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Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Leben gemeistert hätte. Sein Handy piepste, ein SMS war eingetroffen. Von Carla.
Was er heute Abend vorhabe? Ich brauche meine Ruhe, schrieb er unfreundlich zurück
und schaltete dann das Gerät aus. Er ging ins Wohnzimmer, ohne den Gartentisch abzuräumen,
legte eine DVD ein, einen Bergsteigerfilm, und ließ sich die nächsten anderthalb
Stunden fesseln von waghalsigen Kletterszenen, Schneestürmen und Abseilaktionen.
     
    Am nächsten Morgen machten sich
Streiff und Elmer auf zu Greta Attinger. Sie wohnte in St. Gallen. Streiff lenkte
den Wagen, fuhr die ganze Zeit am oberen Tempolimit. Er fluchte leise über einen
Lastwagen, der sich hartnäckig auf der Überholspur hielt. Ansonsten schwieg er.
Auch Zita Elmer hing ihren Gedanken nach. Die Großmutter des Kindes hatte gewollt,
dass man es in ein Heim gab. Warum? Das ging sie doch gar nichts an. Was war sie
für ein Mensch? Nadine Attinger hatte erwähnt, dass sie ihr unterstellt hatte, sie
sei schuld an Luzias Anomalie. Lag da ein klassischer Konflikt zwischen Schwiegermutter
und Schwiegertochter vor? War sie eine Mutter, die die Frau, die ihr Sohn gewählt
hatte, nicht akzeptieren konnte? Es war ein harter Vorwurf, den sie ihr offenbar
gemacht hatte. Herzlos. Zita dachte an ihre eigene Schwiegermutter, während die
Landschaft an ihr vorüberzog. Margrit. Auch ihr Verhältnis war nicht das allerbeste.
Linus war das jüngste ihrer Kinder, der einzige Junge nach zwei Mädchen. Die Mutter
liebte ihn sehr und war stolz auf ihn. Sie war eine fürsorgliche Frau und bereit
gewesen, auch Linus’ Frau in ihr Herz zu schließen. Hatte ihr sogar vorgeschlagen,
sie Mama zu nennen. Aber das war nicht Zitas Ding. Sie hatte die überschwänglichen
Umarmungen nie geschätzt, mit denen Margrit sie zu begrüßen pflegte, und war etwas
auf Distanz gegangen, was Margrit kränkte. Ich weiß, ich bin ein bisschen ein Raubein,
gestand Zita sich ein, aber sie tat es ohne Schuldgefühle. Sie neigte nicht zum
Grübeln. Ihre Beziehung hatte sich verbessert, seit Leo da war. Margrit hatte sich
sehnlichst einen Enkel gewünscht,und, dachte Zita, sie hat ihn bekommen. Margrit
war immer bereit, Leo zu hüten, das war ganz praktisch. Natürlich verwöhnte sie
ihn, aber das konnte man hinnehmen. Wie hätte Margrit reagiert, wenn Leo behindert
wäre? Zita war sich nicht sicher. Zweifellos wäre sie enttäuscht gewesen. Hätte
sie auch ihr, der Mutter, im Geheimen die Schuld zugeschoben? Vielleicht. Und wie
wäre es für sie selbst gewesen? Nein, darüber wollte sie sich nicht den Kopf zerbrechen.
Sie hatte ein gesundes Kind, wie es sein sollte, und wahrscheinlich würde es auch
das Einzige bleiben. Mit einem Kind konnte man noch Karriere machen, mit zweien
würde es schwierig.
    »Warum schüttelst
du so energisch den Kopf?«, fragte Streiff.
    Zita fühlte
sich ertappt. Sie lachte verlegen. »Ach, nichts. Man macht sich halt so seine Gedanken
bei einem solchen Fall.«
    Er nickte.
Er bog in die Autobahnausfahrt St. Gallen Kreuzbleiche ein. Greta Attingers Adresse
hatte er ins Navi-Gerät eingegeben. »Nach 300 Metern links abbiegen«, meldete die
metallische Frauenstimme.
    »Warum hast
du eigentlich keine Kinder?«, fragte Zita unvermittelt.
    »Ach, ich
bin nicht so der Typ dafür«, gab Streiff leichthin zurück. Das stimmte. Er hatte
sich nie Kinder gewünscht. Vielleicht hätte er welche gehabt, wenn er mit Anikó,
seiner ersten längeren Beziehung, zusammengeblieben wäre. Sie hatte Kinder gewollt
und hatte jetzt auch zwei. Aber sie hatte es nicht akzeptieren können, dass er nach
einem abgebrochenen Jurastudium zur Polizei gegangen war. Mit Liliane, seiner Frau,
die er auf der Polizeischule kennengelernt hatte, hatte sich die Frage nicht gestellt,
sie waren auseinandergegangen, bevor das Thema aktuell geworden war. Sie war wieder
verheiratet, und soviel er wusste, hatte sie keine Kinder. Valerie war nicht mehr
in dem Alter, in dem man Kinder haben konnte, und Streiff bedauerte es nicht.
    »Meinst
du, Frau Attinger weiß schon, was geschehen ist?«, fragte Elmer.
    »Gut möglich,
dass ihr Sohn sie inzwischen informiert hat oder dass sie es in der Zeitung gelesen
hat. Falls nicht, wäre es natürlich besser, dann hat sie sich keinen Grund zurechtlegen
können, warum sie vorgestern Vormittag in der Nähe des Hauses der Attingers gewesen
war.«
    Sie fuhren
in die Stadt St. Gallen hinein. Weder Streiff noch Elmer kannten sich aus, wurden
aber vom Navi zuverlässig durch die Straßen ins

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