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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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nahm einen ehrgeizigen Schluck Bier, dann fing er an: »Ich war zehn Jahre in der Welt unterwegs. Dann wurde ich krank. Ich bin nach Wien zurück und habe mit einem Freund eine Eventfirma gegründet. Er hat mich übers Ohr gehauen. Mein Haus ist abgebrannt. Ich hab mich nach Indien abgesetzt. Er hat mir angeboten, alles zu klären. Ich war dämlich, hab ihm geglaubt und bin nach Wien zurück. Dort waren dann diese Anzugtypen am Flughafen.«
    »Ok«, sagte Michi, »den Teil erzähl!«
    »Am Flughafen wartet Gerald auf mich, mein ehemaliger Partner. Zwei Männer in schwarzen Anzügen sind bei ihm. Er sagt, wie froh er ist, dass ich gekommen bin, um die Unordnung zu beseitigen, die ich hinterlassen habe. Mithilfe von HÜMANIA werden wir schon aus der ganzen Sache herauskommen. Mir hat der Name nichts gesagt! Wir gehen zu viert in einen Konferenzraum des Flughafenhotels. Dort erklären sie mir die Situation: Ich soll für die Schulden der Firma aufkommen. Die Schulden, die Gerald angesammelt hat! Mein Grundstück, das wir wegen der Steuer als Firmensitz eingetragen haben, haben sie schon verkauft. Den Brand im Haus haben sie mir als Versuch ausgelegt, Beweismittel zu vernichten. Die Reise nach Indien war eine Flucht vor dem Zugriff der Behörden! Unterschlagung, Verschleierung – solche Worte sind dort gefallen. Ich kann das gar nicht laut sagen hier.«
    »Hast du dich verteidigt?«, fragte Michi.
    »Was denkst du?! Ich hab den Anzugtypen erklärt, dass mir all das zu Unrecht vorgeworfen wird und
mein Freund
versucht, mich reinzulegen. Wie bescheuert, eigentlich.«
    »Wieso bescheuert?«
    »Weil ich diesen Typen gar nichts erklären hätte müssen. Das waren keine Leute vom Gericht oder von der Polizei oder vom Finanzamt. Das waren
Sachbearbeiter
, die einfach nur offiziell ausgesehen haben. Was mich so fertigmacht: Ich bin zehn Jahre durch die Welt gereist. Ich war in Gegenden, da wollte alle dreihundert Meter irgendjemand Geld von mir, damit ich weiterkomme und keinen Ärger kriege. Neunzig Prozent von denen hab ich gesagt, sie können mich mal, und das war es. Jedem Zehnten gibt man ein paar Mäuse und dann ist Ruhe. Ein paar wenige haben wirklich was zu sagen, und mit denen sollte man sich gut stellen. Ich besitze einen ganz guten Instinkt, wer zu welcher Gruppe gehört. Aber dort, in diesem Konferenzraum am Flughafen von Wien, haben mich meine Instinkte vollkommen im Stich gelassen.«
    »Hey, «sagte Michi, »du bist ein guter Mann, aber gegen die kannst du nichts ausrichten. Du kennst die grauen Männer aus
Momo
? Die sind vergleichsweise noch harmlos, weil sie nur hinter deiner Zeit her sind. Aber die schwarzen Typen in dem Konferenzzimmer, die sind gekommen, um sich deine Freiheit zu holen!«
    »Sie haben mir ein Angebot gemacht«, sagte Christian. »Wenn ich eine HÜMANIA-Personalhypothek abschließe, kann ich
mit meiner eigenen Person
für meine Verbindlichkeiten bürgen. Die Arbeit, die ich in Zukunft leisten werde, welcher Art auch immer, ist die Rückzahlung der Schulden, die ich angehäuft habe. So kann ich gerichtlichen Konsequenzen aus dem Weg gehen und muss kein Gefängnis von innen kennenlernen.«
    »Jaja, ich kenn den Schmarrn. Hast du gleich eingewilligt?«
    »Ich habe eine Nacht Bedenkzeit gefordert, mir ein Zimmer in einer Pension in Hietzing genommen, während die Typen in den schwarzen Anzügen vor meinem Fenster geparkt haben. Am Abend rufe ich einen Bekannten an, der als Journalist arbeitet und eigentlich Bescheid wissen muss, ob man diesen Männern und ihrer Firma trauen kann. Er empfiehlt mir, den Deal abzuschließen, besser könne ich nicht aus der Sache herauskommen. HÜMANIA tut viel für Menschen in finanziellen Notlagen und hat sich oft genug als Rettungsanker bewährt. So was erzählt er mir. Ich sage Danke, lege auf und beschließe, ich steige drauf ein. Nun ja, eine Woche später war ich schon um einiges schlauer: Ich habe zwar kein Gefängnis von innen sehen müssen, aber der HÜMANIA-Bau in Wien unterscheidet sich nicht gravierend von einem Knast.«
    Michi nickte: »Die Filiale München ist auch nicht das
Mandarin Oriental
. Eher wie der
Bayerische Hof
. Brrr.«
    »Aber du hast dir ja gewünscht, dass ich mit einem Happy End aufhöre. Ich glaube, es wird eines geben!«
    »Ah, wie das?«, fragte Michi.
    »Ich werde hoffentlich sehr bald einen alten Bekannten in der Stadt treffen: meinen Ex-Kompagnon, Gerald. Mir wurde zugetragen, dass er inzwischen nach München umgezogen

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