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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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Dahlia.
    Serrano wandte sich zu ihr. »Nichts. Ihr wolltet wissen, was es mit ihm auf sich hat. Jetzt wisst ihr es.«
    »Aber deshalb wird er nicht aufhören, hier herumzuschleichen«, sagte Wu.
    »Kaum. Ich sagte schon, dass es am besten wäre, wenn ihr die Nächte vorläufig im Haus verbringt.«
    »Und dir ist es egal, ob ein auferstandener Toter Angst und Schrecken verbreitet?«
    »Mir bereitet er weder Angst noch Schrecken.«
    »Wie armselig!«
    Serrano machte ein paar Schritte auf Wu zu. »Fällt es dir so schwer?«, fragte er leise.
    »Was?«
    »Mich zu bitten.«
    Sie wich zurück. »Ich wüsste nicht, worum.«
    »Dann tut es mir leid.« Es tat ihm wirklich leid. Der verdammte Stolz dieser Katzen, besonders der ihrer eingebildeten Anführerin. Er sprang von der Brüstung. Sollten sie doch daran ersticken, er hatte Wichtigeres zu tun. Irgendwo in der Nähe waren getigerte Schuhe unterwegs, irgendwo die Hand, die die entscheidende blaue Tüte getragen hatte. Er hatte Wu und den Perserinnen schon viel zu viel Zeit gewidmet.
    Ihr Ruf erreichte ihn auf der Treppe. »Wie wäre es mit einem Geschäft?«
    »Ich bin kein Händler.«
    »Das kannst du nicht wissen, bevor du die Ware nicht kennst«, meinte Wu schnippisch. »Du interessierst dich doch für die Wege dieses menschlichen Ordnungshüters. Ich könnte dir etwaserzählen, das wiederum ihn interessieren dürfte und noch keiner außer uns weiß.«
    Serrano ging weiter.
    »Außerdem könnte ich dir etwas zeigen.«
    Serrano drehte sich um. Eine Falle, dachte er. Sie wird dich festnageln und dann mit irgendeiner Belanglosigkeit abspeisen. Es wurmte ihn, als er sah, wie sie die Zähne bleckte.
    »Lass sehen.«
    »Wie wäre es damit, dass letzte Nacht die Herrin von Esteban verschwunden ist? Sie hat Haus und Garten gegen Mitternacht verlassen und ist bis jetzt nicht zurückgekehrt. Ich schlafe auf der Terrasse, ich hätte es gemerkt.«
    »Sie kann auf der anderen Seite hereingekommen sein.«
    »Die ist nachts verschlossen. Diese hier auch. Aber innen steckt ein Schlüssel. Und das Fenster daneben schließt nicht. Wäre die Tür bei ihrer Rückkehr verriegelt gewesen, hätte sie durch das Fenster einsteigen können. Eins der Mädchen macht das manchmal. Aber es geht nie so spät und kehrt immer vor dem Morgengrauen wieder.«
    Serrano biss sich auf die Lippen.
    »Übrigens hat die Frau gemerkt, dass sie gegangen ist«, fügte Wu hinzu. »Sie kam eine Weile danach heraus und wurde sauer wie Milch bei Gewitter, als sie den Braten roch. Erst das Flügelwesen, jetzt Estebans Herrin.«
    Sauer wie Milch bei Gewitter? Serranos Erfahrungen mit Milch lagen lange zurück, dennoch konnte er sich nicht erinnern, dass sie je sauer gewesen war. Vielleicht war wetterfühlige Milch ein typisch siamesisches Problem. Er wechselte das Thema.
    »Getigerte Schuhe?«, fragte Wu verblüfft.
    »Ja. In der Farbgebung meinem Nacken ähnlich.« Die Perserinnen schielten auf die bezeichnete Stelle und rümpften ihre platten Nasen, was eine unvorteilhafte tektonische Verschiebungihrer Gesichter zur Folge hatte. Wu stand auf und stolzierte einmal um ihn herum. »Nein«, sagte sie. »Dazu fällt mir nichts ein. Was soll es mit diesen Schuhen auf sich haben?«
    »Ich bin ihnen gerade zu eurem Haus gefolgt. Dort habe ich sie verloren.«
    »Haben sie etwas mit dem Schatten zu tun?«
    »Kaum, aber vielleicht mit dem Tod einer Katze.«
    Sie schenkte ihm einen unergründlichen Blick, dann wandte sie den Kopf und gab ihrem linken Flankenschutz ein Zeichen, worauf er lautlos von der Terrasse glitt. »Bella wird es überprüfen.«
    »Danke. Und was wolltest du mir zeigen?«
    Diesmal galt der Wink Donna, die sofort aufsprang und in Richtung des Pavillons davonrannte.
    »Wir haben es in einem Laubhaufen neben Estebans Schuppen gefunden«, sagte Wu, als die junge Perserin ein verrenktes, schwarzes Gestell vor Serrano ablegte. Serrano betrachtete es verblüfft. »Ein Zweitauge. Was soll damit sein?«
    Wu grinste schief. »Es gehört einem Menschen, der Estebans Herrin kennt. Sie hat ihn mehrmals um Mittag herum an der südlichen Gartengrenze getroffen. Dort gibt es ein Loch in der Buchshecke.« Sie zeigte auf zwei winzige silberne Knöpfe, die in die Außenseiten der Bügel eingelassen waren. »Ich sehe das Blinken noch vor mir.«
    Es dauerte eine Weile, bis Serrano sich auf die veränderte Situation eingestellt hatte. Liebermann und der Fette hier im Garten, dachte er, das verlorengegangene Flügelwesen, Krümel,

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