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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Schwulenparfüm, das mich fast umgehauen hat.»
    Anthony erinnerte sich an den geheimnisvollen Besuch und auch daran, dass er ihn bei einem ihrer Gespräche Harry Parker gegenüber erwähnt hatte. Der Diplomat wollte von nichts gewusst haben. Vielleicht log er. Die einzige Möglichkeit, die Zweifel zu beseitigen, war, diese Nummer anzurufen. Er beschloss, den Anruf bei Harry Parker auf später zu verschieben, falls sich aus dem anderen Telefonat ein neuer Aspekt ergäbe. Was Guillermo del Valle betraf, so unternahm er am besten gar nichts. In diesem Moment war es ihm vollkommen gleichgültig, was sich im Innern der Falange abspielte, und er hatte nicht das geringste Bedürfnis, den Kontakt mit der Familie des Herzogs von Igualada wieder aufzunehmen.
    Unter der Nummer, die ihm der Empfangschef gegeben hatte, antwortete eine verschleierte, zittrige, nicht erkennbare Stimme. Als sich Anthony Whitelands identifizierte, ging der andere zum Englischen über. «Ich muss Sie dringend sehen», sagte er. «Uns telefonisch zu unterhalten wäre unvorsichtig. Ich erwarte Sie in einer Stunde im Chicote. Sagen Sie niemandem etwas. Kommen Sie allein.»
    «Und wie werde ich Sie erkennen?»
    «Ich werde Sie erkennen. Und Sie mich auch. In einer Stunde. Im Chicote. Ich muss auflegen.»

32
    Das Chicote lag unweit des Hotels, und da das Gespräch in einer Stunde stattfinden sollte, konnte sich Anthony Whitelands waschen und umziehen und hatte sogar Zeit, in einem Bierlokal auf der Plaza Santa Ana ein dickes Tintenfischsandwich zu verschlingen – er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Dann ging er durch die Calle del Príncipe, die Sevilla und die Peligros und traf mit einer beabsichtigten Verspätung von fünf Minuten am vereinbarten Ort ein, um das Lokal vom Eingang aus zu überblicken und den Mann ausfindig zu machen, der ihn herbestellt hatte. Da sagte jemand hinter ihm auf Englisch: «Hier bin ich. Sie kommen zu spät. Drehen Sie sich nicht um. Gehen wir hinein.»
    Das Chicote war zu einem der meistbesuchten Lokale der Madrider Boheme der Zweiten Republik geworden, aus welcher Zeit es auch stammte. Dieser Abend bildete keine Ausnahme, und bei den vielen Gästen konnte Anthony der Aufforderung nachkommen, ohne eine Falle befürchten zu müssen. Im Inneren wandte er sich um, um das Gesicht seines Begleiters zu sehen, und erkannte mit einiger Überraschung sogleich Pedro Teacher. «Warum haben Sie denn nicht von Anfang an gesagt, dass Sie es sind?», fragte er.
    «Sprechen Sie meinen Namen nicht aus!», rief der salbungsvolle Galerist. «Ich bin inkognito hier.»
    «Mit Melone und Monokel? Und was soll die ganze Geheimniskrämerei?»
    Ohne zu antworten, schob ihn Pedro Teacher vor sich her, und so drängten sie sich durch die Mauer der Gäste und setzten sich an einen wie von Zauberhand frei gehaltenen Tisch. Pedro Teacher hängte Mantel und Melone an einen Garderobenständer und steckte das Monokel in die obere Jacketttasche. Er war sehr erregt und schaute unablässig in alle Richtungen. Als der Kellner an den Tisch trat, bestellte er zwei trockene Martini, ohne Anthony erst zu fragen. «Die machen sie hier sehr gut», sagte er. «Die besten von ganz Spanien.»
    «Schön. Und jetzt erklären Sie mir, was der ganze Quatsch soll. Was machen Sie in Madrid?»
    «Verzweifelt Sie suchen. Passen Sie auf: Kurz nachdem Sie, von mir überzeugt, wie Sie sich erinnern werden, aus London abgereist sind, ist etwas Unerwartetes geschehen, so dass die Unternehmung, so wie ich sie Ihnen dargelegt hatte, einen anderen und, wenn Sie mir ein hochtrabendes Adjektiv erlauben, letalen Weg eingeschlagen hat.»
    «Letal für mich?», fragte Anthony, ohne sich aufzuregen – was er bisher erlebt hatte, hatte ihn von dem Erschrecken kuriert.
    «Letal ganz grundsätzlich, aber Sie, ich sage es ungern, befinden sich in einer doppelt letalen Lage. Kreuzfeuer, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn. Deshalb und angetrieben von meiner natürlichen Ehrlichkeit, bin ich Ihnen, wie gesagt, nachgereist. Ich bin einen Tag später eingetroffen und habe dank meiner Kontakte zu, wenn ich sie so nennen darf, neuralgischen Zentren der Verwaltung unverzüglich Ihren Verbleib ermittelt. Madrid hat für mich keine Geheimnisse. Es gibt für mich als Lieferanten der angesehensten Familien des Landes kaum ein Milieu oder einen Bereich, zu denen ich keinen Zugang habe. Und unter allen Milieus, deren Türen sich mir öffnen, nimmt das Haus unseres gemeinsamen

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