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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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mich zu dir setzen?«
    Caro schluckte und spürte, wie ihr Gesicht an Spannung und Kontur verlor, was immer geschah, wenn ihr jemand gefiel, so als hätte der Marionettenspieler, der sie den lieben langen Tag lang durch die Welt schleuderte, die Fäden ihres Gesichtes fallen lassen, unachtsam, weil er bewunderte, was Caro auch bewunderte.
    »Natürlich.«
    Der Mann setzte sich. Als er wieder etwas sagte, musste sie sich zu ihm beugen, da sie ihn sonst nicht verstanden hätte …
    »Ich nehme an, die wollen nicht, dass wir gemeinsam an einem Tisch sitzen, aber ich möchte auf jeden Fall einer
Freundschaft
mit dieser Dame dort entkommen!« Er sah kurz in Richtung einer älteren Besucherin, die geschmückt und herausgeputzt wie ein indischer Tempelelefant an einem Festtag durch den Saal schritt.
    »Warum sollte man nicht wollen, dass wir zusammen hier sitzen?«, fragte Caro. Sie fühlte ein Brummen im Bauch, weil sie nach so wenigen Momenten, die sie sich kannten, schon das Wort
wir
verwendete.
    »Weil wir beide vom Haus sind, oder? Wo ist dein
H

    Erst in diesem Moment begriff der Mann, dass Caro keine »Heldin« war, sondern bloß eine Besucherin. »Entschuldige, da hab ich mich vertan.«
    »Keine Sorge, ich werde bald hier arbeiten!«, ließ ihn Caro wissen, enttäuscht, wie kurz das
wir
gehalten hatte.
    »
So
arbeiten?«, fragte er und schnippte dabei mit dem Finger gegen seinen Hemd-Anstecker mit dem
H
.
    »Nein, als Texterin«, präzisierte Caro. Sie standen eben doch auf verschiedenen Seiten.
    »Schön, dann hast du es bestimmt besser erwischt …«
    Er freute sich für sie, obwohl er doch in so einer misslichen Lage war. Caro wollte am liebsten rufen: Ich kaufe dich! Wenn dich keiner will, ich nehme dich sofort! Ich hab mir noch nie was geleistet im Leben, ich bekomme sicher einen Kredit!
    »Darf ich dich fragen, wie du hier gelandet bist?« Sie war einfach zu neugierig, um diese Frage nicht zu stellen.
    Er sah sie etwas missmutig an – Caro dachte schon, er würde ihr nicht antworten –, dann sagte er aber: »Kennst du das, wenn man vom 10-Meter-Brett springen will, oben aber feststellt, dass man es auf einmal nicht mehr hinbekommt?«
    Caro nickte und ergänzte: »Ich kenn das vom 3-Meter-Brett.«
    »In meinem Fall haben sie die Treppe aber gesperrt, als ich rauf bin. Wenn ich jetzt nicht ins Becken springen will, bleibt mir nur der Sprung auf die andere Seite. Könnte eine harte Landung werden.«
    Caro wog nachdenklich den Kopf, konnte sich aber überhaupt nicht vorstellen, welche Realität diesem Gleichnis entsprach.
    »Du hättest es sicher gern ein bisschen konkreter …«
    Caro nickte.
    »Vielleicht, wenn wir uns besser kennen.«
    Das klang gut in Caros Ohren, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass er morgen noch hier wäre. »Wie ist das eigentlich,
wohnt
ihr hier auf dem Gelände?«, fragte sie, weil ihr gerade nichts Besseres einfiel.
    Der junge Mann schien ihre Frage gar nicht gehört zu haben. Er beobachtete einen älteren Herrn im Trenchcoat, der eben den Raum betreten hatte und nun genießerisch langsam durch das Kaffeehaus schlenderte. Gerade als Caro ihn fragen wollte, ob er den Mann kannte, erschien Quintus Danesita an ihrem Tisch. Caro sah nicht besonders erfreut zu ihm hoch und fragte sich, wie sie diesen Mann jeden Tag aushalten sollte, wenn sein Anblick sie schon aufregte, bevor sie überhaupt für ihn arbeitete. Danesita stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab und näherte sich mit seinem Gesicht jenem von Caro. Sie widerstand dem Drang zurückzuweichen. Als er seinen Mund nahe genug an Caros Ohr gebracht hatte, flüsterte er: »Ich muss Sie sprechen. Bitte kommen Sie kurz mit!«
    Caro stand widerwillig auf und deutete dem jungen Mann an ihrem Tisch, dass sie gleich wieder da wäre. Er sagte nur noch: »Ich bin Boris!«, und es war das Letzte, das Caro für sehr lange Zeit von ihm hören sollte.
    Danesita erwartete Caro am Gang vor der Schwingtür zum Kaffeehaus. Er stand dort mit Lars, dessen Gruppe sich inzwischen im Wiener Café zerstreut hatte. Danesita stellte die zwei einander vor: »Caro, das ist Lars, einer unserer tüchtigsten Guides. Lars, Caro wird bei uns als Texterin anfangen, und wir können uns schon jetzt darauf einstellen, dass sie einiges umkrempeln wird!« Lars reichte Caro die Hand zur Begrüßung, und sie konnte sehen, dass er sie wiedererkannte und abwog, ob er sich selbst durch ihre Begegnung zuvor geschadet hatte. Caro überlegte kurz, ob sie

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