Kau Dich gesund
Zeitfalle.«
Es verhält sich wie beim hastigen Essen: Man würgt – oft in der Gier, alles für sich haben zu wollen – einen Bissen nach dem anderen hinunter, weil man’s kaum erwarten kann, dem nächsten Bissen schnell Platz zu machen. Dabei vergißt man, daß der letzte Geschmack, den der Speisebrei von sich gibt, kurz bevor er in den Magen geschluckt wird, der beste ist. Der Schlinger versäumt diesen Höhepunkt. Der Schlinger versäumt auch, das Leben zu genießen.
Warum hat niemand Zeit?
Die Angst, etwas zu versäumen, streßt die meisten Menschen und gibt ihnen das Gefühl, keine Zeit zu haben. Sie stopfen in den Tag hinein, was nur geht, ähnlich wie beim Essen. Man konsumiert nur noch, kann nichts mehr verdauen und erst recht nichts mehr genießen.
Noch nie war die Diskrepanz zwischen den äußeren Reizen und ihrer inneren Bewältigung so gewaltig wie heute. Doch je mehr wir mit Reizen überladen werden, desto abhängiger werden wir von der Sucht nach Reizen.
»Niemand ist so sehr in Gefahr abzustumpfen, als der höchst Reizbare.« (Grillparzer)
Diese Ohnmacht, dieses Ausgeliefertsein ist letztlich der Grund, warum wir keine Zeit haben. Die permanente Flut von Sinneseindrücken erschlägt uns. Eine Reizlawine droht uns tagtäglich zu ersticken. Wir gehen verloren, gehen kaputt, weil wir ständig gereizt werden, uns nur noch informieren und berieseln lassen, nicht mehr abschalten können, nicht mehr abschalten wollen. Letztlich ist es eine feige Flucht, Kompensation, Ablenkung, Unterdrückung von Einsamkeit. Stundenlanges Fernsehen macht passiv, tötet uns. So wird die Zeit unnütz totgeschlagen. Und am Ende seines Lebens muß man erkennen: Eigentlich wollte ich ein anderer sein, doch ich bin nie dazu gekommen.
Wie viele Dinge es doch gibt, die man nicht wahrnehmen muß, wie viele Dinge, die man nicht behalten muß. Du wirst staunen, auf wie viele Plagegeister Du kommst! Es sind Deine (Frei-)Zeit-Zerstörer. Weg damit, lebe endlich!
Wie befreiend das wirkt. Und: Der lästige (Zeit-)Druck ist weg.
Von einem Meister der Meditation, Sonaikan Sotoba, gibt es eine Weisheit, die ich schon oft – und das in der pulsierenden Medienstadt München – trainiert habe:
»Wer wirklich dran ist, seine Augen zu pflegen, der macht die Augen zu. Wer seine Ohren pflegen will, wünscht nichts mehr zu hören. Wer seine Seele und die wahre Kraft pflegt, der bleibt im Schweigen.«
Man braucht nicht mehr zu fragen, wo der Weg, den man geht, hinführt. Man pflegt nur die eigene Kraft, ohne zu sprechen.
Welche wunderschöne Entsprechung auch fürs neue Kauen! Die unbändige Kraft des Kauens macht reich, denn Verzicht ist plötzlich kein Verzicht mehr, sondern Wohltat, Bereicherung, Gewinn. Wie von selbst wird aus der neuen »Masche« eine neue Tugend.
Wir müssen unsere Sinne nicht auf jeden Schund lenken. Übe Dich darin, etwas nicht wahrzunehmen, was wahrzunehmen Dich gerade reizt. Die Befreiung ist kolossal. Eine schöne, dazu passende Bibelstelle ist Philipper 4,8:
»Im übrigen, Brüder, was wahr ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was ansprechend, was es an Tugend und löblichen Dingen gibt, darauf richtet Euren Sinn!«
Der heilige Paulus enthüllt uns mit diesen Worten, wie man sich selbst ein Leben voller Power, dynamischer Kraft und Glückseligkeit einrichten kann. Wir haben wirklich die Wahl.
»Yon can’t get enough that you don’t want!«
Diese Worte, hat mir der Schriftsteller und Songwriter Dr. Michael Kunze mal verraten, seien in den USA sehr bekannt. Wahrscheinlich,weil es die Amerikaner erst recht nötig haben. (Deutsch: Du kannst nie genug bekommen von dem, was Du nicht brauchst.) Ich denke an den Tyrann Gaumen und Dr. Loeckles Fazit, warum die Menschen nicht aufhören können zu essen. Warum sie stoffwechselkrank, übergewichtig und unglücklich sind:
»Das Erlebnis des Wohlgeschmacks schrumpft auf ein Minimum zusammen, wenn die Speisen verschlungen werden, den Gaumen zu schnell passieren. Der Tyrann Gaumen verlangt nach Wiederholung dieses Lusterlebnisses. Er wird sich aber früher zufrieden geben – ›weniger wäre mehr‹ – wenn man ihn sein Pensum wirklich ausschmecken läßt. Das Geschmackserlebnis ist von der Natur nicht als Anreiz zur möglichst großen Nahrungsaufnahme verliehen, sondern als Krönung ausgiebiger Mundverdauung.«
Die Krönung des Geschmacks … die meisten denken jetzt wahrscheinlich an eine Kaffeemarke. Dabei ist einfaches Auskosten von
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