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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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sich blitzschnell bei Michi ein und zog ihn in die Garderobe des Schlosses gegenüber der Klosetts. Michi protestierte – auch nachdem er Christian erkannt hatte. Er starrte ihn aus seinen flinken, hellen Augen an und schlug die Hände weg, die der Wiener auf seinem Arm belassen hatte, um ihn zu beruhigen.
    »Was machst
du
hier?«, fragte Christian, »du dürftest gar nicht da sein!«
    »Das geht dich kein bissl was an! Ich will wirklich nicht mit dir sprechen! Lass mich gehen, ja?«
    Christian versperrte ihm den Weg aus der Garderobe. »Was hast du denn«, zischte er, »was hab ich dir getan?«
    »Das weißt du genau!«
    »Wenn
du
hättest abhauen können, hätt ich mich doch gefreut für dich!«
    Michi schüttelte den Kopf. »Du bist aber nicht abgehauen! Du hast dich nur zurückgeben lassen. Das macht dich kein Stück freier! Und die Scharade mit dieser Lederschwuchtel! Hast du’s wirklich getrieben mit dem Ungustl, nur damit du wieder in den Markt kommst?!«
    »Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mit dem Kerl im Bett war. Er hat eine von Sandras Kameras gekriegt, das war alles.«
    »Du hast nicht mit ihm geschlafen?«
    »Nein! Auch wenn ich keine Ahnung hab, warum dir das wichtig ist.«
    Michi entspannte sich etwas, und Christian gab es auf, den Ausgang des Raums zu blockieren.
    »Du hast uns alle sehr verletzt, ist dir das klar?«
    »Wirklich, Michi, ich hab nicht daran gedacht, dass ihr das persönlich nehmen könntet.«
    »Wenn du es in unserem Haus nicht mehr aushältst, muss ich das persönlich nehmen!«
    »Na ja, es ist Corinnas Haus …«
    »Es ist
mein
Haus, du Kasperl.«
    »Was meinst du?«
    »Die Villa gehört
mir
! Genauso wie Corinna, Sandra, Terese und … eine Zeit lang … auch du.«
    Christian begriff es nicht. »Spinnst du jetzt? Die haben dich in den Keller gesperrt!«
    Michi lachte, dann wurden seine Züge ganz sanft im Angesicht von so viel Einfalt. »Ja, weil ich das so mag! Ich werd gern bestraft. Ich brauch das, verstehst du?«
    »Die Mädchen … gehören dir?«
    »Die Mädchen, das Haus, die Autos, klar!«
    »Aber wie kannst du dir das alles leisten?«
    »Christian, ich hab die erfolgreichste deutsche Fernsehserie dieses Jahrzehnts produziert. Wir haben das Ding in 20 Länder verkauft. Jetzt muss ich dich mal fragen: Wie kannst du glauben, dass sich der Autor von ›Berlin-Brüssel‹ von einer Zwanzigjährigen in den Fahrradkeller sperren lässt, wenn er es nicht selbst angeordnet hat?!«
    Christian hielt inne und versuchte, seine Erinnerungen an die Villa in Bogenhausen mit diesen neuen Informationen zu verknüpfen. »Und was machst du dort unten, im Keller?!«
    »Wenn Sandra nicht auf mir herumreitet und mich zwingt, alle möglichen Dinge zu tun, die du bestimmt
unaussprechlich
fändest, tue ich das, was ich dir ohnehin erzählt habe: Ich sammle Gedanken über die Geschichte meiner Großmutter. Es soll eine große Serie über Deutschland im Krieg und den Wiederaufbau werden. Zu 95 Prozent war ich ehrlich zu dir!«
    »Aber wieso hast du mich überhaupt gekauft?«
    »Corinna wollte einen Mann haben. Und ich wollte zuschauen. Auf dich konnten wir uns einigen. Dann brauchte es nur noch ein bisschen
Mise en Scène
und schon hast du dich hervorragend in unseren Haushalt eingefügt. Es half auch, dass die Mädchen allesamt früher recht vielversprechende Schauspielerinnen waren. Du kennst die Serie wirklich nicht, gell?«
    »Du hast zugesehen? Wenn wir im Bett waren?«
    Michi senkte den Blick. »Nicht immer …«
    Christian dachte daran, wie Corinna darauf bestanden hatte, dass er zum Höhepunkt kam, gut sichtbar, außerhalb ihres Körpers. Und dass sein Schlafplatz in Michis Zimmer eingerichtet worden war, keine Armlänge von dessen Bett entfernt.
    Michi sah an Christian vorbei und nickte beschwichtigend. Christian folgte seinem Blick. Ein Schrank von einem Security stand hinter ihnen und beobachtete die kleine Versammlung.
    Michi sagte: »Wir brauchen noch eine Minute, aber bleiben Sie in der Nähe!«
    Christian suchte nach den richtigen Worten. »Viele haben mir gesagt, ich hätte es nicht besser treffen können als mit dieser Villa in Bogenhausen, aber jetzt habe ich das Gefühl, es war der schlimmste Ort von allen.«
    Michi nahm seine grünen Brillen ab und rieb sich die Augen. »Iwo. Dir ist es nicht schlecht gegangen bei uns. Wenn du zurückmagst, dann sag es mir. Diesmal würden wir offen miteinander sein. Und auch wenn du jetzt denkst, es war der schlimmste Ort in München,

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