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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Bedarf nach großem Theater bestand, wenn es doch zu nichts führte. Allison drückte ihre schwangere Schwester an sich, lauschte dem Schniefen; umarmte ihre Mutter länger und tätschelte ihr die Schulter. »Bis dann«, sagte sie. »Vielleicht in nicht allzu vielen Monaten.«
    »Richtig«, sagte ihre Mutter. Und während Allison Anstalten machte, den Matchbeutel und das andere zu ihren Füßen aufgehäufte Gepäck aufzuheben: »Geh keine Risiken ein!«
    »Klar«, bestätigte sie ihr, schulterte Schnüre und Riemen und hob die Säcke an Griffen hoch. Noch ein weiteres Mal blickte sie zu ihnen zurück, zu Connie und Megan, nickte, als sie ihr zuwinkten, und machte sich dann auf den Weg zur Schleuse und die Zugangsröhre zur Rampe hinab, überließ es ihren drei Begleitern, sich selbst einen Weg durch den Aufruhr des Abschiednehmens zu bahnen.
    Ihr Weggang hatte ein Element der Lächerlichkeit an sich: Anstatt des einzelnen Matchbeutels, mit dem sie sich hätte begnügen können, schleppte sie ihre ganzen Besitztümer mit. Eigentlich hatte sie nicht so angefangen. Aber dann entdeckte sie dauernd Entschuldigungen, noch dieses und jenes Stück mitzunehmen, fand Säcke und Beutel, deren Besitzer bereit waren, sich von ihnen zu trennen, und war schließlich dahingekommen, nun mit all ihrem Hab und Gut beladen die Rampe hinab und über das Dock zu gehen, einer stoßenden und schwingenden Ladung, für die sie besser einen Transporter gerufen hätte. Aber sie hatte es nicht allzu weit, und die ganze Last war gewichtsmäßig günstig verteilt und daher nicht so schwer. Sie hatte ihre Papiere dabei, ihre I.D‘s und Karten und ein Briefband von Michael Reilly persönlich, das jedermann, bei dem sie Wert darauf legten, darüber informierte, dass die Lucy ein Partnerschiff der Dublin Again war - für den Fall, so hatte es der Alte Mann ausgedrückt, dass ihr irgendwo Kreditprobleme bekommt.
    Mochte Gott verhindern, dass sie irgend jemandem mit einem Groll begegneten, den sich Stevens in seiner bisherigen Laufbahn eingetragen hatte.
    Oder Schwierigkeiten mit dem Militär dort draußen. Inzwischen war sie bezüglich dieser Reise bei weitem nicht mehr so optimistisch wie noch zu dem Zeitpunkt, als sie die Idee dazu gehabt hatte. Die hübsche Kontrolle über die Situation, die sie sich vorgestellt hatte, war weitgehend dahin.
    Aber sie ging, und die anderen würden es auch tun und aus denselben Gründen, und wenn es draußen knapp wurde, dann war das von ihr und ihrer Kusine und den beiden Vettern zu schaffen. Einen richtigen Platz einzunehmen, bevor sie an Altersschwäche starb - das lag jetzt so nahe; und keine Bedrohung und kein Trennungsschmerz würde ihr das nehmen.
    Sie ging weiter, war - wie sie wusste - die erste ihrer Einheit, die die Dublin verließ und sich auf den Weg zum Dock der Lucy machte. Sie hatte die Notfallzugänge benutzen müssen, um an ihre Sachen zu kommen, und das Packen war keine leichte Aufgabe, während man hin und her durch die Winkel der Decks und Schotte kraxelte. Sie war müde und dachte an Bett und Schlaf. Die letzte Nacht auf der Dublin zu verbringen, war nicht in Frage gekommen. Es war kein Platz, und die Schlafplätze an Bord des Schiffes waren schon besetzt von Leuten, die in der Rangfolge vor ihr kamen. Ihrem Fortgang lagen dieselben Erfordernisse zugrunde wie ihrem Leben an Bord: kein Platz, niemals genug Platz. Und schwer beladen marschierte sie jetzt mit einem Kloß im Hals und schwelendem Zorn über den Verlauf der Dinge das Dock entlang, arbeitete diesen Zorn durch die Anstrengung des Gehens ab, so beladen, wie sie war. Also auf Wiedersehen, ein für allemal; es tat weh, wie sie erwartet hatte. Auch Gebären tat weh, und andere Notwendigkeiten ebenso.
    Schließlich erreichte sie den Liegeplatz der Lucy, überfüllt mit Ladefahrzeugen, mit Lampen, Downern und Dockern. Chaos. Der Anblick, der sich vorbei an den Signalbrücken vor ihr entfaltete, entzog ihr die letzten Kräfte. Sie blieb für einen Moment stehen, um nach Luft zu schnappen, ging dann hartnäckig immer weiter auf das Durcheinander zu. Stevens stand dort draußen auf dem Dock, trug einen unansehnlichen Overall und brüllte den Dockern, die in rascher Folge Behälter auf die Laderampe rollten, Befehle zu.
    Sie trat dazwischen und gelangte in einen plötzlichen Zusammenstrom von Downern, die an den Riemen und Säcken zupften. »Nehmen, nehmen für dich«, flöteten sie, und sie versuchte, die Sachen in den Händen zu behalten.

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