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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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irgendetwas richtig gemacht.«
    Jetzt waren sie gerührt, alle im Raum, beziehungsweise fast. Caro wusste, dass er noch nicht fertig war und auch, dass es sinnlos war, vorher ein Wort zu erwidern.
    »Wissen Sie, seit ich dieses
Hobby
hier habe, bin ich als Person mit Vorwürfen konfrontiert worden, die mich getroffen haben. Es gab Leute, die haben gesagt, ich mache das hier nur, um Klienten für meine Privatordination zu angeln. Dass ich den wohlhabenden Kunden hier meine Behandlungsmethoden aufs Aug drücke. Ich sag Ihnen eines: Meine Praxis würde besser laufen, wenn ich mir all das hier
nicht
antäte. Ich hätte mehr Zeit für meine Patienten, für meine Freundin, und ins Theater würde ich es dann vielleicht auch hin und wieder schaffen, wenn ich nicht mein
Hobby
hätte. Bloß: Ich
möchte
ja nicht darauf verzichten! Ich
will
hier sitzen mit meinen Mitstreitern und arbeiten, kreativ sein, den richtigen Platz für jeden unserer Freunde hier finden, zanken, fighten, mich reiben. Aber eines ist ganz wichtig, Caro: Es muss konstruktiv sein. Es muss …
konstruktiv
sein. Weil wenn ich meine Zeit hier investiere, die auch meinen Patienten oder meiner Partnerin zugutekommen könnte, dann muss ich wissen, dass es einen
Sinn
hat. Schauen Sie, eines ist ganz klar: Sie kommen hier neu dazu und Sie bringen genauso einen Rucksack voller Ideen und Vorstellungen und Wünsche mit. Das ist ja auch gut so, nur müssen wir jetzt gemeinsam schauen, wo passt es zusammen, und wo nicht. Und da will ich jetzt ein paar Worte zum Martin sagen, entschuldigen Sie, zum Magister Fiala. Denn der hat einen ganz tollen Job gemacht, für den er überhaupt nicht eingestellt worden war. Eigentlich sollte der Fiala nämlich nur für das Coaching unserer Freunde zuständig sein, also wer braucht eine Ausbildung oder einen Sprachkurs oder nur die richtigen Manieren beigebracht? Die Aufgabe erfüllt er natürlich auch, aber daneben hat er in den letzten Wochen auch großartige Profile für unsere Freunde geschrieben, und da habe ich immer gemerkt, dass er eben auch die Werbeakademie besucht hat.«
    Ein bestialischer kleiner Lachanfall saß in Caros Kehle und kitzelte ihren Gaumen, aber sie durfte ihn nicht rauslassen, das durfte sie einfach nicht.
    »Und jetzt lassen Sie mich kurz über unsere neuen Freunde reden, die Sie heute ja schon kennengelernt haben. Da ist der Bursche aus Rumänien, der Florin. Er ist gesund, er ist ein Typ, der den Frauen gefällt, und er lernt schnell – leider auch, wie er uns alle um den Finger wickelt! Jetzt sagen Sie, Caro: Ein Fall für HAUS 1, soll er schauen, ob ihn wer für seine Baustelle braucht. Wir haben uns allerdings etwas anderes für ihn überlegt … Warum nicht diesen
feschen Kampel
in einen Maßanzug stecken und als Begleiter für die
Cayenne Ladys
aus Bukarest positionieren? Die kommen den weiten Weg aus Rumänien zu uns, oft ohne Chauffeur, weil es einen Markt wie unseren bei ihnen daheim noch nicht gibt. Stellen Sie sich die Überraschung vor, wenn sie so einen hübschen Mann hier vorfinden, der ihnen in ihrer eigenen Sprache sagt:
Küss die Hand, schöne Frau!
Verstehen Sie mich? Und das ist ja auch für die Ursula viel spannender, die kann eh schon keine Blaumänner mehr sehen! Was jetzt die Dame betrifft, deren dramatischer depressiver Episode Sie Zeuge wurden: Ich habe sie kürzlich erst untersucht, mich auch unterhalten mit ihr, und es war keine Depression festzustellen. Natürlich ist der Vorbereitungs- und Aufbereitungsprozess mit Spannungen verbunden, und einige unserer Freunde reagieren psychosomatisch, aber ich werde nicht gleich ein Tofranil oder ein Cipramil verschreiben, bloß weil jemand in der Früh ein bisschen schwer aus dem Bett kommt.«
    Der Lachreiz in Caros Kehle hatte sich in einen Brechreiz verwandelt und sie wusste nicht, ob sie dem Doktor noch viel länger zuhören konnte. Er war jedoch noch immer nicht am Ende.
    »Bei dem älteren Herrn hingegen, der von dem jungen Mäderl um sein Haus gebracht wurde – falls diese Geschichte stimmt! –, ist Ihnen nichts aufgefallen, oder? Mir aber! Dieser Herr leidet nämlich an der Montagskrankheit, und damit meine ich nicht jene Ausformung, deren Symptome wir alle heute ein bisschen spüren. Dieser Herr hat in seinem Berufsleben als Sprengmeister mehr Nitrate geschluckt als ein Eichkatzerl Nusserln, und nach Phasen der Ruhe treten die Folgeerscheinungen bei neuerlicher Aktivität ganz krass zu Tage. Das bedeutet: Jetzt sieht er frisch und

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