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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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unterschiedlichsten Menschen durchströmten die Straßen und Plätze. Ich sah dunkelbraune Neger, kaffeebraune Fellachen, europäische Damen mit weißen Sonnenschirmen und Glacéhandschuhen, vornehme Herren in weißen Beinkleidern und Tarbuschi und Männer in armenischer Tracht.
    Der typische Ägypter – falls er denn überhaupt existiert – ist jedoch mittelgroß, vollschlank bis zierlich, mit dunklem Haar und Augen. Seine Haut ist leicht getönt, das Gesicht feinknochig und oval mit mittelhoher, meist gerader Nase. Ich sah aber auch eine mehr orientalische Mischung, wobei diese Menschen von dunklerer Hautfarbe und grazilerem Bau waren. Selbst äthiopische Einflüsse sind nicht zu leugnen: Hier in diesem Nadelöhr der unterschiedlichsten Kulturen und Rassen fanden sich die Übergangsformen vom Europiden zum Negriden. Angehörige dieser Gruppe kennzeichnen sich durch ihren hohen, schlanken Wuchs und eine sehr dunkle, zum Teil rot-schwarze Haut.
    Die koptische Minderheit, zu der ja auch Mrs. Attiya zählt, unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von den übrigen Ägyptern. Ihre Augen sind jedoch größer und mehr länglich als rund. Ihre gerade Nase ist an ihrer Spitze sanft eingebogen und die Lippen sind aufgeworfen. Verglichen mit den übrigen Arabern, besitzen sie zudem eine hellere Hautfarbe. Die Männer tragen schwarze Turbane, statt der sonst üblichen blauen. Auch die Frauen bevorzugen Schwarz. Ihre dunklen Überwürfe und Schleier stehen in deutlichem Kontrast zu dem gewohnten Bild der weißen Tücher. Viele der Frauen haben zudem grüne Tätowierungen auf ihren Gesichtern; in erster Linie das koptische Kreuz. - Onkel Normans Frau besitzt aber keines dieser farbigen Zeichen; offenbar verzichtet die ›Gemeinschaft der Bubasiten‹ auf eine derart deutliche Zurschaustellung ihres Glaubens.
    Sir Emery zeigte uns die Pompejussäule und die kläglichen Grundmauern der einst so großen Bibliothek. Die ›Nadel der Cleopatra‹, die einst hier stand, hatte ich bereits in London bewundern können. Bereits schon 1820 schenkte Mohammed Ali Earl Caven bzw. den Engländern den Obelisken; erst 1878 wurde die ›Nadel‹ dann am Themse-Ufer aufgestellt. Ihr Gegenstück wurde 1869 bei der Eröffnung des Suezkanals den Amerikanern angeboten. Dieser Obelisk steht heute im New Yorker Central Park. So pittoresk diese Kunstwerke auch scheinen, so bleibt doch die Frage, ob wir – die Eroberer, Forscher und Wissenschaftler überhaupt das Recht besitzen, jenes einmalige Kulturerbe außer Landes zu bringen – selbst dann, wenn wir es als Geschenk erhalten sollten.
    Unser Weg führte uns schließlich auch zu den Katakomben im Nordosten der Stadt, am so genannten ›Corso‹. Auch hier ließen sich zunehmender Verfall und Zerstörung erkennen; aus Mangel an Baumaterial werden selbst heute noch Kalkstücke von hier mit Kamelen abtransportiert.
    In den weitverzweigten Gewölben sah man Überreste von griechischer und römischer Malerei. Nur an den Rändern der Wände entdeckte ich ägyptische Verzierungen …
     
    Hier übersprang ich einige Seiten, da sich Blatchford im Folgenden sehr ausführlich über erneute Besuche in den Katakomben nahe den ›Bädern der Cleopatra‹, sowie über die Menschen und Vegetation dieser Gegend ausließ.
    Nach einem weiteren Tag in Alexandria brach die Gruppe zur Weiterfahrt nach Kairo auf.
     
    19. Januar: Bei aufgelockertem Himmel und angenehmen 22 Grad setzten wir heute früh unsere Reise fort. Entgegen meiner Annahme, die einhundertdreißig Meilen nach Kairo mit dem Zug zurückzulegen, entschied sich mein Onkel für die altertümliche und zeitaufwendigere Route per Schiff.
    »Niemand hetzt uns«, meinte er, »und nur auf diese Weise lernt man das Land richtig kennen.«
    Wir begannen unsere Fahrt auf einem Boot, das von einem kleinen Dampfer im Schlepptau gezogen wurde; auf dem Mahmudije-Kanal wechselten wir auf eine etwas größere Nilbarke, eine so genannte ›Dahabije‹, über. Erstaunlicherweise waren hier unsere Kabinen weitaus komfortabler als auf der ›Bombay‹.
    Wir segelten vorbei an Landhäusern, die zunehmend ärmlicher wurden. Überhaupt erschien plötzlich alles trostloser. Kaum lag die Stadt hinter uns, verschwand auch die ohnehin schon klägliche Flora. Nur ganz selten einmal erblickte ich vereinzelte Sykomoren oder Dattelpalmen inmitten der winzigen Dörfer entlang des Kanals.
    Bei Atfeeh gelangten wir durch die Schleuse in den Rosette-Arm des Nils.
    (Überraschenderweise

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