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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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ewige Verdammnis nach sich zöge, habe sie bei Pater Rodrigo um die Absolution nachgesucht. Die Reaktion des Geistlichen habe ihr gezeigt, dass sie nicht nur in Gottes Augen, sondern auch in denen der Menschen eine abscheuliche Tat begangen habe. Zu spät sei ihr klar geworden, dass es keine Verzeihung für sie gebe und dass sie nie fähig wäre, José Antonio von ihrem unqualifizierten Verhalten zu berichten.
    «Vor einem Moment hat mich eine arme Frau aus der Gosse aufgesucht, die die Frucht ihrer Irrwege auf dem Arm trug», sie schaute flüchtig zu der Bank hinüber, wo die Frucht der Irrwege ihren schleimigen Abdruck hinterlassen hatte, «und während ich aus der Warte meiner vermeintlichen Ehrenhaftigkeit mit ihr sprach, habe ich mich gefragt, welchen Unterschied es eigentlich zwischen dieser Frau und mir gab beziehungsweise gibt. Aber das Schlimmste, liebste Lilí, das Schlimmste …»
    An dieser Stelle unterbrach ein Schluchzen Paquitas Worte, gefolgt von bitterem Weinen. In Lilís Seele wurde ein Kampf ausgefochten zwischen dem Impuls, ihre Schwester zu umarmen und sie mit ihrer ganzen Liebe zu trösten, und der heimlichen Rivalität um den Engländer. Schließlich blieb sie reglos und abwartend sitzen. Nach einer Weile wurde Paquita wieder gelassener und unternahm eine gewaltige Anstrengung, um einer Wahrheit ins Auge zu blicken, die zuzulassen geschweige denn zu formulieren sie nicht den Mut hatte. Wie viele edle Seelen, die sich von einem glühenden Perfektionismus leiten lassen, litt sie grässlich, als sie den erniedrigenden Ruf des Trivialen spürte. «Ich liebe ihn», flüsterte sie. «Es ist absurd und kläglich, aber ich habe mich in Anthony Whitelands verliebt.»
    Lilí schloss die Augen und hielt sich gerade. Nach einer Pause räusperte sie sich und sagte: «Und was ist jetzt mit José Antonio?»
    Diesen beschäftigte in diesem Augenblick etwas Wichtigeres.
    Zwei Jahre zuvor hatte Serrano Suñer, Busen- und Gesinnungsfreund von José Antonio Primo de Rivera, Zita Polo geehelicht, eine schöne Asturierin aus guter Familie, deren Schwester Carmen mit General Francisco Franco verheiratet war. Fest entschlossen, alle Mittel auszuschöpfen, um mit der Armee eine Allianz eingehen zu können, die die Unabhängigkeit der Falange von den Putschistengeneralen und die künftige Akzeptierung ihres fortschrittlichen Sozialprogramms garantieren würde, hatte José Antonio Serrano Suñer gebeten, ihm ein Gespräch mit Franco zu vermitteln, worein dieser ebenso schnell wie im Hinblick auf das Ergebnis pessimistisch eingewilligt hatte. Zehn Jahre jünger als Franco, großgewachsen, hübsch, elegant, sympathisch, ein hervorragender Tänzer, war Suñer das genaue Gegenteil seines faden Schwagers, ohne dass das ihre ausgezeichnete Beziehung beeinträchtigt hätte. Franco respektierte skrupulös die Familienbande, in seinem persönlichen Fall umso mehr, als sie ihm, einem Soldaten ohne persönliches Vermögen und mit mehr Verdiensten als Ansehen, zu gesellschaftlichem Aufstieg verhelfen konnten. Die Freundschaft zwischen Serrano Suñer und Primo de Rivera und ihre übereinstimmenden Ideen waren ihm sehr wohl bekannt, aber darüber sah er hinweg, da er die Intelligenz und das politische Geschick des Ersteren schätzte, dessen Treue zu seiner Person in naher Zukunft für beide sehr vorteilhaft sein konnte, und weil er um die wertvollen internationalen Kontakte seines Schwagers wusste, insbesondere zu Graf Ciano, Mussolinis rechter Hand, und der Zugang zu diesen möglichen Alliierten konnte ausschlaggebend sein, wenn es darum ging, wer das alleinige Kommando des Aufstands übernehmen sollte. Denn im Gegensatz zu anderen Verschwörern, die ihre Pflicht und Schuldigkeit mit der Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung, der Garantie von Spaniens Einheit und der eventuellen Wiedereinführung der Monarchie für getan hielten, wusste Franco, dass der den Putsch anführende Militär am Ende die Geschicke des Landes lenken würde, mit oder ohne König, und diese Aufgabe mochte er weder Mola noch Sanjurjo, weder Goded noch Fanjul oder sonst einem dieser Trunkenbolde überlassen, die im Offizierskasino herumgockelten. Darum willigte er in das Treffen mit Primo de Rivera ein, obwohl das seine Rückkehr auf die Kanaren verzögerte, wo er heimlich weggegangen war, und obwohl er nicht bereit war, in irgendeiner Hinsicht gegenüber jemandem nachzugeben, den er für einen Windbeutel hielt, und schon gar nicht gegenüber der Falange,

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