Kauft Leute
geschlossenen Tür vorbeikam, auf der ihr Name stand. Sie erstarrte in der Bewegung und fiel dabei fast über die eigenen Füße. Ihr Name war richtig geschrieben, eine Sensation, und darunter stand das seltsam altmodische Wort »Texturen«. Vielleicht wäre es korrekter gewesen, zuerst Danesita aufzusuchen und ihm die Möglichkeit zu geben, ihr das Zimmer zu zeigen, aber sie hatte die Hand schon an der Klinke und der Rest geschah von ganz allein. Sie öffnete die Tür und blickte in das schönste Wohnzimmer, das sie je gesehen hatte, bloß dass es ein Büro war. Es war hell, es war, wenn ihr Augenmaß noch richtig arbeitete,
riesig
, sie sah einen Kühlschrank, einen Beamer mit Projektionswand, einen Schreib- und einen Besprechungstisch, eine Sofaecke – und sie sah zwei Männer, die es sich dort bereits bequem gemacht hatten.
Einer von ihnen, der Größere, rief: »Carolin, Sie sind schon da!«
Sie brauchte einen Moment, bis sie ihn erkannte. Es war Stefan Helby, der Mann, der ihr Jobinterview mit Danesita unterbrochen hatte. Sie wusste nicht, welche Rolle er in dem Unternehmen einnahm, war sich aber ziemlich sicher, dass er über Danesita stand.
Zögernd betrat Caro das Büro. Helby und der andere Mann blieben sitzen, ihre Blicke auf die Frau geheftet, wie sie sich ihnen langsam näherte.
In der Mitte des Raums blieb Caro stehen, betreten, weil nun keiner der Männer mit ihr sprach.
»Warten Sie auf mich?«, fragte sie.
»Um ehrlich zu sein«, erwiderte Helby, »dachten wir, wir wären hier noch für ein paar Augenblicke ungestört. Kennen Sie übrigens Alex Pollak?«
Jetzt erkannte ihn Caro. Der Mann war der Chefredakteur des größten Wochenmagazins des Landes. Sie ging auf ihn zu, er erhob sich andeutungsweise, und sie gaben sich die Hände.
Helby machte keine Anstalten, Caro gleichermaßen zu begrüßen. Stattdessen sagte er: »Wir machen eine Kooperation mit Herrn Pollaks Magazin, das wird etwas Einzigartiges. Ein Gewinnspiel!«
Pollak nickte, aber sein Blick blieb gesenkt. Er war offensichtlich verlegen in Caros Gegenwart.
Auch Helby schwieg nun.
Caros Blick pendelte sich auf dem Tisch zwischen den beiden Männern ein, wo zwischen zwei Kaffeetassen ein Kuvert lag. Auf dem weißen Umschlag befand sich eine schwarze Scheckkarte mit dem HÜMANIA-Logo.
»Caro!«, rief Helby in die Stille hinein. »Sie kümmern sich um Alex, wenn er etwas braucht, nicht wahr?«
Caro wollte einwerfen, dass sie nicht zur Pressestelle gehörte, nickte dann aber nur und sagte: »Was es auch sei!«
Helby lächelte, dann hielt er Caro die Flächen seiner kurios großen Hände mit den aufgefächerten Fingern entgegen und formte die Worte »zehn Minuten« mit dem Mund.
Sie nickte und zog sich zügig aus ihrem Büro zurück.
Als Caro Danesitas Räume betrat, sah sie sich erneut seiner hinreißenden Assistentin gegenüber. Diese begrüßte Caro und gratulierte ihr zu den Styling-Tipps, die sie ihrem Chef gegeben hatte, er hätte sie sich so zu Herzen genommen! Caro stammelte, dass sie gar nicht wisse, was er sich aus ihrem Gespräch für Anregungen geholt haben könnte, aber das Vorzimmermädchen ließ den Einwand nicht gelten und beteuerte noch mal, wie viel besser Danesita seitdem aussah.
Als ihm Caro einige Minuten später gegenüberstand, fragte sie sich, wann sie ihm den Tipp gegeben haben könnte, sich wie ein Undercover-Drogenfahnder der achtziger Jahre anzuziehen. Er trug einen weißen Leinenanzug mit hochgekrempelten Ärmeln, ein rosa T-Shirt und helle Wildlederslipper. Er sprang auf, umarmte Caro und sagte, sie müsse gleich ihr Büro sehen. Sie erwiderte, dass es eben noch besetzt gewesen war. Danesita tat das mit einer Handbewegung ab und als er die Tür zu Caros Büro öffnete, war es tatsächlich schon leer.
Er zeigte auf eine geschlossene Tür, die Caro vorher nicht aufgefallen war, und rief: »Und das ist Ihr Badezimmer!« Caro öffnete sie und dann verschwamm alles ein bisschen vor ihren Augen, vielleicht waren es nur die Nerven oder doch Tränen der Ergriffenheit, jedenfalls hatte sie noch nie ein eigenes Badezimmer in der Arbeit besessen, noch dazu eines, das ganz eindeutig schöner war als ihres daheim.
Danesita ließ sich auf die Couch fallen, wo gerade noch Helby gesessen war, und schaltete den Flachbildschirm mit der Fernbedienung ein. »Wenn Sie die Null drücken, kommen Sie ins hausinterne Kameranetz, so sind Sie unseren Helden ganz nahe!«
Auf dem Bildschirm war ein Fenster in HAUS 1 zu sehen,
Weitere Kostenlose Bücher