr zugeredet, wenigstens zwei Tage pro Woche außer
Haus zu arbeiten. Aber Nadine hatte nicht gewollt. Mit dem Ergebnis, dass sie jetzt
keinen anderen Lebensinhalt hatte als die Familie, die Kinder. Ja, es lief etwas
schief mit dieser Familie.
    Leon merkte,
dass Lotte ihn vorwurfsvoll musterte. »Entschuldige, Spätzchen«, rief er, »ich bin
ein ganz schlechter Gast. Ich bin doch dafür da, dich zu unterhalten, meine Prinzessin.«
    »Wenn ich
eine Prinzessin bin, darf ich mich dann verkleiden?«, bat sie.
    »Klar!«
    Natürlich
hatte sie es auf Mamas Kleiderschrank abgesehen. Sei nicht böse, Nadine, dachte
Leon, aber das muss jetzt sein. Lotte stellte enttäuscht fest, dass Mamas schönstes
Kleid, das dunkelgrüne, weg war, aber Leon erlaubte ihr, eine lange schwarze Samtbluse
und goldfarbene Ballerinas anzuziehen. So stolperte sie im Schlafzimmer herum, die
Bluse, die ihr fast bis zu den Knöcheln reichte, elegant gerafft, mit einem glücklichen
Lächeln, während Leon sie fragte, was Majestät befehle. Er blieb hart, als Majestät
wünschte, im Ballkleid zum Sandkasten hinauszugehen, aber ließ sie dafür aus reichhaltigen
Vorschlägen das Abendessen aussuchen. Sie wollte knusprig gebratene Hähnchenkeulen
mit Pommes frites und Grießbrei mit Kirschenkompott. Also machte sich Leon ans Kochen.
    »Papa kann
nicht kochen«, bemerkte Lotte.
    »Der wird
halt von der Mama verwöhnt, die immer für ihn kocht.«
    »Aber du
musst immer selbst kochen?«
    Leon nickte.
    »Du könntest
doch bei uns wohnen. Dann würde Mama auch für dich kochen.«
    »Ich hätte
doch gar keinen Platz bei euch.«
    »Doch. Luzia
könnte in meinem Zimmer schlafen, dann könntest du ihr Zimmer haben. Und wenn Mama
und Papa ins Hotel gehen, wärst immer du da.«
    »Aber ich
bin ja jetzt da. Und ich bleibe, bis die beiden zurück sind.«
    Nach dem
Abendessen brachte Leon Lotte ins Bett und erzählte ihr noch eine Geschichte. Er
sagte ihr gute Nacht und wollte schon hinausgehen, aber sie sagte: »Leon?«
    »Ja?«
    »Mama ist
immer traurig.«
    Leon setzte
sich nochmals auf den Bettrand. »Ist sie das?«
    »Meinst
du, es ist wegen mir?«
    »Bestimmt
nicht.«
    »Weil ich
mit Sabrina streite und wir uns verhauen? Sie sagt, das darf man nicht.«
    »Ach, es
ist normal, dass man sich auch mal streitet. Mama ist sicher nicht traurig deswegen.«
    »Glaubst
du, dass Mama mich liebhat?«
    »Ja, meine
Kleine, das weiß ich ganz bestimmt. Das hat sie mir gesagt.«
    »Sie wird
böse, wenn ich sage, dass Luzia ein Zauberkind ist. Aber das ist sie. Die anderen
merken das nur nicht.«
    »Warum denkst
du, dass Luzia ein Zauberkind ist?«
    Lotte zuckte
die Schultern. »Es ist so.« Dann: »Hat Mama Luzia auch lieb?«
    »Aber sicher.«
    Lotte legte
den Kopf aufs Kissen und schloss die Augen. Aber sie wirkte nicht getröstet. Leon
strich ihr übers Haar, legte ihr Mischa, die Plüschkatze, in den Arm und ging hinaus.
Ich muss doch mit Nadine und Stefan reden, beschloss er. Die Kleine gibt sich selbst
die Schuld daran, dass sich alles verändert hat. Das ist nicht gut. Er schaltete
den Fernseher ein und suchte zappenderweise einen Actionfilm. Bloß nicht mehr nachdenken.
Schon gegen elf ging er, nach einem letzten Rundgang mit dem Hund, zu Bett. Er ließ
die Tür zu Luzias Zimmer offen, sie würde sich sicher nachts einmal melden und ein
Fläschchen brauchen. Und Lotte war eine Frühaufsteherin, Ausschlafen war morgen
sicher nicht drin.
     
    Tatsächlich weckte Lotte Leon um
halb sieben. »Ich bin schon lange wach«, verkündete sie.
    Leon nickte
ergeben, Gegenwehr war sinnlos, das war ihm klar. Er stand auf und ging ins Bad.
    »Was machen
wir heute?«, fragte Lotte beim Frühstück.
    »Ich dachte,
wir könnten in den Zoo gehen«, schlug Leon vor.
    »Ja, da
war ich schon lange nicht mehr«, rief Lotte. Aber dann hielt sie erschrocken inne.
»Aber was ist, wenn wir nicht zu Hause sind, wenn Mama und Papa zurückkommen?«
    »Keine Sorge«,
beruhigte sie Leon. »Sie kommen erst am späten Nachmittag. Wir haben alle Zeit der
Welt.«
    »Aber was
ist, wenn sie früher kommen?«, fragte Lotte ängstlich. »Vielleicht gehen sie dann
wieder weg.«
    »Bestimmt
nicht. Und wir können ihnen einen großen Zettel schreiben, wo wir hingehen und wann
wir zurück sind.«
    Das

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