Kavaliersdelikt-Liebe ist universell
starrte ihn überrascht an und prompt breitete sich ein wissendes Lächeln auf seinem angespannten Gesicht aus.
„Sag bloß, es hat dich endlich richtig erwischt?“, flüsterte er grinsend.
„Glaube schon“, gab Leandro ebenso leise zurück, spürte seine Wangen brennen und er zog seinen Arm hastig zurück.
Mist, er wollte noch nichts verraten. Seine Kumpel würden darüber nur dumme Sprüche reißen.
„Wer ist es?“, bohrte Nils unerbittlich nach. „Die Blonde vom letzten Konzert, die ihren Rock dauernd hochgehoben hat, sodass man ihre Unterwäsche sehen konnte? Oder die mit den langen braunen Haaren und der Mordsoberweite, die dir bis aufs Klo nachgelaufen ist, weil sie ein Autogramm haben wollte?“
„Blödsinn, keine davon“, schoss Leandro errötend zurück. „Du kennst sie gar nicht.“
„Kommt sie heute? Ist sie da? Oh Mann, dann musst du sie mir unbedingt zeigen.
Du wirst tausend Mädchenherzen auf einmal brechen“, freute sich Nils, dessen Nervosität plötzlich verschwunden war.
„Ja, sie kommt und nein, ich werde sie weder dir noch den anderen zeigen. Ihr macht bloß blöde Bemerkungen und sie ist nicht eine von denen.“ Leandro machte eine abfällige Handbewegung in Richtung Zuschauerraum.
Nils schmunzelte und strich sich die Haare zurück. Vertraulich beugte er sich näher heran.
„Wenn du sie das erste Mal flachlegst … erzählst du mir davon? Carsten hat mir neulich von seiner Eroberung erzählt und Maik hatte auch schon echten Sex mit seiner neuen Tussi. Nur wir beiden noch nicht, Alter. Ich will aber vorher wissen, wie ich es richtig machen muss, ja?“, flüsterte er.
Leandro verdrehte die Augen. Nils war im Grunde ein absolut unscheinbarer Typ. Auf der Bühne ging er voll ab, tobte sich richtig aus. Privat war er sehr schüchtern und unauffällig. Die Wahrscheinlichkeit, dass er außerhalb ihrer Auftritte ein Mädchen abbekam, war derzeit eher gering.
Problematisch für ihn war wohl auch, dass sein ein Jahr älterer Bruder Peer schwul war und zudem ein echter Aufreißer. Wenn er zu den Aftershowpartys mitkam, flirtete er gerne alle gutaussehenden Jungs an und Nils hatte mal verlauten lassen, dass er wohl auch mit diversen Typen was angefangen hatte.
Das Thema vermieden sie innerhalb der Band alle tunlichst. Schwul war auch an ihrer Schule noch immer ein Schimpfwort, wenngleich sie alle keine Probleme mit Peer selbst hatten. Er war ein lustiger, netter Typ und auch schon mal bei einem kleinen Auftritt für Carsten eingesprungen, der krank geworden war. Peer war eben halt schwul und daher beäugten sie ihn mit einem gewissen, natürlichen Misstrauen.
„Jungs? Es geht in fünf Minuten los“, ermahnte sie Maik und verzog missmutig das Gesicht. „Wo steckt Carsti schon wieder? Kotzt der etwa noch immer das Klo voll? Mann, der soll seinen Arsch rasch herbewegen. Wegen dem platzt heute noch unsere Show.“
„Mach keinen Stress, der kommt immer rechtzeitig“, brummte Leandro und schielte auf die Bühne, wo eine flippige Mädchenband gerade ihren Applaus entgegennahm. Sein Blick schweifte über das Publikum, doch es war zu dunkel, um irgendein Gesicht genauer auszumachen.
Irgendwo inmitten dieser ganzen Menschen war Henny und würde ihm zusehen. Sein Herz hüpfte bei dem Gedanken auf und ab, wie die Mädchen auf der Bühne, die sich über ihren gelungenen Auftritt freuten.
Nervös wischte er sich den Schweiß von den Handflächen ab. Es ging um viel heute, aber vor allem wollte er einen richtig tollen Auftritt für Henny hinlegen.
„Carsti mach hinne“, schnauzte Maik ihren etwas blassen Gitarristen an, der gerade zu ihnen kam und drückte ihm sein Instrument in die Hand. „Wir sind dran. Los Jungs, zeigen wir es ihnen!“
Nils schob sich an Leandro vorbei und beobachtete die Vorbereitungen auf der Bühne. Die anderen Jungs sahen sich ernst an, nickten sich zu und warteten auf die Ankündigung ihres Auftritts. Fleißige Helfer bauten ihre anderen Instrumente auf und der Sprecher stellte sie vor.
Leandros Hals war trocken und er wartete sehnsüchtig auf den Moment, wo er endlich hinaus in das Licht, auf die Bühne durfte, aktiv werden konnte. Er hasste diese passive Wartezeit.
Endlich winkte ihnen ein Mitarbeiter und sie atmeten noch einmal tief durch, bevor sie hinausliefen.
„Hallo weltbeste Fans“, brüllte Nils in die Menge und zog die einzelnen Wörter lang. Hoch reckte er die Arme, um den donnernden Applaus entgegenzunehmen und grinste sein charmantes
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