Kauft Leute
sofort weg gewesen. Eine andere Frau wollte ihn auch, und ich musste viel mehr zahlen, als ich vorhatte, damit ich ihn bekomme!«
Corinna musterte Christian kopfschüttelnd. »Und … sagt er auch was?«
Christian reichte ihr die Hand: »Grüß Gott, Frau Wohlschlag.«
Corinna musste lächeln: »Wie förmlich …«
Sandra rief: »Er hat versprochen, heute nett zu sein, in Wirklichkeit ist er aber total unkooperativ, echt, so wie dein Freund damals!«
»Oh, Ricky war nicht unkooperativ, er hat nur nichts von Floskeln gehalten.«
Sandra sagte leise: »Aber dann kam ja Papa …«
Christian wandte sich wieder an Corinna: »Bitte, Frau Wohlschlag, ich möchte einmal kurz das Wort haben!« Sie sah ihn ein wenig konsterniert an, und ihr Blick gab ihm zu verstehen, dass er nur Redezeit bekam, weil sie freundlich war, nicht weil er sie verdiente. Christian begann: »Ich kann Ihnen versichern, dass die letzten 14 Tage und vor allem die vergangen 12 Stunden eine wirklich außergewöhnliche Erfahrung für mich waren, und der Gedanke, heute verschenkt zu werden, erscheint mir nur deswegen überhaupt plausibel, weil ich heute ja auch schon verkauft worden bin. Jedenfalls bin ich jetzt hier in Ihrem Zuhause, und alle versichern mir, ich hätte es sehr gut getroffen, und das will ich auch gar nicht anzweifeln. Dies ist ein fantastisches Haus, und Sie, Frau Wohlschlag, sind eine sehr attraktive Frau, und dir, Sandra, verdanke ich diesen Egon, hab Dank! Bloß: Ich habe anderswo ein
Leben
, und ich finde, wir sollten nun nach einem Weg suchen, wie wir Ihre und meine, Sie wissen schon,
Interessen wahren
können und keiner unzufrieden aus der Sache aussteigt!«
Corinna schien amüsiert zu sein, dann antwortete sie aber im geschäftsmäßigen Ton: »Ich weiß nichts von dem Leben, das anderswo auf Sie wartet. Ich kann Ihnen nur sagen, dass die einzige Alternative zu Ihrem Aufenthalt bei uns ist, dass Sie dorthin zurückgebracht werden, wo Sandra Sie hergeholt hat. Und wie ich schon gesagt habe, ist das auch mein Wunsch. Jedenfalls muss ich jetzt zu meinen Gästen hinunter. Michi wird Ihnen für heute Nacht das Gästezimmer herrichten. Alles Weitere können wir morgen Früh besprechen.« Und an ihre Tochter gewandt: »Das nächste Mal schenk mir doch wieder eine CD.«
Sandra rief: »Mama!«, aber für ihre Mutter war das Gespräch schon beendet. Sie verließ das Zimmer.
Wie Stunden zuvor am Chiemsee kniff Sandra Christian wieder kräftig in die Wange und stieß hervor: »Du hast mir versprochen, dass du nett und charmant bist, stattdessen redest du von
deinem Leben
! Das interessiert jetzt nicht!«
Christian schlug ihre Hand weg und stieß sie mit Kraft auf das Bett hinter ihr. »Ganz offensichtlich hat deine Mutter gar kein Interesse an höflichen und charmanten Männern, und ich wette, dass es dir da genauso geht.«
Sandra griff in die Schublade ihres Nachtkästchens und als sie wieder hochkam, hielt sie ein Pfefferspray in der Hand. »Fass mich nicht noch mal an, ohne dass ich es dir erlaubt habe!«
Christian fürchtete, dass er Sandra wehtun würde, wenn das hier so weiterlief, und mehr noch, dass es ihr gefallen könnte, also drehte er sich um und verließ ihr Zimmer. Sandra schrie ihm einige Befehle hinterher, und er ignorierte sie. Er ging die Treppen hinunter, durch das Wohnzimmer, in dem inzwischen laut Schlagermusik gespielt und getanzt wurde, den Salon, das Vorzimmer und bei der Eingangstür hinaus.
Auf der Treppe sitzend ging Christian seine Optionen durch.
Er besaß kein Geld.
Er hatte keine Kredit- oder Bankkarte.
Das Handy hatte man ihm abgenommen.
Sein Pass gehörte jetzt Sandra.
Er hatte gar keine Optionen.
Die Tür des Hauses wurde geöffnet und Michi trat heraus. Er zündete sich eine Zigarette an, dann reichte er Christian das Päckchen. Dieser griff zu. Einige Züge lang schwiegen beide, dann sagte Michi in einem Ton, der frei von jeder Affektiertheit war, ganz anders als zuvor im Haus: »In einer Stunde geht Corinna schlafen, dann solltest du in ihrem Zimmer sein.«
Christian sah zu ihm hoch: »Wieso?«
»Weil sie dich attraktiv findet. Und es deine Chance ist, hierzubleiben.«
Christian überlegte eine Weile, dann presste er hervor: »Ich kann doch nicht einfach so mit ihr schlafen.«
Michi inhalierte, atmete durch die Nase aus und drückte die Zigarette am Steinboden aus. »Ich wette, dass du das kannst.«
»Außerdem will sie mich aus dem Haus haben.«
Michi schüttelte den Kopf. »Will
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