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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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beendet.
    Als sie die Treppe hinabstiegen, bemerkte er einen dunklen Fleck unter der ihm zugewandten Achsel des Oberkommissars.Das erklärte den leichten Essiggeruch, den Liebermann schon im Wohnzimmer der Witwe Kaiser wahrgenommen hatte. Dennoch konnte er sich, als sie Müllers Auto erreichten, nicht verkneifen zu sagen: »Die Goten sollten sich besser im Zaum halten.«
    Müller ließ die Fernbedienung sinken, tastete in einer seiner Jackentaschen herum und zog ein Tablettenröhrchen heraus.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte Liebermann sich besorgt.
    Müller ließ die Türen des Wagens aufklicken. »Woher kennen Sie diesen Kühn?«, knurrte er. »Warum wusste ich nicht, dass Sie ihn überhaupt kennen? Und was hatte er zufällig an einem Montagmorgen bei seiner Exklientin zu suchen?«
    Liebermann lächelte. »Es erleichtert mich über die Maßen, Oberkommissar, dass Herr Kühn für Ihre Unpässlichkeit verantwortlich ist und nicht ich. Und um ihr abzuhelfen: Herr Kühn und ich wohnen im selben Viertel, besuchen dieselbe Kneipe und teilen uns, wie Sie sich deshalb denken können, einige Bekannte. Außer seinen vielfältigen Bemühungen, sein Einkommen aufzubessern, weiß ich weniger über ihn, als Sie glauben, weshalb ich es vorgezogen habe, Sie völlig unbefangen auf ihn treffen zu lassen. Und die dritte Antwort werden Sie sich infolgedessen selbst geben können: Nämlich, dass Herr Kühn keineswegs zufällig zugegen war, sondern weil ich ihn darum gebeten habe, nachdem er mir seine Verbindung zum Ehepaar Kaiser pflichtschuldigst gebeichtet hatte. Sie werden mir zustimmen«, fügte er angesichts einer plötzlichen Verkrampfung von Müllers Kinnpartie hinzu, »dass er Kaiser in seiner Funktion als Detektiv während der letzten Wochen auf eine besondere Weise ebenso nahe war wie Kaisers Frau. Wir hätten ihn ohnehin vernehmen müssen, so haben wir Zeit gespart.«
    Müller betrachtete sehnsüchtig das Röhrchen in seiner Hand. »Mir gefällt nicht, wie er ihr auf der Schulter herumgetatscht hat.«
    »Sie vergessen, dass Herr Kühn und Frau Kaiser alte Bekannte sind, von denen einer einen Todesfall verschmerzen muss.«
    »Sein Alibi reicht nur bis halb eins.«
    »Es setzt um zwei wieder ein«, sagte Liebermann, dem das Spiel Spaß zu machen begann. »Denn da habe ich ihm beim Bierzapfen assistiert. Bleibt eine Lücke von ungefähr anderthalb Stunden. Eher weniger, weil er bereits zapfte, als ich ankam. Sagen wir, eine gute Stunde. Ein Mensch müsste schon ziemlich sportlich sein, um in dieser Zeit von der Schule zum Katinka zu laufen, unterwegs jemandem seine Henkersmahlzeit zu verabreichen und ihn womöglich noch zu seinem Sterbeplatz zu bringen, und all das ohne ein ersichtliches Motiv. Im …« Liebermann brach plötzlich ab und betrachtete aufmerksam einen mit Aufklebern übersäten Stromkasten. Die meisten der Sticker warben für Partys in irgendwelchen Clubs, daneben gab es die üblichen Revolutionsführer und Bandlogos. »Im Gegenteil«, sagte er, ging zu dem Kasten und pulte einen halb verblichenen, runden Aufkleber ab. Dann zog er einen kaum besser erhaltenen Post-it-Block aus der Tasche und klebte seine Beute sorgsam auf das oberste Blatt. Ehe der Block wieder verschwand, erhaschte Müller einen Blick auf ein Tier mit Fangzähnen. »Kaisers Eskapaden sicherten Herrn Kühn seit ungefähr vier Wochen einen Teil seines Einkommens. Nur ein Idiot hackt die Hand ab, die einen ernährt.« Und manche Medizinerinnen, dachte er. Nicht wegen Dr. Genrichs Affinität zum Hacken, sondern weil sein Kopf gerade die Textur einer Erinnerung freigab. Ein grobes Muster, das vorbeizog und im nächsten Gully verschwand.
    »Was, wenn er im Auftrag der Witwe gehandelt hat?«, knurrte Müller. »Natürlich unter der Bedingung, dass sie ihm einen Lohnausgleich zahlt.«
    Liebermann fing sich wieder. »David Kühn als bezahlter Killer? Der hinterher zu mir kommt, um mich auf seine Fährte zu setzen? Um Ihre Meinung von mir muss es wirklich übel bestelltsein, Oberkommissar. Zumal wir vor wenigen Minuten eine Person verlassen haben, die Ihren Verdacht viel eher reizen sollte, nämlich die Witwe selbst. Wenn Kaiser seine Affäre nach der Versöhnung tatsächlich wiederaufgenommen hat, ist ihr Motiv so stattlich wie der Eiffelturm.«
    »Ihr Alibi auch, falls es sich bestätigt.«
    Liebermann kratzte sich das Kinn. »Wir werden sehen. So lange widmen wir uns der großen Unbekannten. Ich muss zugeben, dass ich neugierig auf diese Geliebte

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