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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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trat einen Schritt auf die Gruppe zu und legte eine schwarze Scheckkarte mit dem HÜMANIA-Logo auf den Stehtisch.
    Danesita und sein Münchner Kollege waren sprachlos. Beide hatten sie diese Karte immer wieder gesehen, manchmal tauchte wöchentlich jemand damit auf, und es war immer ein Anlass für Telefonate, Besprechungen und Klatsch und Tratsch unter den Mitarbeitern.
    Die Besitzer dieser Karten, so flüsterte man sich unter den Angestellten zu, hatten alles erst ermöglicht. Sie vorzulegen hatte dieselbe Bedeutung wie ein Blankoscheck. Das war es auch, was die Mitarbeiter im Servicebereich eingetrichtert bekamen, die eine Abbildung dieser Karte immer neben ihrem Arbeitsplatz hängen hatten: Lag die schwarze Karte am Tisch, galt es, den Chef anzurufen, Champagner zu servieren und augenblicklich die Helden oder Heldinnen aus dem Programm zu nehmen, für die der Kunde Interesse zeigte.
    Aber noch nie war es vorgekommen, dass eine der Karten eingesetzt wurde, um ein Mitglied des hohen Firmenmanagements selbst um einen Kauf zu bringen.
    Entsprechend gespannt war nun die Stimmung.
    Caro war Moffat gefolgt, der sich auf den Weg zum Parkplatz gemacht hatte. Als er seine Schritte einfach nicht verlangsamen wollte, hatte sie seinen Namen geschrien. Er war dennoch weitergegangen. Erst als sie rief: »Und die Nächste ist dann Mona, oder?«, blieb er stehen.
    »Ich habe mich mit aller ärztlicher Sorgfalt und menschlicher Anteilnahme um Mona gekümmert!«, bellte Moffat zurück.
    »Dann hat es ihr wohl deswegen komplett die Sprache verschlagen?«
    Einen Moment lang dachte Caro, Moffat würde sie nun hier auf dem menschenleeren Platz zwischen Schloss und Parkplatz niederschlagen. Das war doch etwas.
    »Ich schnappe mir morgen Früh den erstbesten Journalisten, der am HÜMANIA-Gelände herumstreift, und erzähle ihm von Ihrer trefflichen Diagnosesicherheit bei Depressionskranken!«, stellte Caro in Aussicht.
    Moffat wand sich, so wenig konnte er dieser schrecklichen Texterin jetzt entgegenhalten. Schließlich begann er zu erzählen: »Boris brachte Mona im Winter zu uns. Er hatte sie irgendwo im Osten aufgegabelt, wir wussten nicht einmal, wo genau. Moldawien, Ukraine, was machte es für einen Unterschied. In seinen besten Zeiten brachte er uns zwei bis drei Mädchen im Monat, keiner der anderen Loverboys brachte das zustande.«
    »Was meinen Sie mit Loverboys?«
    »Die Kerle, die die Mädchen aufgabeln. Sie sagen ihnen, sie sind in sie verliebt, sie bringen sie von ihren Familien weg, und dann holen sie sie zu uns nachhause.«
    »Und so einer war Boris?«
    »Natürlich! Aber mit Mona lief es nicht so wie sonst. Er hatte sich in sie verliebt. Es war unbegreiflich: Sie war nicht mal schön! Eine Woche oder zwei nachdem er sie abgeliefert hatte, bekam er Skrupel. Er wollte sie wiederhaben. Aber da steckte sie schon mitten in der Aufbereitung. Wir konnten sie ihm nicht mehr geben. Er rastete aus und sprach Drohungen aus und so weiter. Wir mussten ihn eine Zeit lang wegsperren.«
    »Und Danesita wusste davon?«
    »Ach, Danesita, mit dem war ja nichts anzufangen. Er hatte sich seinen Harem zusammengestellt und es gelang ihm dennoch nicht, auch nur eine einzige seiner Bruthennen zu schwängern. Das musste schließlich einer unserer Boys für ihn erledigen, damit der Mann endlich mal wieder zur Ruhe kam und nicht als Ersatzhandlung Werbeflächen einkaufte, bis uns allen das Geld aus den Taschen verschwand.«
    »Das Kind ist nicht von ihm?«
    »Der Mann trägt nicht einmal seinen echten Namen, was macht es da, wenn sein Kind von einem anderen ist!«
    »Und dann?«
    »Boris beruhigte sich und wir beschlossen, ihn über das Wiener Café loszuwerden. Sollte sich jemand anderer mit seinen Launen herumschlagen. «
    »Und Mona?«
    »Ja, Mona …« Moffat bat Caro um eine Zigarette. »Das hätte so nicht passieren dürfen, das ist mir klar. Sie ist einfach zu früh aus der Narkose aufgewacht. Viel zu früh, verstehen sie? Die Klinik war gerade erst fertig geworden und wir wollten das feiern. Mona war die einzige Patientin. Sie muss aufgewacht sein, als wir gerade in das Lokal aufbrachen. Natürlich hatten wir eine Schwester dagelassen, aber sie hatte den Alarm überhört, weil sie eine Fernsehsendung sehen wollte, und das Bild im Schwesternzimmer war nicht gut, also ging sie in mein Büro und dort war der Alarm nicht zu hören. Schrecklich, wie sich Dinge manchmal ergeben.« Moffat starrte dem Luftschiff hinterher, das zu einer neuen Runde

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