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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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ungeduldig davon.
    Die Frau ließ die Schultern sinken und sagte in einem Ton, dem erstmals die Blasiertheit fehlte: »Was hat Sie so verschreckt?«
    Der Kommodore erwiderte ihren Blick und richtete sich etwas auf. »Es liegt ganz sicher nicht an Ihnen. Und Ihr Vater ist gewiss ein beeindruckender Mann, aber ich bin einfach nicht der Richtige für ihn. Ich möchte Ihnen gerne einen
Kollegen
empfehlen, der möglicherweise besser zu ihm passt. Sein Name …«
    Die Frau unterbrach ihn: »Aber ich habe Ihnen ja noch gar nicht sagen können, was wir von Ihnen erwarten oder was wir Ihnen anbieten können!«
    Nun geriet der Kommodore in Aufregung und redete eindringlich, aber im Flüsterton auf die Frau ein: »Nach dem was Sie erzählen, erträgt doch kein Mensch die Gegenwart ihres Vaters!
Ich sehe mich jedenfalls nicht
, wie ich gemeinsam mit Ihrem Vater Schulbücher entstaube oder Pulte verrücke, und ich möchte ihm auch nicht die Noten umblättern, während er sein Fagott bläst. Und wenn er einen Geistesblitz hat, wen er sich auf sein Schloss zum Vorlesen einladen könnte, will ich nicht derjenige sein, der sagt: ›Großartiger Einfall, alter Knabe, greif nach den Sternen!‹ Und falls ich mich nicht ganz verhört habe, wäre ja der nächste Schritt, dass ich sein
Werk fortführen
soll? Nur leider fehlt mir, fürchte ich, die Liebe zum Schulbuch völlig. Ich kann mir eigentlich nichts Schlimmeres vorstellen als alte Schulbücher, voll von überholtem Wissen und falschen Doktrinen! Gibt es entlarvendere Zeugnisse der menschlichen Beschränktheit?«
    »Also, Sie als Historiker …«
    »Glauben Sie, als Historiker muss ich alles lieben, was
alt
ist? Freut sich ein Virologe, wenn er sich mit HIV ansteckt? Empfindet ein Musikwissenschafter Vergnügen, wenn unter seinem Hotelzimmer eine Karaoke-Party stattfindet?«
    Der Frau stieg die Röte ins Gesicht. Der Ton dieses Mannes war so hart, so unangemessen, dass es dafür keine Entschuldigung geben konnte. Ja, in diesem seltsamen Kaffeehaus traf man sich gewissermaßen auf Augenhöhe, und wenn die Chemie nicht stimmte, galten die gleichen Regeln wie bei jeder anderen Begegnung in der Welt da draußen, aber immerhin war sie
Kundin
hier! Sie war zutiefst entrüstet und wollte mit ihrem Kummer nicht mehr allein sein. Sie deutete dem Security zu kommen. Als sich dieser im Bemühen, die Situation diskret zu deeskalieren, zur Frau hinunterbeugte und sich ihre Beschwerde anhörte, bemerkte Caro aus den Augenwinkeln, wie eine Gestalt bei jener Tür hinausschlüpfte, die bis eben vom Sicherheitsmann bewacht worden war. Die Tür schloss sich sofort wieder, und es schien Caro, als hätte niemand außer ihr bemerkt, dass gerade jemand ausgebüxt war.

6
    N ACHDEM DIE JUNGE F RAU IHRE B ESCHWERDE deponiert, der Kommodore eingelenkt und versucht hatte, die Wogen zu glätten, der Security einen Essensbon als Entschädigung angeboten und die Kundin ohne neue Freundschaft das Café von HAUS 3 verlassen hatte, setzte sich aus heiterem Himmel ein anderer Mann an Caros Tisch. Das Ereignis dieser neuen Begegnung ließ die Episode mit dem Kommodore fast augenblicklich in den Hintergrund treten, und Caro fragte sich später, ob ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den beiden Begebenheiten bestand, weil sie so direkt aufeinander folgten …
    Er war etwa 30, groß und dunkelhaarig. Dass er interessant aussah, fiel Caro sofort auf, dass er aber der anziehendste Mann war, den sie seit sehr langer Zeit getroffen hatte, wusste sie erst, als er zehn Minuten später wieder aus ihrem Leben verschwand.
    Caro hatte als Betreuerin eines Modekunden an Foto-Shootings teilgenommen, sie kannte männliche Models. Aber fasziniert hatte sie nie einer, hübsch war sie selbst, das beeindruckte sie nicht. Ihr gefielen Männer wie der Schauspieler Adrien Brody; Männer, die gängige Definitionen von gutem Aussehen mit einem Schulterzucken atomisierten und ihre ureigene Erscheinung als neues Maß der Dinge vorstellten. Er hatte ernste graue Augen, die nicht schauten, sondern prüften. Sein Gesicht versteckte nichts, verschenkte aber auch nichts. Die Architektur seines Kopfes besaß genau die richtige Mischung aus Harmonie und Irritation. Gerade die kleinen Unstimmigkeiten an diesem insgesamt prächtigen Mannsbild erzeugten einen tieferen Eindruck, als jede Perfektion hätte erreichen können. Dennoch zeigte er keine Arroganz und war die wenigen Minuten, die sie sich unterhielten, ganz auf Caro konzentriert.
    »Darf ich

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