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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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mit den Kandidaten vertrage, die wenig vorzuweisen hatten, das animierend auf die Besucher des Markts wirkte.
    Bettina versuchte die heraufdräuende Diskussion gleich im Keim zu ersticken, aber Caro wollte Fiala eine Antwort geben:
    »Also wenn eine der Frauen, die in unserer Obhut sind, unter depressiven Zuständen leidet, über die sie nicht einmal sprechen kann, dann sage ich mit aller Direktheit, dass wir sie gar nicht erst vermitteln dürfen!«
    Einige der Anwesenden im Raum zogen hörbar die Luft ein, und Bettina schüttelte ganz entschieden angstvoll den Kopf. Sie flüsterte Caro zu: »Das fällt nicht in Ihren Aufgabenbereich, Carolin, das entscheidet …«, und dann wanderte ihr Blick zu Doktor Moffat, der sich gütig lächelnd darauf vorbereitete, Caro aus seinen Laufhosen heraus die Welt zu erklären.
    Caro fuhr dennoch fort: »Wenn ein junger Mann bei den Angaben zu seinen Qualifikationen lügt, wie unser Kandidat aus Alba Iulia, den ich heute kennengelernt habe, dann fällt es mir jedenfalls sehr schwer, seine Vita schönzuschreiben. Dann soll er sehen, ob sie ihn seines netten Lächelns wegen aus HAUS 1 rauspflücken.«
    Doktor Moffat rief »HAUS 1?!«, als wäre es das Absonderlichste, was er seit sehr langer Zeit gehört hatte und schüttelte ungläubig den Kopf. Im selben Moment fing seine Pulsuhr zu piepsen an und er drückte unkontrolliert einige Knöpfe, bis wieder Ruhe einkehrte.
    Nun meldete sich die Stylistin Ursula zu Wort, und man merkte ihr an, dass sie eigentlich lieber für Caro Partei ergriffen hätte, es in diesem Fall aber einfach nicht möglich war.
    »Also weißt du, wir haben Florin eigentlich für das Wiener Café vorgesehen. Er ist sicher ein Strizzi, aber er sieht wahnsinnig gut aus im Anzug, der übrigens schon aus der Schneiderei gekommen ist, und wir haben viele gute Kundinnen aus Rumänien.«
    Bettina nickte: »Wir haben
extrem
gute Kundinnen aus Rumänien!«, und alle im Raum außer Caro lächelten und tauschten bedeutungsvolle Blicke aus.
    »Aha«, sagte Caro, »dann können wir Mona ja gleich als Draufgabe mitgeben. Da keiner weiß, woher sie kommt, welche Sprache sie spricht und was sie eigentlich will, ist sie in Rumänien so gut aufgehoben wie überall sonst.«
    Fiala flüsterte »
Was sie will
…«, und presste die Lippen zusammen, als müsste er sich selbst davon abhalten, etwas eigentlich sehr Notwendiges zu sagen.
    Doktor Moffat hatte während der letzten Minute immer wieder durch Seufzen, Beine übereinanderschlagen und Anschwellen und Absenken der Brust gezeigt, dass er gleich reden werde. Nun war der Moment gekommen.
    »Caro. Wir nennen einander beim Vornamen, ist Ihnen das recht?«
    Caro überlegte, es ihm vielleicht nicht zu gestatten, aber er wartete keine Antwort ab.
    »Nun gut. Caro, so wie Sie uns hier vor sich sitzen sehen, wirken wir für Sie möglicherweise wie eine – sagen wir mal – chaotische kleine Gruppe. Wir plappern durcheinander, wir haben jeder unseren speziellen kleinen Bereich im Blick, wir nehmen es manchmal mit der Protokollführung nicht so genau!« Dabei gab Moffat seinem Team mit einem Seitenblick zu verstehen, dass darüber auch gelacht werden durfte. »Wir werden manchmal ein bisschen laut und sind auch nicht immer einer Ansicht. Manchmal kämpft einer von uns wie ein Löwe, um den anderen eine völlig verrückte Idee begreiflich zu machen, und manchmal schauen wir uns bloß an und wissen – alle einer Meinung! Wenn Ihnen das wie eine Chaostruppe erscheint – bitte, geschenkt. Aber, Caro, eines müssen Sie wissen: Wir haben
gerungen
, damit dieses Team und seine Art zu arbeiten respektiert wird! Als wir vor zwei Monaten begonnen haben, die ersten Helden einzustufen, aufzubereiten und mit Profilen auszustatten, da hatten wir
nichts
! Alles war Baustelle: das Haus, das Management, die Abläufe. Wir sind buchstäblich in den Kulissen gesessen und haben mit Kaugummi und Spucke begonnen, das Kolosseum zu bauen. In Deutschland hat keiner mit uns gesprochen.
Die Ösis sollen es auf ihre Art machen
. Direktiven von oben? Nix da, denkt euch selber welche aus! Wir waren der Zimmermann, der erst mal einen Baum pflanzen muss, um seine Arbeit zu beginnen. Haben wir Fehler gemacht? Ach, eine Menge! Sind wir angeeckt mit unserer Art zu tun? Laufend! Aber wissen Sie was: Wenn ich heute durch den Markt gehe und sehe, wie sich die Schaufenster leeren und wieder aufgefüllt werden – in so einer Windeseile –, dann glaube ich doch fast, wir haben

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