Kauft Leute
es ging ihm nicht darum: Er wollte den Wagen fahren, ihn pflegen und lieben, solange ihnen Zeit gegeben war. Er war der Richtige.
Die Männer sprachen über den Preis. Der Verkäufer zeigte sich großzügig und ließ 500 Euro nach, bloß weil ein Licht kaputt war und eine Radkappe fehlte. Als sie sich also handelseinig waren und Hugo das Kuvert mit dem Geld und einen Kaufvertrag hervorholte, fiel dem Verkäufer ein, dass er den Typenschein des Fahrzeugs und einen zweiten Satz Schlüssel daheim vergessen hatte. Da er selbst ohne Auto in der Stadt war und erst später von einem Freund abgeholt werden sollte, kamen sie überein, dass Hugo ihn zu seinem Haus fahren würde. So machten sie es. Fast eine halbe Stunde waren sie unterwegs, hinaus aus der Stadt, eine Landstraße entlang durch bäuerliche Gegend, dann eine kurvenreiche Straße in einen Wald hinein und schließlich auf eine Art Forstweg, der sie zu einem Hof brachte. Es war eine einsame Gegend, und zum ersten Mal überlegte Hugo, ob es nicht seltsam war, dass der Verkäufer des Wagens die Papiere vergessen hatte, und seltsamer noch, dass er, der so in der Einöde lebte, ohne eigenen Wagen nach Pilsen gekommen war.
Der Mann gab Hugo die Anweisung, auf den Hof zu fahren. Als er das große Tor mit seinem Geländewagen durchfuhr, sah er einige Männer, die im Schatten eines Vordachs auf einer Holzbank saßen, rauchten und Karten spielten. Sie standen auf, als der Wagen ankam. Der ganze Hof war in einem heruntergekommenen Zustand. Wenn die Männer Handwerker waren, verstanden sie ihren Job nicht gut. Auf der anderen Seite des Hofs befand sich eine Art Misthaufen. Auf einem Berg von Müll und altem Hausrat lagen Kleider, von Männern wie von Frauen. Einer der Arbeiter auf dem Hof ging in Richtung des Tores, um es hinter dem Wagen zu schließen. In Hugo wuchs die Anspannung. Als der Verkäufer ausstieg und ihn bat, es ihm gleichzutun, rief dieser bloß, er wäre in zehn Minuten wieder da, trat aufs Gas und fuhr rückwärts aus dem Hof hinaus, bevor der andere Mann das Tor schließen konnte.
Eine Viertelstunde fuhr Hugo ziellos durch die Gegend. Er rief einen Freund an und beschrieb ihm, wo er war. Nur um sicherzugehen, bat er ihn, sich in einer halben Stunde wieder bei ihm zu melden. Dann wendete Hugo und fuhr zu dem Hof zurück. Er blieb vor dem inzwischen geschlossenen Tor stehen und schlug auf die Hupe. Dreimal, viermal. Schließlich öffnete sich das Tor, und der Besitzer des Commodores kam heraus. Hugo betätigte den elektrischen Fensterheber und ließ die Scheibe auf der Beifahrerseite hinunter. Die Türen hatte er von innen verschlossen. Der Mann kam zur rechten Fahrzeugseite und senkte den Kopf. Er sagte: »Ich hab es mir anders überlegt. Ich behalte den Wagen.« Hugo hatte schon damit gerechnet. Er antwortete, dass er in diesem Fall die Behörden verständigen werde, da er glaube, der Wagen sei gestohlen. Er habe sich auch die Identifikationsnummer des Fahrzeugs notiert und natürlich kenne er noch den Standplatz des Wagens in Pilsen. Der Mann hob den Kopf wieder, und einige Momente lang sah er Hugo nur auf die Brust. Schließlich warf der Besitzer des Opels einen Schlüsselbund mit zwei Wagenschlüsseln auf den Beifahrersitz. Er sah wieder durch das Fenster von Hugos Wagen und forderte: »Das Geld.«
Hugo reichte ihm das Kuvert und bekam im Gegenzug die Fahrzeugpapiere. Der Mann stapfte ohne ein weiteres Wort davon. Bevor er das Tor erreicht hatte, überlegte er es sich aber anders. Er drehte um und näherte sich der Fahrerseite des Geländewagens. Hugo öffnete das Fenster nur einen kleinen Spalt. Der Mann kam bis auf eine Armlänge an die Scheibe heran und sagte: »Dem Vorbesitzer hat das Auto kein Glück gebracht, dasselbe wünsche ich dir.« Dann öffnete er seine Hose und machte Anstalten, auf den Vorderreifen des Geländewagens zu urinieren. Hugo wollte dem Mann die Fahrertür gegen sein Bein schlagen, sah aber, dass die anderen Männer durch das Tor auf ihn zukamen. Er setzte den Wagen mit Vollgas zurück und verließ diesen Ort.
In Pilsen stellte er seinen Geländewagen in ein Innenstadt-Parkhaus und trat die Heimreise mit dem Opel an. Auf der Fahrt zurück nach München sah er mehr in den Rückspiegel als nach vorne, so sehr rechnete er damit, verfolgt zu werden. Am nächsten Tag holte Hugo seinen Wagen in Begleitung seines Freundes und einer Gaspistole aus dem Pilsener Parkhaus und brachte auch diesen nach Deutschland zurück.
Er hörte nie
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