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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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beider Blicke trafen auf dem Hausherrn zusammen.
    «Bringen wir es hinter uns», sagte der Herzog in forciert tapferem Ton, als hätte er sich gleich einem chirurgischen Eingriff zu unterziehen. «Wie Sie sehen, mein lieber Whitelands, haben wir, um Ihnen die Begutachtung zu erleichtern, in diesem Raum nach bestem Wissen und Gewissen die für unsere Zwecke geeignetsten Stücke zusammengestellt. Es sind mittelgroße Bilder von dekorativem Charakter, die meisten signiert und zertifiziert. Werfen Sie einen Blick darauf, und geben Sie uns einen ersten Eindruck, seien Sie so gut.»
    Anthony Whitelands reinigte seine Brillengläser mit dem Taschentuch und trat zu den Bildern. Der Herzog und sein Erbe hielten sich in klugem Abstand, mucksmäuschenstill und in kaum verhohlener Erwartung, was ihm eine konzentrierte, objektive Prüfung der Werke unmöglich machte. Keinesfalls mochte er die Hoffnungen dieser edlen, betrübten Familie enttäuschen, an die er sich bereits aus mehreren Gründen gebunden fühlte, aber schon ein erster Eindruck zeigte ihm, dass er ihnen nichts weiter als gute Worte würde anbieten können. Obwohl er sich bereits ein Urteil gebildet hatte, blieb er vor jedem Bild eine Weile stehen, um auch die entfernteste Möglichkeit einer Fälschung auszuschließen, um die Qualität des Bildes einzuschätzen und zu prüfen, in welchem Zustand sich die Farben befanden, und das alles bestärkte ihn noch in seiner Meinung. Dann beschloss er, der Wirklichkeit geradewegs ins Auge zu blicken – auch er wurde zunehmend unruhig, nicht nur, weil er die in seine Begutachtung gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen konnte, sondern auch, weil ihn die Vorstellung, umsonst eine von Unannehmlichkeiten und wahrscheinlich echten Gefahren starrende Reise unternommen zu haben, immer mehr gegen sich selbst aufbrachte. Nie hätte er einem Schwätzer vom Schlage Pedro Teachers Gehör schenken dürfen.
    Diese Gefühle mussten in seinem Gesicht zu lesen sein, als er sich seinem Gastgeber zuwandte, denn bevor er auch nur den Mund öffnen konnte, sagte dieser: «So schlecht finden Sie sie?»
    «O nein, keineswegs. Die Bilder ergeben eine wundervolle Sammlung. Und jedes einzelne hat besondere Verdienste, da habe ich gar keine Zweifel. Meine Vorbehalte … meine Vorbehalte sind anderer Art. Ich bin kein Experte in spanischer Malerei des 19. Jahrhunderts, doch das wenige, was ich weiß, lässt mich annehmen, dass das vielleicht nicht als ihre glänzendste Periode betrachtet werden kann. Das ist natürlich ungerecht, nichts hält den Vergleich mit Velázquez, mit Goya aus … Aber so ist es nun mal – außerhalb Spaniens werden wertvolle Namen wie Madrazo, Darío de Regoyos, Eugenio Lucas und viele andere von den großen Gestalten der Vergangenheit in den Schatten gestellt. Vielleicht noch Fortuny, Sorolla … und wenige mehr …»
    «Ja, ja, ich verstehe, was Sie meinen, lieber Whitelands», unterbrach ihn der Herzog diskret, «und ich bin mit allem einverstanden, aber trotzdem: Glauben Sie, diese Werke könnten in England einen Käufer finden? Und wenn ja, wie hoch könnte der Erlös sein? Ich verlange keine genauen Zahlen von Ihnen, nur eine ungefähre Schätzung.»
    Anthony räusperte sich, ehe er murmelte: «Ganz aufrichtig, Exzellenz, ich weiß es nicht, und ich glaube auch nicht, dass jemand in der Lage ist, zum voraus eine solche Schätzung vorzunehmen. Ich weiß nicht, wer außerhalb Spaniens an dieser Art Malerei interessiert sein könnte. Das einzig Realistische ist meiner Meinung nach, die Werke einem Auktionshaus wie Christie’s oder Sotheby’s zu übergeben. Aber angesichts der Situation ist das …»
    Mit ausholender, wohlwollender Handbewegung sagte der Herzog von Igualada: «Bemühen Sie sich nicht weiter, lieber Whitelands. Ich danke Ihnen für Ihren Takt, aber ich glaube verstanden zu haben, was Sie mir sagen wollen. Auf diese Art werden wir kein Kapital zusammenbekommen.» Da sein Gegenüber schwieg, seufzte er mit traurigem Lächeln und fügte hinzu: «Macht nichts. Es liegt in Gottes Hand. Glauben Sie mir, es tut mir leid, dass Sie Ihre wertvolle Zeit für nichts verloren haben, aber Ihre Arbeit wird gebührend bezahlt werden. Und ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich eine abschlägige Antwort Ihrerseits gar nicht erst nicht in Erwägung ziehen werde – nie darf die Freundschaft in einmal eingegangene Verpflichtungen hineinspielen, vor allem nicht, wenn sie wirtschaftlicher Natur sind. Die Engländer haben daraus ja

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