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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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heimkommen.«
    Papaya ließ das Mikro fallen, es landete mit einem lauten Knall, und er verschwand hinter dem Vorhang.
    Viele der Besucher waren aufgebracht, einige warfen Kaffeebecher oder Pommes auf die Bühne. Auf den Displays sank der Preis für den Komiker, der doch eigentlich immer weiter steigen sollte, bis vielleicht sogar eine Auktion begann. Keiner war an dem Mann interessiert, der weder schön singen konnte, noch Witze erzählte, die gefielen.
    Caro wandte sich Danesita zu und fragte: »War dies auch so ein Moment, der bestehen bleibt?«
    Danesita schien den Spott nicht zu bemerken. »Nein, das war der Auftritt eines Mannes, der seine Chance vergeben hat, uns für sich zu gewinnen. Umso mehr freue ich mich jetzt auf den blinden Melodica-Spieler, gefolgt von der tollen Trompetra, über die Sie ja schon gelesen haben.«
    Eine Stunde später verließen Caro und Danesita das Odeon wieder. Der Marketingleiter befand sich in Hochstimmung und pfiff eine flotte Trompetenmelodie vor sich her. Caro hatte Kopfschmerzen und träumte von einem riesigen Aperol-Spritzer.
    »Diesen Komiker, dessen Name klingt, als wäre er ein Thai-Mafiosi, haben uns die Künstler danach ja schnell vergessen lassen!«, lachte Danesita und schien nur kurz davon entfernt zu sein, in einen wippenden Kinderschritt zu verfallen, zweimal links, zweimal rechts. »Ich hab mich riesig gefreut, dass Trompetra eine Auktion erreicht hat!«
    Caro gähnte. »Ja, sie macht das ganz gut.«
    »Wissen Sie, Caro, dass sie ursprünglich als Putzfrau vermittelt werden sollte!«
    »Ach ja?«
    »Ja. Hier die Geschichte dazu: Die Frau hatte schon ihren Platz im Window von HAUS 2 eingenommen, als wir einen Stromausfall hatten! Das war am Vortag der Eröffnung, stellen Sie sich das vor. Totale Dunkelheit. Ich war gerade dort, um eine letzte Runde zu drehen. Plötzlich diese Melodie aus der totalen Schwärze!«
    Caro musste unwillkürlich lachen. »Sie hat im Dunkeln ihre Trompete gespielt?!«
    Danesita nickte. »Ja, sie hat auf ihrem wundervollen Instrument gespielt, in der Dunkelheit dieses Stromausfalls.«
    »Warum hat sie das getan?«
    »Warum? Weil ihr danach war, vermute ich! Nach einigen Momenten gingen die Lichter wieder an, aber nicht alle auf einmal. Zuerst bekamen die Dekkenspots wieder Strom, und ein einzelner Strahler war auf diese hübsche Frau gerichtet, die in ihrem Fenster auf dem Boden kniete und in ihre Trompete blies. Es war … magisch. Ich wusste sofort, dass sie ihre Chance in HAUS 4 bekommen musste!
Das
war einer dieser besonderen Momente, die
bleiben

    »Wirklich ungewöhnlich.«
    »Ja, es war ungewöhnlich, dass wir ihr großes Talent auf diese Weise entdeckt haben. Aber in Zukunft soll so etwas nicht mehr von Zufällen abhängen. Finden Sie den Funken, den jeder von uns ins sich trägt! Gut? Und jetzt gehen wir fein was essen und am Nachmittag haben Sie Ihre erste Helden-Einstufung und nachher Meeting mit dem ganzen Team. Kopf hoch, Caro! Haben Sie sich das mit dem
Smart
eigentlich überlegt?«

9
    W ENN MAN DAS LÄNGLICHE B ÜROGEBÄUDE , in dem sich auch Caros Zimmer befand, nicht in Richtung des Parkplatzes und des HÜMANIA-Hauptgebäudes verließ, sondern den Ausgang auf der anderen Seite nahm, sah man sich dem zweiten großen Gebäude gegenüber, jenem, in dem die Helden wohnten. Für die Besucher blieb es, da es durch das Bürogebäude verdeckt war, unsichtbar. Dieser Bau musste keine der Anforderungen erfüllen wie die anderen Häuser auf dem Gelände. Er musste nicht gefallen oder Repräsentationszwecken dienen oder auf Fotos gut aussehen. Es war ein Zweckbau. Dementsprechend bot er einen ernüchternden Anblick:
    Es war ein schmaler, langer, dreistöckiger kasernenartiger Riegel von Gebäude mit vergitterten Fenstern und schmuckloser Fassade. Es gab keinen Winkel an diesem Bau, der nicht neunzig Grad betrug, und keine Farbe, die nicht Grau war. Hier, wo sich das eigentliche Kapital von HÜMANIA befand, wurde nicht auf glänzende Oberflächen Wert gelegt. Als Caro den Platz zwischen den zwei Häusern überquerte, musste sie an Banker oder Dealer denken, die Bündel von Hunderttausenden Euro in Plastiktüten, nicht in Lederkoffern mit sich herumtrugen.
    Dieser Septembertag war verhangen und es nieselte, dennoch blieb Caro stehen, als sie sich in der Mitte des Platzes zwischen den Gebäuden befand, und betrachtete die Unterkunft jener Menschen, für deren Vermittlung sie nun zuständig war. Aus einigen der Fenster hingen

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