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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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ihm jetzt eine runterhauen sollte, aber das war aus vielen Gründen nicht der richtige Augenblick. Danesita kam sogleich zur Sache: »Zwei Dinge, Caro: Zuerst wäre es mir lieber, wenn Sie nicht mit unseren Helden auf diese Weise fraternisieren würden, das erzeugt Interessenskonflikte. Außerdem stehen Sie so der Möglichkeit einer Kontaktaufnahme zwischen den Besuchern und unseren Leuten im Weg. Ich sage das bewusst ganz wertfrei, verstehen Sie es nicht als Kritik. Sie
können
so etwas noch nicht wissen.«
    »Ich habe nicht fraternisiert! Ich dachte, meine Aufgabe wäre es, unsere
Helden
kennenzulernen, um besser auf ihre Persönlichkeit eingehen zu können!« Caro fand es unmöglich, dass er sie ausgerechnet vor Lars kritisierte.
    Danesita machte eine Geste der Beschwichtigung. »Das ist natürlich Ihre Aufgabe, aber das Wiener Kaffeehaus ist nun mal nicht der geeignete Ort dafür. Das hätte ich Ihnen vorher sagen sollen. Mein Fehler. Die andere Sache aber ist jetzt bei Weitem wichtiger und heikler: Cindy, eine unserer Guides, hat mich eben informiert, dass wir einen Besucher im Haus haben, der in unserem Unternehmen auf der Schwarzen Liste steht. Das heißt, er hat sein Recht verwirkt, bei uns eine Transaktion zu tätigen. Er ist ein
unangenehmes Subjekt
. Wir möchten ihn gerne entfernen, aber möglichst diskret. Es ist der Tag der Eröffnung, und ich habe gehört, dass uns der Kommodore schon Ärger gemacht hat, das reicht nun wirklich. Jedenfalls glauben wir, dass unser Besucher – wir nennen ihn
X
– bestimmt Interesse an Ihrem Gesprächspartner zeigen wird, er ist gewissermaßen
sein Typ
. Wir hoffen also, die beiden finden am Kaffeehaustisch zusammen und ziehen sich etwas später zu einem Gespräch in die Separeés des Kaffeehauses zurück. Dann nämlich können wir X stellen und entfernen, ohne dass es zu Irritationen im Betrieb kommt!«
    Caro fragte ungläubig: »Sie wollen Boris als Köder verwenden, um diesen Mann anzulocken? Warum kann man das nicht den Securitys überlassen?«
    Danesita verzog den Mund in Skepsis: »Den Sicherheitsleuten fehlt es oft an Feingefühl. Den ganzen Tag lang geschieht nichts, und wenn Sie dann gebraucht werden, schießen sie manchmal übers Ziel hinaus. Ganz verständlich eigentlich. Ich sage, lassen wir den Dingen ihren natürlichen Lauf und greifen dann zu, wenn die Situation kontrollierbar ist.«
    »Wenn dieser Mann gefährlich ist und sich illegal hier aufhält, kann man doch wohl von keinem natürlichen Lauf sprechen, wenn er mit einem unserer Leute ins Separée verschwindet. Werfen wir ihn raus! Was kümmert es uns, wenn die Besucher das mitbekommen? Sollen sie ruhig sehen, dass hier durchgegriffen wird, wenn sich jemand unangemessen verhält!«
    Danesita lächelte: »Caro, Sie haben viel Power, das finde ich toll, aber in diesem Fall müssen wir mit Fingerspitzengefühl vorgehen. Im Übrigen denke ich, wir sollten mal wieder einen Blick in den Saal werfen und sehen, ob sich etwas getan hat.« Er öffnete die Schwingtür und betrat erneut das Kaffeehaus. Caro und Lars folgten ihm.
    Als alle drei zwischen goldgerahmten Bildern der Schlösser Schönbrunn und Belvedere an der Wand des Saals standen und ihre Blicke auf der Suche nach Boris und Herrn X durch den Raum wandern ließen, fühlte Caro Unbehagen in sich aufsteigen. Lars sprach zuerst aus, was offensichtlich war: »Die haben sich schon vertschüsst!«
    Danesita machte einige schnelle Schritte auf einen Sicherheitsmann zu, der in der Ecke des Saals stand. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr, das den Security augenblicklich in Bereitschaft versetzte, und zusammen eilten sie am Rande des Saals in Richtung der Separées, Caro und Lars ihnen hinterher. Sie teilten den schweren roten Vorhang, der den Kaffeehaus-Saal von dem intimeren Bereich der Separées trennte, und traten in die fensterlose und diffus beleuchtete Raumflucht ein, die das Vertiefen frisch geschlossener Freundschaften begünstigen sollte. An den Rückwänden der zwölf Nischen befanden sich große Aquarien, in denen sich jeweils – einer schlichten Symbolik folgend – bloß zwei Fische befanden. Blau zitterndes Licht fiel auf die Gesichter der Paare darunter, die überrascht zu den Menschen aufschauten, die an ihnen vorbeieilten. Das Quartett, bestehend aus Danesita, dem Wachmann, Caro und Lars, schritt durch die drei aufeinanderfolgenden Räume hindurch und inspizierte jede Nische. Als die Gruppe am Ende des letzten Raums angekommen war, fauchte

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