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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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hielt. Sie zuckte nur mit den Schultern und überlegte, ob all dies tatsächlich passierte. Es kam ihr viel weniger real vor als ein Landemanöver auf dem bekannt anspruchsvollen Weltraumflughafen des Planeten
Nonia
, wo man mit Iridium ebenfalls jede Menge Freunde kaufen konnte.
    Als das Konzert des österreichischen Musikers zu Ende ging, blieben Danesita und Caro noch eine Weile stehen, während sich die meisten Leute schon an ihnen vorbei in Richtung ihrer Autos bewegten. Im Trubel des Nachmittags war eine Frage immer wieder untergegangen, die Caro beschäftigte. Jetzt konnte sie sie stellen: »Warum steht dieser Mann eigentlich auf der Schwarzen Liste? Was hat er getan?«
    Danesita blieb einige Momente stumm, dann sagte er: »Bevor ich Ihnen das erzähle, möchte ich doch, dass wir eine Formalität erledigen: Würden Sie mich in mein Büro begleiten, um Ihren Dienstvertrag zu unterzeichnen?«
    Caro zögerte nur Augenblicke, dann nickte sie, und gemeinsam machten sie sich, ohne noch ein weiteres Wort zu sprechen, auf den Weg zu Danesitas Büro. Lars beobachtete sie aus seinem dunklen Campingbus heraus, in dem gerade der Henry-Rollins-Song
Inhale Exhale
lief, und er fragte sich, wie viel Caro über Danesita wusste und ob ihr nicht langsam jemand etwas über ihn erzählen sollte.

7
    Es war zehn Uhr abends auf der Autobahn zwischen Salzburg und München. Christian saß auf dem knappen Rücksitz des BMW-6er-Coupés seiner neuen Besitzerin, das der Chauffeur Ralf mit 170 Stundenkilometern Richtung Heimat steuerte. Aus der BOSE-Stereoanlage dröhnte ein Udo-Jürgens-Song. Sandra sang auf dem Beifahrersitz laut mit und schenkte sich das dritte oder vierte Glas Champagner ein.
    »Immer, immer wieder geht die Sonne auf … denn Dunkelheit für immer gibt es nicht!«
    Christian hätte sich gerne die Ohren verschlossen oder – lieber noch – der jungen Frau den Hals umgedreht, aber er ahnte, dass dies nur ein kleiner Vorgeschmack auf sein neues Leben war, und versuchte, sich auf inneren Rückzug einzustellen. Er wendete eine einfache Meditationstechnik an, die er in Indonesien gelernt hatte, und begann, sich ein inwendiges Heim einzurichten, wo er sich aufhalten konnte, wenn die Außenwelt unerträglich wurde. Er fing damit an, einen Garten zu pflanzen, ein paar Bäume – Birken, Weiden, Linden, Apfelbäume –, in deren Schatten er eine Zeitung lesen oder bloß in der Hängematte die Augen schließen könnte …
    Sie rasten am Chiemsee vorbei, und Sandra fragte Ralf, ob sie nicht halten sollten, um zu schwimmen, so wie vor einigen Wochen am Gardasee, wo sie gemeinsam mit einer Freundin um drei Uhr früh in Unterwäsche in den See gesprungen war. Ihr Chihuahua hatte an Land gebellt, als ginge es ihm ans Leder, und Ralf hatte das ganze Spektakel mit Sandras iPhone mitfilmen müssen. Der Chauffeur sagte, er glaube, der See sei bereits zu kalt, außerdem sei das Ufer an der Autobahnseite nicht besonders zum Hineingehen geeignet. Sandra erwiderte nur: »Halt an!«, und Ralf lenkte den Wagen nach einem halben Kilometer in die Nebenspur einer Raststation. Er parkte an der dunkelsten Stelle des Parkplatzes, nicht weit vom Ufer des Sees entfernt. Sandra drehte sich zu Christian um und sagte: »Wir gehen schwimmen.« Christian stieg über den Beifahrersitz hinweg aus dem Wagen und trottete der jungen Frau nach, die mit der Flasche Champagner in der Hand Richtung See lief. Es war zu kalt zum Schwimmen, und Christian hasste es, sich in dunklem Gewässer aufzuhalten. Er rief zu ihr in die Dunkelheit: »Wieso gehen wir nicht einfach auf ein Bier in den Gasthof, das erfrischt auch!« Sie kicherte.
    Als sie das Ufer erreicht hatten, das tatsächlich nicht zum Hineingehen einlud, weil es schlammig war und Wurzeln und Büsche im Weg standen, begann Sandra sich auszuziehen. Christian drehte sich hilfesuchend nach Ralf um, der auf dem halben Weg zwischen Parkplatz und Ufer stehen geblieben war und dort regungslos verharrte. Hinter seinem Rücken rauschte die Autobahn. Das war seine Welt, und er schien sich nicht weiter von ihr entfernen zu dürfen. Als sich Christian wieder umdrehte, stand Sandra in Höschen und BH vor ihm. Sie war unwahrscheinlich schlank, der Bauch wölbte sich beinahe nach innen und ihre Oberschenkel berührten sich nicht. Ihr Busen aber war unverhältnismäßig groß und stramm und dem Mädchen offensichtlich nicht von der Natur geschenkt worden. Sie sagte bloß: »Ausziehen.«
    Christian konnte sich einfach nicht

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