Kauft Leute
mag Ihr Lächeln; Sie machen Workout; Rothaarige sind selten; das sind lange Wimpern!« …), fühlten sich alle bestätigt, und etwas wie Vorfreude machte sich breit.
Heinrich, der einige Jahre der Günstling und natürlich das Eigentum eines reichen Unternehmers und Weltreisenden gewesen war, wusste genau, wovon die Rede war. Er besaß Stil und kannte die verfeinerten Bedürfnisse der höheren Schichten. Wenn er sich aber so unter seinen Mitstreitern umsah, bezweifelte er, dass er unter seinesgleichen war. Die wollten es alle viel zu sehr. Stil zu besitzen aber hieß, nichts zu wollen, einfach zu
sein
. Es würde viel Make-up und Anweisungen brauchen, damit diese Truppe irgendwelche Erwartungen erfüllen konnte.
Schon im Bus auf der Fahrt zum Schloss hatte Christian Heinrich, den er in der
Münchner Freiheit
kennengelernt hatte, entdeckt. Im Zelt ergab sich dann die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.
»Ja hallo, mein Freund«, tönte Heinrich in großer Überraschung und reichte Christian die Hand.
Christian hatte das Gefühl, dass Heinrich ihn schon längst gesehen hatte und die Freude über ihr Wiedersehen nur aufgesetzt war. »So sieht man sich wieder. Ich hab es doch noch geschafft, zur Top-Liga aufzurücken.«
Heinrich verdrehte die Augen und flüsterte: »Hier wird ein großes Gewicht auf sehr schmale Schultern gelegt … Aber sag, wie hast du Corinna dazu gebracht, dich zurückzugeben?«
Christian lächelte und erwiderte: »Es ergab sich eigentlich fast von selbst!«
Ganz so war es allerdings nicht. Nachdem Heinrich Christian auf die Idee gebracht hatte, sich zurückgeben zu lassen, um an dem Event im Schloss teilnehmen zu können, war Christian aufgestanden und erneut zur Toilette gegangen. Dort hatte er den jungen Mann im Judas-Priest-T-Shirt angesprochen, der zur kleinen Gruppe der bekennenden schwulen Heavy-Metal-Fans gehörte, und ihm ein Geschäft vorgeschlagen. Am Tag darauf hatte Christian Sandra eine Videokamera gestohlen, und sie dem jungen Mann aus der Bar als Bezahlung mit dem Taxi vorbeigebracht, während die Frauen und Michi bei
Tiffany
waren. Am frühen Abend hatte es dann bei den Wohlschlags an der Tür geläutet, und ein bis zum äußersten entschlossen aussehender Homosexueller in Ledermontur forderte Corinna auf, ihm Christian zu überlassen. Er müsse ihn besitzen, so wie er ihn die letzten Nächte besessen hätte, als Christian aus dem Haus weggeschlichen war, wo er nicht er selbst sein durfte. Erst hatte Christian den jungen Mann mit Vorwürfen zugedeckt, wie er einfach so in dieses Haus hereinplatzen konnte, dann aber hatte er nur noch betroffen auf den Boden gestarrt und sich heimlich darüber gewundert, dass Michi schockierter zu sein schien als Corinna.
Sie wiesen dem Besucher zwar die Tür, aber am nächsten Tag brachte Sandra Christian zurück zum Markt in München. Sie winkte ihm zum Abschied, als hätte sie ihren Lieblingscousin zum Bahnhof gebracht, dann hüpfte sie in Richtung des Männerhauses davon. Michi hatte sich nicht von Christian verabschieden wollen, was diesen gekränkt hatte und auch jetzt noch beschäftigte.
»Und wie konntest du dich so kurzfristig für die Präsentation qualifizieren?«, fragte Heinrich mit einem nicht zu verhehlenden Anflug von Missgunst.
»Offenbar hatten sie für einen der Helden einen Maßanzug anfertigen lassen – dieser Kerl wurde gestern überraschend krank, und so bin ich in die Bresche gesprungen!«, gab Christian munter zurück.
»Und du hattest zufällig seine Größe?«
»Ja, das ergab sich erstaunlich gut!«
Heinrich nickte nur, und seine Augen verrieten, dass er darüber nachgrübelte, was wohl tatsächlich passiert war.
»Also«, fragte Christian, »was werden wir tun müssen?«
»Ich glaube, das erfährst du gleich von ihm«, antwortete Heinrich und zeigte auf einen Mann von Mitte dreißig im hellen Anzug, der eben das Zelt betreten hatte.
Christian zog sich hinter die Garderobe zurück, wo er nicht sofort gesehen werden konnte, denn der Mann, auf den ihn Heinrich aufmerksam gemacht hatte, war sein alter Freund und Firmenpartner Gerald.
So viele Gedanken hatte sich Caro darüber gemacht, wie sie die fünfstündige Autofahrt mit Danesita nach München überstehen würde, und hatte dabei gar nicht in Betracht gezogen, dass er vielleicht mit dem Flugzeug reisen wollte. Eine Stunde waren sie nur in der Luft. Es war Caros erster First-Class-Flug und sie wusste, dass es nun nie mehr ein Zurück in die Economy-Klasse
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