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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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vor meiner Brücke stehen.«
    Liebermann zückte seinen Ausweis. Nach einem flüchtigen Blick auf das Dokument runzelte sein Gegenüber die Stirn. »Bei mir war heut schon einer. Netter Typ, aber mit einem etwas debilen Lächeln. Hat er seine Aufzeichnungen verbummelt?«
    »Ja«, sagte Liebermann der Einfachheit halber. »Er wusste nur noch, dass Sie den Toten kannten.« Während er redete, schielte er auf einen tonnenförmigen Briefkasten, der die linke Seite der Brücke flankierte. Roland Seifert. Rolli. Der Mann, den Simon interviewt hatte.
    »Gott, er hat’s wirklich nicht begriffen«, sagte Rolli und spielte an seiner Gürtelschnalle herum, die verdächtig nach einem Rollschuhrad aussah. »Ich hab Ihrem Kollegen gesagt, dass ich den Mann möglicherweise schon mal getroffen habe. Kann sein, dass er irgendwann hier am Ufer rumgestanden hat. Vielleicht hat er sogar was von mir gekauft. Ich hab viel Laufkundschaft dies Jahr. Aber ich hab Ihrem Kollegen auch gesagt, dass es ja wohl ein bisschen viel verlangt ist, die Hand dafür ins Feuer zu legen. Haben Sie den Toten gesehen?«
    »Ja. Ich gebe zu, dass man dabei nicht direkt an Bekannte denkt.«
    »Nee, nicht direkt!« Rolli schüttelte sich. »Allein die Farbe!«
    »Abgesehen von seinem Aussehen«, sagte Liebermann, »ist der Mann um den Dienstag und Mittwoch herum vermutlichhier in der Nähe gestorben. Und Sie wohnen hier. Mich würde deshalb interessieren, ob Ihnen an diesen beiden Tagen irgendetwas aufgefallen ist.«
    Rolli schüttelte den Kopf. »Das hab ich dem anderen auch schon erzählt. Montag, Dienstag, Mittwoch bin ich in meiner Werkstatt draußen in Lehnin gewesen. Und abends …« Er schabte sich wieder über das Kinn, und Liebermann kam erstmals der Gedanke, dass bei der seltsamen Bartschneise vielleicht gar kein Rasierapparat im Spiel gewesen war.
    »Na ja, Mittwochabend hab ich mir ein AC/DC-Konzert gegönnt. Heimkonzert, wenn Sie verstehen, was ich meine. Irgendwann kam Jonas vorbei.« Er deutete auf das linke Hausboot. »Hat behauptet, sein Kleiner könne nicht schlafen. Wir wissen zwar beide, dass das Schwachsinn ist, denn wer schlafen will, der kann auch, aber ich hab trotzdem leiser gemacht. Jonas ist an sich okay. Anders als der Bruder da.« Sein Daumen schwenkte verächtlich auf Feldmeyers Plantage. »Das war Dienstag. Immer gleich die Bullen, der macht sich nicht die Mühe, vorher anzuklopfen, der Schisser.« Er verzog den Mund, worauf seine rechte Wange eine Art bewaldetes Faltengebirge aufwarf. »Vielleicht fragen Sie den mal nach der Leiche.«
    »Er sagt, er kennt sie nicht.«
    Rolli grinste. »Logisch sagt er das. Aber die spannendere Frage ist ja, ob er sie vielleicht ein bisschen gekannt hat, als sie noch lebte, oder? Vielleicht hat er ihr ja ein paar ganz besondere Tomaten überlassen. Der alte Schisser hält sich wahrscheinlich für schlau, weil er abends immer die Gardinen zuzieht, dabei wissen längst alle Bescheid.«
    »Worüber?«, fragte Liebermann und erwiderte sein Lächeln aufmunternd. Möglicherweise etwas zu sehr, denn Rollis Augen verengten sich plötzlich. »Fragen Sie ihn selbst«, brummte er und schob sich an ihm vorbei.
    Mit Bedauern sah Liebermann ein, dass es offenbar einen Unterschiedmachte, über Nachbarn zu lästern oder von der Polizei dazu aufgefordert zu werden. Er blickte zu Feldmeyers verlassen wirkendem Boot. Dann zu Frank, der in seinem Bastverschlag verschwunden war, dann auf die Uhr und erschrak.
    Als er im Hort auftauchte und Miri ihm überschwänglich in die Arme sprang, befiel Liebermann ein schlechtes Gewissen. Er versuchte es wettzumachen, indem er Nico anrief und ihr anbot, zur Abwechslung einmal Zyra mitzunehmen. Ihr förmlicher Dank verwunderte ihn. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie ließ eine kurze Pause einkehren, dann fragte sie: »Sollte etwas in Unordnung sein?«
    Die Frage erwischte Liebermann kalt. Gegen Ende ihrer Ehe hatte Thekla es zur Meisterschaft darin gebracht, Bitten um Auskünfte einmal um die Achse gedreht wieder an ihn zurückzugeben. Vermutlich um ihm zu beweisen, dass er außerstande war, sie zu verstehen. Womit sie genau genommen recht hatte. Nach ihrer Trennung hatte Liebermann die Theorie entwickelt, dass es an mangelndem Interesse seinerseits gelegen hatte, das gegen hohe Erwartungen ihrerseits geprallt war. Bei Nico aber lag der Fall völlig anders.
    »Nein. Darf ich dich zum Abendbrot einladen? Es gibt Yugoslav-Tomaten.«
    Eine Weile hörte er nur Nicos Atem. »Super«,

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