Katzenkrieg
richtig.»
«Exzellenz, Sie dürfen den Militärs nicht trauen.»
«Wollen die denn nicht auch die Rettung Spaniens?»
«Exzellenz, in ihrer Sprache ist Spanien eines und in unserer etwas anderes.»
Er schloss lautlos das Fenster, ließ den Vorhang fallen und wandte sich wieder Lilí zu, die immer noch auf der Bettkante saß. «Was du willst, ist unmöglich. Versetz dich mal in meine Lage.»
«Ich kann mich nicht in deine Lage versetzen. Und du dich nicht in meine: Jeder muss für sich selbst entscheiden.»
«Aber du bist noch ein Kind, Lilí.»
«In welchem Alter hat Maria Anna von Österreich Philipp IV. geheiratet? Du musst es doch wissen – Velázquez hat ein Bild von ihr gemalt.»
Anthony konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. «Mit vierzehn», musste er zugeben. «Und mit fünfzehn die Infantin Margarita.»
«Siehst du? In diesem Alter ist man schon eine Frau.»
«Wenn du damit meinst, eine Szene zu machen und den Männern das Leben schwer, dann muss ich dir recht geben. Aber das heißt das Pferd beim Schwanz aufzäumen.»
«Tony, wenn du mich nicht attraktiv findest, dann sag es mir, aber behandle mich nicht wie ein kleines Mädchen. Das bin ich nicht, und du weißt es. Wäre ich es, so würde ich nicht in deinen Augen lesen, was du denkst. Tu, was du willst. Und sei unbesorgt – wie du dich auch entscheidest, ich werde nichts tun, was dir schaden könnte. Weil ich dich liebe, Tony.»
Es war dunkle Nacht, als sich der Engländer vom Balkon abseilte. Unbehelligt erreichte er die Mauer, suchte einen vorstehenden Stein, so dass er sich nicht verletzte wie beim ersten Mal. Bevor er auf die Straße hinuntersprang, schaute er noch einmal zum Palais zurück. Es war vollkommen still, und die Fenster waren dunkel oder die Vorhänge zugezogen. Im schwachen Licht der Straßenlaternen glaubte er Lilís Silhouette in der Balkontür zu erkennen, wie sie über den glücklichen Ausgang der Flucht wachte.
Im Seitensträßchen begann er aus Leibeskräften auf den Paseo de la Castellana zuzulaufen, und dort rannte er inmitten der Passanten weiter, bis ihm die Luft ausging. Er hielt ein Taxi an, stieg ein und nannte die Hoteladresse. In einem ersten Impuls hatte er in der Botschaft um Asyl nachsuchen wollen, aber er vermutete, sie sei geschlossen, und hielt es für klüger, ins Hotel zu gehen und von dort aus Harry Parker anzurufen. Ganz sicher würde man ihn abholen und ihm für die wertvollen Informationen über die künftigen Ereignisse in Spanien Schutz anbieten – Informationen, zu denen er unfreiwillig, aber unter beträchtlichen Risiken gekommen war. Nichts konnte den britischen Geheimdienst so interessieren wie konkrete, glaubwürdige Angaben zu einem unmittelbar bevorstehenden Militärputsch und der Identität seiner Rädelsführer.
Seines jämmerlichen Aussehens bewusst, verlangte er herausfordernd vom Empfangschef das Telefon, um ein, zwei Anrufe zu tätigen, und fragte, ob ihn während seiner Abwesenheit jemand besucht oder angerufen habe. «Jemand? Mein lieber Mann, seit Sie hier abgestiegen sind, ist das Hotel ein Rummelplatz!»
Die Abenteuer des Tages hatten die Energien des Engländers aufgezehrt. Er glaubte gleich ohnmächtig zu werden und bat um ein Glas Wasser. Der Empfangschef holte einen Krug unter dem Tisch hervor und reichte ihn ihm. Das frische Wasser mit Anisgeschmack brachte ihn wieder ins Leben zurück. «Sie sollten nicht so über die Stränge schlagen», sagte der Empfangschef halb ironisch, halb liebevoll. Und dann zählte er das Kommen und Gehen auf: «Zuerst hat sich die Kleine mit ihrem Balg und den Habseligkeiten davongemacht. Ob es ihre eigenen waren oder Ihre, geht mich nichts an. Dann ist wieder dieser feine Pinkel von neulich gekommen, der Scherzkeks mit der Pistole. Als er sah, dass Sie nicht da waren, ist er übellaunig und ohne einen Muckser abgezogen. Er wird wiederkommen. Und vor einer Stunde oder etwas länger ist der Herr vom ersten Tag aufgekreuzt.»
«Vom ersten Tag?»
«Bei diesem Betrieb haben Sie ihn wahrscheinlich vergessen. An Ihrem ersten Tag hier ist ein sehr eleganter Herr gekommen, Ausländer. Er hat ein tolles Spanisch gesprochen und großes Interesse an Ihnen gezeigt, aber dann ist er nicht wiedergekommen. Bis heute. Ihre Abwesenheit hat ihn sehr verdrossen, und er hat eine Telefonnummer aufgeschrieben mit der Bitte, ihn anzurufen, sobald Sie da sind.»
«Und seinen Namen hat er nicht hinterlassen?»
«Nein. Nur die Telefonnummer und ein
Weitere Kostenlose Bücher