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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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denen sprechen, mit dem
Doc
oder dem
Coach

    Dennis sah auf seine Uhr. »Das ist jetzt zu spät. Die stellen mir den Ersten um Punkt vor meine Kabine, und wenn ich ihn nicht gleich herbringe, haut er ab oder macht was Schlimmeres. Oder sie eben. Na ja, bin gleich wieder da.«
    Als Caro dem davoneilenden Dennis nachsah, fiel ihr ein kleiner Zettel auf, der neben dem Klappstuhl lag. Er musste dem Jungen aus der Tasche gefallen sein. Sie faltete das Papier auf und las eine sechsstellige Ziffernkombination, die mit Kuli notiert worden war. Sie merkte sich die Kombination und legte den Zettel dort auf den Boden, wo er gelegen hatte. Dann richtete sie sich seufzend auf und betrat wieder den Interviewraum.
    Ein Tisch, zwei Sessel, ein weiterer an der Wand. Ein Deckenventilator, der noch in der Plastikverpackung steckte. Ein Aktenschrank, leer. Ein Oberlicht, funktionierend, und eine Tischlampe, deren Glühbirne zerbrochen worden war. Caro setzte sich und schlagartig wurde ihr bewusst:
Das
ist dein Büro. Neun Quadratmeter ohne Fenster im Haus der zerbrochenen Träume. Dieses andere Zimmer, das schöne Zimmer, das in dem anderen Gebäude: Dort würde Danesita seiner Sekretärin die Magie des Moments erklären, und vielleicht würden die Marketing-Jungs auch ein Basketballturnier veranstalten, aber ohne Caro, denn sie säße inzwischen in dem Zimmer hinter der Tür, die unbeschriftet war, um den Job zu machen, den keiner wollte.
    Dennis steckte den Kopf ins Zimmer und überzeugte sich, dass er zurückgefunden hatte. Er nickte Caro fröhlich zu, dann schob er einen jungen Mann herein und wies ihm den Sitz ihr gegenüber zu. Dennis selbst nahm auf dem dritten Stuhl im Zimmer Platz.
    Der Mann war Ende zwanzig, trug einen abgewetzten Pullover, der aus der Altkleiderstelle zu stammen schien, sah aber dennoch ausnehmend gut aus. Er lächelte.
    »Können wir?«, fragte ihn Caro.
    Der Mann lächelte sehr freundlich.
    Caro hatte sich etwas zurechtgelegt: »Mein Name ist Carolin und ich möchte heute möglichst viel von Ihnen erfahren, damit wir Sie an eine Stelle vermitteln können, wo Sie Ihre Talente einsetzen und Ihre Qualifikationen ausspielen können. Ich möchte aber auch Ihre Persönlichkeit kennenlernen, denn das kann eine genauso große Rolle bei Ihrer Präsentation spielen! Also, umso mehr Sie mir von sich erzählen, zum Beispiel welche Hobbys Sie haben, wo Sie Ihre Stärken sehen, welche Tätigkeiten Ihnen Freude bereiten und so weiter, umso besser können wir Sie vermitteln. Und weil es hier ja um sehr langfristige Vermittlungen geht, möchte ich einfach sicher sein, dass Sie zu jemandem kommen, der Ihre Persönlichkeit und Ihre Qualitäten auch zu schätzen weiß! Was sagen Sie dazu?«
    Der Mann lächelte voller Freundlichkeit.
    Caro blickte zu Dennis hinüber, der mit seinem Handy beschäftigt war. Als er Caros Blick auf sich spürte, sah er hoch und stellte fest: »Spricht kein Deutsch.«
    Caro starrte Dennis an. »Und was machen wir jetzt? Gibt es einen Dolmetscher?«
    Dennis zuckte mit den Schultern. »War noch keiner hier. Der ist aus Rumänien, seinen Bruder hatten wir auch schon da. HAUS 1, Fall erledigt.« Dennis’ Blick sank wieder zu seinem Telefon hinab.
    »Wie soll ich etwas über seine Fähigkeiten und Persönlichkeit schreiben, wenn ich nicht seine Sprache spreche?!«
    Dennis sah wieder hoch, allerdings wirkte er nicht sehr involviert. »Also was Fähigkeiten betrifft: Einige von denen können diese Volkstänze, das ist dort eine große Sache, ein paar knacken dir ein Auto in 12 Sekunden und alle haben ein wahnsinnig feines Näschen für Kupferdrähte, die sie irgendwo aufspüren und rausbuddeln wie die Dachse und als Altmetall verklopfen.«
    Caro schlug Dennis mit ihrem zusammengerollten Block auf den Arm, wo seine Beißwunde war. »Bullshit! Bleib da sitzen, ich bin gleich wieder da.«
    Caro ging den Gang hinunter und öffnete eine Tür nach der anderen. Fitnessräume, Schulungszimmer, Lager, Klamotten, Arbeitsgeräte. Dann ein Zimmer, in dem eine Putzfrau zugange war.
    »Sprechen Sie Deutsch?«, fragte Caro.
    Die Frau nickte.
    »Woher sind Sie?«
    »Polen.«
    »Gibt es hier auch eine Reinigungskraft aus Rumänien?«
    Die Frau nickte, fragte sich aber insgeheim sicher, welche Arbeit eine rumänische Putzfrau machen konnte, die eine polnische nicht erledigte. Sie ging mit Caro den Gang hinunter in einen anderen Bereich des Gebäudes. Caro sah sich selbst zu, wie sie den Flur entlangeilte, furchtlos und

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