Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
Vom Netzwerk:
einem Hemmschuh, den es früher oder später auszurotten galt.
    Das Gespräch fand an ebendiesem Vormittag bei den Eltern von Serrano Suñer statt und war für José Antonio nicht nur wirkungslos, sondern überaus ärgerlich. Obwohl scheinbar Herr der Lage und ein brillanter Redner, war er außerhalb seines Freundeskreises schüchtern; Franco dagegen hatte ein unerschütterliches Selbstbewusstsein, war geduldig und verschlagen und wusste, wie er aus seiner angeborenen Langsamkeit Nutzen ziehen konnte, so dass er, Überdruss und Erschöpfung hervorrufend, sämtliche Dispute gewann. In diesem Fall empfing er José Antonio mit großen Sympathiebekundungen, und noch bevor der andere den Grund für das Treffen darlegen konnte, sagte er, auf den Kanaren sei zwar das Klima mild und die Landschaft wunderschön, aber für einen Soldaten gebe es wenig zu tun, so dass er sich intensiv dem Studium der englischen Sprache gewidmet habe, und da er von seinem Schwager wisse, dass José Antonio genaueste Kenntnisse dieser Sprache habe, wolle er eine solche Chance nicht ungenutzt lassen und ihn bitten, ihm bei einigen für diese so reiche und vom Spanischen so verschiedene Sprache typischen Schwierigkeiten zu helfen. Höflich tat José Antonio sein Möglichstes, um die Zweifel seines Gesprächspartners zu klären, und danach versuchte er vergeblich, auf die heißen Fragen zurückzukommen, die ihn hergeführt hatten – Franco reduzierte das Problem auf irrelevante Aspekte, antwortete mit Ausflüchten und verknüpfte unermüdlich sämtliche Sätze mit dem Wort nevertheless , ob es passte oder nicht. Verwirrt zuerst und dann verärgert, begriff José Antonio, dass ihn der geriebene General auf den Arm nahm. Nach mehreren Stunden verbalen Ringens verabschiedeten sich der Landeschef der Falange und der General mit frostiger Höflichkeit, um sich nie wiederzusehen.
    Der schmucke Marquis de Estella hätte den Mut noch mehr verloren, hätte er gewusst, dass, während er erfolglos gegen Francos Undurchlässigkeit ankämpfte, die Frau, die er liebte und von der er sich geliebt glaubte, ihrer Schwester in für ihn wenig schmeichelhaften Worten das Toben der Leidenschaften in ihrem Herzen beschrieb. «Ich habe keinen Zweifel, dass mich Gott bestraft hat. Indem ich die Sünde des Fleisches zu begehen glaubte, bin ich in die Sünde der Manipulation verfallen. Ich wollte mich für meine unwürdigen Zwecke eines Mannes bedienen, und Gott hat sich seiner bedient, um mich zu erniedrigen. Ich habe mich in Anthony verliebt und werde ihm nie gehören können.»
    «Warum denn nicht?», fragte Lilí mit hauchdünner Stimme.
    Darüber hatte Paquita die ganze Nacht nachgedacht, so dass sie nicht lange nach der Antwort suchen musste. «Vor allem: Er ist Engländer. Spanien gefällt ihm zwar sehr, das stimmt, und zweifellos würde es ihm nichts ausmachen, in Madrid zu bleiben. Aber am Vorabend einer bolschewistischen Revolution würde niemand so etwas tun. Und ginge ich mit ihm nach London, würde mich Papa enterben.»
    «Paquita, ich erkenne dich nicht wieder! Gestern warst du noch bereit, dein Schicksal an das von José Antonio zu binden, mit allen Gefahren und allem Verdruss, die das mit sich bringt, und heute erschreckt dich der Gedanke, vom Lohn eines Professors zu leben», sagte Lilí mit einem Anflug von Ironie, den ihre Schwester glücklicherweise nicht wahrnahm.
    Paquita senkte den Kopf und tupfte sich eine Träne von der Wange. «Ach, Lilí, wenn es nur das Geld wäre! Aber es geht um etwas Verzwickteres und vor allem um eine Frage der Ehre. Zunächst einmal hat er nicht die geringste Ahnung von der wahren Natur meiner Gefühle. Um seinen Widerstand zu überwinden, gab ich vor, eine Frau mit lockeren Sitten zu sein. Jetzt muss er denken, dass ich mit jedem Dahergelaufenen tue, was ich mit ihm getan habe. Wie soll ich ihn vom Gegenteil überzeugen nach dem, was zwischen uns geschehen ist? Zweitens kann ich José Antonio nicht verlassen, so wie die Dinge jetzt liegen. Auch wenn unsere Liebe nicht sein darf, er rechnet mit mir; zu wissen, dass ich ihn liebe, ist in angsterfüllten oder schwachen Momenten eine Stütze für ihn, mitten in dem ganzen Hass, den seine Person und seine Gedanken wecken. Wenn ich ihn jetzt verlasse, was bleibt ihm dann für ein Trost? Ganz zu schweigen davon, dass unsere Beziehung ein offenes Geheimnis ist; wenn man zu munkeln beginnt, dass ich ihm mit einem Ausländer Hörner aufgesetzt habe, der dazu auch noch ein Trottel zu

Weitere Kostenlose Bücher