Kauft Leute
Lederausstattung im Inneren. Die Zierkappen waren glatte, schimmernde Silberteller. Elegant wirkte der Wagen dennoch nicht. Caro fand, er hatte etwas
Halbstarkes
an sich – und gerade das gefiel ihr.
Der Mann, der aus dem Wagen stieg, war um die fünfzig, ein angegrauter Vollbartträger mit Silberkette um den Hals und Sonnenbrillen im Haar. Caro begrüßte den Mann, zeigte auf den Wagen und rief: »Das ist genau das, was ich suche!«
»Das freut mich«, sagte der Mann und bot Caro eine Zigarette an.
»Darf ich einen Blick in den Fahrzeugbrief werfen?«, fragte Caro. Sie hatte den Mann schon am Telefon gebeten, die Papiere mitzubringen.
»Warum wollen Sie den eigentlich sehen?«, fragte er, während er das Handschuhfach öffnete und die Mappe mit den Autodokumenten hervorholte.
»Wissen Sie«, dichtete Caro, »wir bekommen manchmal Fahrzeuge angeboten, die in Wirklichkeit gar nicht im Besitz des Anbieters sind, und ich muss einfach sichergehen, dass Ihnen der Wagen gehört!«
Er überreichte ihr das Dokument. Es war ein österreichischer Typenschein, der beinahe neu aussah. Caro blätterte nach hinten. Nur zwei Vorbesitzer – der erste Name gehörte einer Frau, der zweite lautete
Konrad-Maria Fuchs
. Das war er. Das war der Name des Kommodore, wie ihn Caro in der Firmendatenbank nachgeschlagen hatte, auch wenn ihn wahrscheinlich seit Langem keiner mehr so genannt hatte.
Caro gab den Typenschein zurück und bedankte sich.
Der Mann meinte, dass Caro nun ja eigentlich seinen Ausweis verlangen müsse, um zu überprüfen, ob er auch wirklich der neue Besitzer sei. Er betrachtete sie mit einem Deut Misstrauen.
»Genau«, sagte Caro, »ich muss Sie leider darum bitten!« Als dieses Manöver endlich vorüber war, wurde ihr klar, dass sie sich nicht überlegt hatte, wie sie nun fortfahren sollte.
»Erzählen Sie mir etwas über den Film«, verlangte der Mann.
»Natürlich, Hugo!«, sagte Caro, da sie ja nun seinen Namen kannte. Sie hoffte, es würde ihr etwas richtig Gutes einfallen. »In dem Film geht es um einen Bankraub. Einen Bankraub in einem Kaufhaus. Also ein Kaufhausraub, aber von Bankräubern verübt. Das ist das Besondere daran. Moritz Bleibtreu spielt mit.« Hugo nickte, und Caro hoffte, er war in letzter Zeit mal im Kino und wusste, dass Filme wirklich so waren.
Der Mann verschränkte die Arme und schien ein paar Dinge für sich zu ordnen. Dann begann er: »Reden wir doch offen! Sie machen keinen Film. Sie arbeiten ganz offensichtlich für HÜMANIA, wie hätten Sie mir sonst in Windeseile eine Einladung besorgen können. Ich vermutete eher, es geht Ihnen um einen der Vorbesitzer des Wagens.«
»Sie haben recht, wir drehen keinen Film, auch wenn die Story gut wäre. Mir geht es um den Mann, von dem Sie den Wagen gekauft haben. Ich schwöre Ihnen, Sie bekommen keine Scherereien und niemand wird versuchen, Ihnen das Auto wieder wegzunehmen! Bitte erzählen Sie mir einfach nur, wie es zu dem Kauf und der Übergabe gekommen ist!«
»Ich sage Ihnen was«, sagte der Mann. »Ich bin ein Fan der HÜMANIA-Babes, deswegen wollte ich heute auch hier dabei sein. Ich bin Ihnen dankbar für die Einladung, also bekommen Sie die Geschichte zu hören. Aber wenn ich das bereuen muss, stehen Sie grade dafür!«
Hugo begann zu erzählen: Er war online auf die Anzeige für den Opel gestoßen, hatte lange so ein Fahrzeug gesucht, und dieses schien in einem besonders guten Zustand zu sein. Ihm wurde mitgeteilt, er müsse nach Tschechien kommen, um den Wagen zu sehen. Er verabredete sich mit dem Verkäufer in einem Wirtshaus in der Stadt Pilsen im westlichen Böhmen, drei Autostunden von München entfernt. Der Mann war in seinen späten Fünfzigern, er trug einen alten Wintermantel und ein Stirnband. Er schien vollkommen harmlos zu sein, Hugo fiel nichts Ungewöhnliches an ihm auf. Gemeinsam spazierten sie zu einer Garage in der Nähe, wo der Wagen stand. Der Mann behauptete, er verkaufe den Wagen für einen Freund. Er hatte auch keinerlei Sachverstand, sprach sogar einmal irrtümlich von einem Ford statt eines Opels. Hugo sah sich den Wagen genau an, überprüfte Rahmenbögen und Längsträger auf Rost, startete den Motor, schaltete durch die Gänge. Dies war zweifellos der besterhaltene Commodore in mittlerer Preisklasse, den er bislang gesehen hatte. Hugo war aufgeregt, dies war ein besonderer Fund: Wenn er den Wagen auch nur oberflächlich aufbereitete, konnte er im Wiederverkauf eine ordentliche Summe verdienen. Aber
Weitere Kostenlose Bücher