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Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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etwas zu tun haben?«
    »Lotti war
nicht eifersüchtig. Sie hat Luzia geliebt.« Das »sie« war ganz leicht betont, registrierte
Streiff.
    »Gab es
in Ihrem Umfeld Menschen, die sich, äh, schwertaten mit dem Baby?«, versuchte er
eine vorsichtige Formulierung. Er blickte den Mann kurz von der Seite an. Attinger
sah aus dem Fenster.
    »Ja«, sagte
er dann langsam, »es gab Leute, die sich« – Pause – »schwertaten mit Luzia.« Pause.
»Meine Mutter zum Beispiel. Eine Freundin meiner Frau, die als Taufpatin vorgesehen
war und sich dann zurückzog. Nachbarn. Fremde Leute auf der Straße, die einen Blick
in den Kinderwagen warfen.« Pause. »Fragen Sie mich lieber, wer sich mit Luzia nicht
schwertat.«
    »Und, wer
tat sich nicht schwer mit ihr?«
    »Leon. Der
Bruder meiner Frau und Pate von Lotte. Lotte natürlich. Kinder. Die Spielkameraden
von Lotte. Jedenfalls so lange, bis sie zu Hause von Luzia erzählten und Lotti dann
die Bemerkungen ihrer Eltern getreulich weitererzählten.«
    »Ihre Frau?«,
wagte sich Streiff vor, während er sich ganz auf den Verkehr konzentrierte.
    »Nadine?
Nadine war wunderbar. Sie liebte Luzia vom ersten Augenblick an. Sie ist ganz Mutter.
Aber gerade deshalb hat es sie so zu Boden gedrückt, dass die Leute so entsetzt
auf die Kleine reagierten. Ich glaube, es hat ihre Kraft mit der Zeit überfordert,
dass Luzia überall auf Ablehnung stieß. Ich weiß nicht, ob sie vielleicht eine Depression
– wir haben über so etwas nicht geredet. Nadine war mit der Zeit einfach immer müde.
Eisenmangel, sagte sie.«
    »Aber Sie
glauben, dass es noch etwas anderes war?«
    Attinger
zuckte hilflos die Schultern. »Vielleicht.«
    »Wie war
Ihre Beziehung zu Ihrem Kind?«
    »Ich liebte
Luzia«, gab der Mann fest zurück. »Sie war meine Tochter, ich liebte sie.«
    Er verbirgt
etwas, dachte Streiff. Die ganze Wahrheit ist das sicher nicht.
    Sie fuhren
am Milchbuck vorbei Richtung Oerlikon. In weniger als zehn Minuten würden sie an
der Katzenbachstrasse sein. Streiff bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Attinger
sich straffte.
    »Eine Kollegin
von mir wird auch zu Ihnen nach Hause kommen«, bereitete er den Mann vor. »Sie wird
Ihrer Frau einige Fragen stellen. Und Beamte vom Kriminaltechnischen Dienst werden
eintreffen und die Umgebung absuchen. Sie werden sich auch in Ihrer Wohnung umsehen
müssen.«
    Attinger
schüttelte den Kopf, ohne zu verstehen. »Luzia wurde nicht aus der Wohnung geraubt,
sondern draußen, aus dem Kinderwagen. Das habe ich doch schon gesagt.« Er achtete
offensichtlich nur halb auf das, was Streiff sagte. Sein Gesicht zeigte nicht mehr
den Ausdruck von unverstellter Trauer wie im Moment, da er aus dem Obduktionssaal
getreten war. Nun wirkte der Mann müde, ängstlich, aber vor allem angespannt. Er
fürchtet sich vor dem, was ihn zu Hause erwartet, dachte Streiff. Sein Telefon piepste.
Elmer meldete, dass sie unterwegs war. Gut, dachte Streiff. Auf Elmers kompetente,
robuste Art konnte man sich verlassen. Er schätzte seine Mitarbeiterin sehr. Vor
zwei Jahren hatte er es ihr etwas übelgenommen, dass sie ein Kind bekommen und einen
längeren Babyurlaub genommen hatte. Gerade damals hatte er sich mit einem besonders
verzwickten Fall, dem Mord an einer Lokalpolitikerin, herumgeschlagen und nicht
viel Unterstützung gehabt, da die Hälfte seiner Crew mit Schweinegrippe im Bett
gelegen hatte. So hatte er Elmer trotzdem inoffiziell eingesetzt. Überall war sie
mit Kinderwagen aufgetaucht, scheinbar verärgert, aber es hatte ihr im Grunde genommen
Spaß gemacht. Nun arbeitete sie wieder zu achtzig Prozent, ihr kleiner Sohn Leo
ging in die Krippe, und der Alltag hatte sich zufriedenstellend eingespielt.
    Wie es wohl
Valerie ging? Sie hatte heute Morgen ganz klein und verschreckt ausgesehen. Es musste
furchtbar für sie gewesen sein, das tote Kind zu finden. Aber er hatte sich nicht
groß um sie kümmern können; er würde sie heute Abend sehen. Schon vor sechs Jahren
hatte sie ein Mordopfer aufgefunden, einen Kunden, der in ihrem Fahrradgeschäft
erschlagen worden war. Das hatte sie damals sehr mitgenommen.
    »Da vorn
müssen Sie rechts abbiegen«, machte ihn Attinger aufmerksam. Er schluckte. »Ich
– ich möchte – muss es ihr selbst sagen.«
    Streiff
nickte. Er stoppte. Sie stiegen aus. Attingers wohnten in einem älteren Mehrfamilienhaus,
vom Katzenbach nur durch einen breiten Streifen Rasen und einen Spazierweg getrennt.
Ihre Wohnung lag im Erdgeschoss, vom Wohnzimmer aus

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