Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzensprung

Katzensprung

Titel: Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
Vom Netzwerk:
Springer, eine zarte Person,
deren Hals und Dekolleté von feuerroten Flecken bedeckt waren, ihm ins Wort.
Ramona sei weder im Kollegium noch bei den Schülern sonderlich beliebt gewesen.
    »Sie war faul, sie tat nur das Nötigste, fehlte bei den Konferenzen,
trug ihre Noten nicht korrekt ein und solche Sachen, man musste hinter allem
herlaufen.«
    Frau Wenkler habe in ihrem Fächerschwerpunkt Deutsch und Musik
regelmäßig Theater- AG s angeboten, fuhr Brinkmann
fort. Im letzten Jahr sei allerdings in der Tat der Eindruck entstanden, dass
sie den Belastungen des Berufs nicht mehr gewachsen gewesen sei, sie habe vor
allem mit den älteren muslimischen Schülern Disziplinprobleme gehabt.
    »Sie hatte zwei Komma drei Promille Blutalkohol«, sagte Olga, »das
vertragen eigentlich nur gewohnheitsmäßige Trinker.«
    Amanda nickte. Das Gesicht des Rektors war schmerzerfüllt; er
flüsterte, um einen Rest Fassung bemüht. »Es ist richtig, dass wir in der
letzten Zeit den Eindruck hatten, dass Ramona zu viel trank. Sie hatte oft eine
Fahne und war entsprechend unkonzentriert. Leider Gottes ist das ja eine
Lehrerkrankheit, die Belastungen dieses Berufes sind einfach zu groß. Darauf
haben die Schüler natürlich reagiert. Ich habe mehrere Dienstgespräche mit Frau
Wenkler geführt und sie darauf hingewiesen, dass ihr Verhalten nicht mehr
tragbar sei. Sie versprach, eine Therapie zu machen, aber wir hatten nicht den
Eindruck, dass sie etwas unternommen hat. Sie hat in den letzten Monaten oft
gefehlt, immer ein, zwei Tage ohne Krankschreibung.«
    »Im vergangenen Halbjahr hat die Theater- AG ganze zwei Mal stattgefunden«, bemerkte Amanda Springer spitz. »Sie hat ein
paarmal davon gesprochen, dass sie einen Film mit den Schülern drehen wolle,
Hip-Hop auf dem Elba-Gelände, sie schwärmte von der geilen Location. Aber sie
sagte so etwas und bekam es dann nie auf die Reihe, man hat es nicht mehr ernst
genommen.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass sie unglücklich war?«
    Amanda nickte.
    »Und was der Grund dafür war, wissen Sie nicht?«
    Brinkmann guckte auf den Tisch, Amanda sah Olga fest an.
    »Nein, woher auch? Sie sagte nichts über ihr Privatleben, sie machte
nur immer mal seltsame Andeutungen.«
    »Kam dabei auch ein gewisser Emilio vor?«
    »Mal hieß er Emilio, mal Pedro, mal Chicolino.« Amanda grinste
abfällig. »Sie hatte wohl einige Affären oder gab es zumindest vor. Den Namen
Emilio habe ich auch gehört, ja, der fiel einige Male. Sie wollte uns
weismachen, dass sie jede Menge Liebhaber hatte, am Anfang habe ich das auch
geglaubt und war zugegebenermaßen eine Weile beeindruckt. Sie bekam häufig
Anrufe in den großen Pausen, sie antwortete auf Spanisch oder Italienisch, war
aufgekratzt und tat, als würde da irgendein Latin Lover nach ihr schmachten.
Später habe ich aber mehrmals mitbekommen, dass eine Automatenstimme am Telefon
war, ich vermute, sie hat sich von einem Dienst anrufen lassen. Und was diesen
Emilio betrifft, so sollten Sie vielleicht mal in der Kneipe ›Trudi’s Eck‹ am
Wichlinghauser Markt nachfragen.«
    Amanda sprach hoch aufgerichtet und triumphierend, der Rektor duckte
sich unter ihren Worten.
    »Sind Ihnen noch andere Dinge aufgefallen?«
    Amanda verneinte, Brinkmann schüttelte stumm den Kopf. Olga ließ
sich das Fach von Ramona Wenkler zeigen, in dem sich ein Wust von Papieren,
angebissenen Müsliriegeln und zwei fast schwarzen Bananen befand, von denen
Obstfliegen aufstoben. Ganz hinten lag ein leerer Cognac-Flachmann. Josef
Lepple zog Einmalhandschuhe an und tat unter Amandas angewidertem Blick alles
in Asservatentüten, die er sorgfältig verschloss.
    Olga ließ sich die Personalakte geben und bat darum, die Schüler
sprechen zu können, die mit Frau Wenkler Probleme hatten.
    Brinkmann zeigte auf eine Gruppe Jungen auf dem Schulhof. »Da, der
Größte ist Karim, der Wortführer. Ich gehe am besten mit.«
    »Nicht nötig«, sagte Olga und winkte Lepple mit dem Kopf herbei,
eine Geste, die er an ihr hasste.
    »Das schaffen wir schon alleine. Die anderen Schüler brauchen wir
vorerst nicht.«
    Olga legte zwei Visitenkarten auf den Tisch. »Sicher kommen wir noch
einmal auf Sie zu. Und wenn Ihnen vorher was einfällt, können Sie uns jederzeit
anrufen.«
    »Sie können nicht nur, Sie müssen.« Lepple bellte und sah an Olga
vorbei, als wäre sie Luft. »Wir müssen Sie ja sicher nicht auf Ihre
staatsbürgerlichen Pflichten hinweisen.«
    Karims tintenschwarzes Haar war sauber in Fasson

Weitere Kostenlose Bücher