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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Intelligenz ganz natürlich zusammen. Im Grunde das genaue Gegenteil der steifen, letzten Endes emporkömmlerischen britischen Aristokratie, besessen von ihren Adelstiteln, ihren Verwandtschaftsbeziehungen und Kapitalerträgen, verächtlich im Umgang, anmaßend und ungebildet.
    Die Stimme der Herzogin riss ihn aus diesen Überlegungen. «Um Gottes willen, hört schon auf mit dieser verflixten Jagd. Ihr langweilt unseren Gast. Los, Antoñito, erzählen Sie von sich. Wozu sind Sie nach Madrid gekommen, außer um sich bei uns zu langweilen? Werden Sie im Ateneo einen Vortrag halten? Ich liebe Vorträge. Und sonst schlafe ich eben ein dabei. So oder so, ich unterhalte mich bestens. Vor einem Monat ist ein Deutscher gekommen und hat uns erklärt, Christoph Kolumbus sei der Sohn eines Eskimos und einer Mallorquinerin. Sehr interessant. Was er nicht sagte, war, wie es diese beiden angestellt haben, um den Admiral zu zeugen. Vertreten Sie auch so ungereimte Theorien?»
    «Nein, ich fürchte, ich bin ein wenig langweilig. Ich halte fast nie Vorträge, aber ab und zu veröffentliche ich einen Artikel in einer Fachzeitschrift.»
    «Oh, gut, Sie sind ja noch jung.»
    Der Rest der Mahlzeit verlief im selben ungezwungenen Ton. Danach nahm Anthony an, jeder würde zu seinen Obliegenheiten zurückkehren und er könnte mit der Arbeit beginnen, die ihn hergerufen hatte, doch der Herzog, der den Arbeitstag offenbar für abgeschlossen hielt oder vergessen hatte, warum sich der Ausländer hier befand, beorderte alle wieder ins Musikzimmer, wo ihnen Kaffee und Liköre serviert würden und wo, wer Lust habe – er deutete auf sich –, eine schöne Havanna rauchen könne.
    Alle gingen ins Musikzimmer außer Pater Rodrigo, der sich mit einem als Entschuldigung und Verabschiedung dienenden Brummen zurückzog. Die Herzogin setzte sich, nachdem sie das Kaffeetässchen ausgetrunken hatte, an den Flügel und spielte ein paar leichte Melodien. Dann nahm Lilí neben ihr Platz, und sie gaben etwas Vierhändiges zum Besten. Als sie fertig waren, klatschte Anthony Beifall, und Lilí sprang vom Hocker auf, stürzte auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Hals und fragte ihn, ob es ihm denn wirklich gefallen habe. Er tätschelte ihr zärtlich die Wangen und brachte ein paar zerstreute Lobesworte hervor, denn in diesem Moment hatte Guillermo eine Gitarre hervorgezaubert und gestimmt und zupfte nun einige Akkorde, während sich Paquita neben ihn aufs Sofa setzte und mit leicht heiserer, aber sehr reiner und sinnlicher Stimme zu singen begann. Anthony war hingerissen. Eine ganze Weile spielten die beiden Geschwister abwechselnd die Gitarre und sangen. Lilí, die noch immer neben Anthony saß, flüsterte ihm ins Ohr: Das ist ein Fandango, das ist eine Seguidilla und so weiter. Der Herzog rauchte geistesabwesend, und die Herzogin döste in einem Sessel. Draußen verschmolz das Dämmerlicht die Formen im Garten. Als die Gesichter der Anwesenden in der zunehmenden Dunkelheit nicht mehr zu erkennen waren, stand der Herzog auf und knipste eine Lampe an. Diese plötzliche Helligkeit brach den Bann. Alle standen auf, und einen Moment lang herrschte Orientierungslosigkeit.
    «Zum Teufel», rief schließlich der Hausherr, «es ist ein wenig spät geworden. Natürlich bleiben uns noch einige Stunden, aber ich habe ein paar dringende Angelegenheiten zu erledigen. Und was Sie betrifft, Señor Whitelands, so hat es keinen Sinn, sich jetzt die Bilder anzusehen – bei Kunstlicht erkennt man weder die Farben noch sonst was. Ich fürchte, Sie werden uns noch einmal besuchen müssen, wenn Ihnen unsere Gesellschaft nicht allzu lästig ist.»
    «Oh, das wäre mir ein großes Vergnügen», sagte der Engländer mit ehrlicher Emphase, «wenn ich damit nicht Ihre Gastfreundlichkeit missbrauche.»
    «Ganz im Gegenteil», sagte der Herzog, «in letzter Zeit haben wir sehr wenig Besuch, und Sie sind uns allen sehr sympathisch. Also kein weiteres Wort darüber. Ich erwarte Sie morgen Vormittag, wann es Ihnen beliebt, aber nicht allzu spät, die Zeit soll uns nicht wieder entgleiten. Wir haben vieles zu besprechen. Lilí, sag unserem Gast auf Wiedersehen, und mach dich schleunigst hinter die Aufgaben. Dass du nicht zur Schule gehst, heißt nicht, dass du deine Bildung vernachlässigen und eine Hottentottin werden sollst. Pater Rodrigo erwartet dich, um dich abzuhören, und du weißt ja, wie Seine Eminenz ist.»
    Alle verabschiedeten sich, und als Paquita an der Reihe war, erbot sie

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