Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
stimmt?«
    »Weil es überhaupt nicht zu ihr passt.«
      »Ich glaube, du bist nicht in der Lage, Kays Privatleben zu beurteilen«, wandte Berger ein.
      »Selbstverständlich bin ich das.« Lucy blickte sie an. »Und du auch. Hör dich doch um, ob sie je Leichen verspottet oder ein solches Verhalten bei anderen geduldet hat. Frag jeden, der jemals mit ihr im Autopsiesaal oder an einem Tatort war, ob sie auf grausige Fälle steht und gern jemanden wie Ted Bundy obduziert hätte. Hoffentlich wird dieses Zeug nicht vor Gericht breitgetreten.«
      »Ich habe von dem Kaffeebecher gesprochen. Warum fällt es dir so schwer, dir Kay als eine Frau mit einem Sexualleben vorzustellen? Lässt du sie jemals Mensch sein? Oder ist sie für dich die Übermutter? Oder noch schlimmer, eine Mutter, die deinen Perfektionsansprüchen nicht genügt?«
      »Ich gebe zu, ich hatte früher ein Problem damit. Ständig habe ich um ihre Aufmerksamkeit gekämpft und ihr keine Fehler und wahren Gefühle zugestanden«, räumte Lucy ein. »Ich war eine Tyrannin.«
    »Und heute bist du es nicht mehr?«
      »Vielleicht war Marino für mich wie die letzte Bestrahlung, die letzte Dosis Chemotherapie. Ohne es zu wollen, hat er ein Krebsgeschwür in mir beseitigt. Seitdem verstehen meine Tante und ich uns besser. Mir ist klar geworden, dass sie ein Recht auf ein eigenes Leben hat, und das ist gut so. Nein, mehr als nur gut, wunderbar. Außerdem ist sie jetzt verheiratet. Ohne Marinos Ausrutscher hätte Benton das wohl nie hingekriegt. «
    »Du tust, als ob es allein seine Entscheidung gewesen wäre.
    Hatte sie denn nichts mitzureden?«
      »Sie hat ihm immer alles durchgehen lassen, und das wäre auch weiter so geblieben. Sie liebt ihn. Wahrscheinlich könnte sie nie mit einem anderen zusammen sein, denn es gibt drei Dinge, die sie unerträglich findet und niemals dulden würde, wenn man sie herumkommandiert, verrät oder langweilt. In diesen Fällen würde sie das Alleinsein vorziehen.«
      »Das erinnert mich an andere Verdächtige, die ich kenne«, meinte Berger.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, erwiderte Lucy.
      »Nun«, sagte Berger und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu. »Leider sind die Texte in diesen Laptops Beweise, was heißt, dass die Leute, die mit dem Mord befasst sind, sie lesen werden. Und, ja, es könnte auch an die Öffentlichkeit kommen.«
    »Das wäre das Ende für sie.«
      »Wäre es nicht«, widersprach Berger. »Aber wir müssen herausfinden, woher diese Informationen stammen. Ich glaube nicht, dass es sich um reine Erfindungen handelt. Terri, oder wer immer das geschrieben hat, weiß zu viel. Zum Beispiel über Bentons und Kays erste Begegnung in Richmond vor zwanzig Jahren.«
    »Damals hatten sie noch keine Affäre.« »Woher weißt du das?«
      »Weil ich in diesem Sommer bei ihr gewohnt habe«, antwortete Lucy. »Benton hat sie kein einziges Mal besucht. Und wenn sie nicht im Büro oder an einem Tatort war, war sie mit mir zusammen. Ich war eine anstrengende, pummelige kleine Göre, voller Wut und ständig um Aufmerksamkeit bettelnd. Ich suchte regelrecht nach Gelegenheiten, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Ich verstand die Probleme nicht, mit denen sie sich herumschlagen musste, weil Menschen vergewaltigt und ermordet worden waren. Niemals ist sie ausgegangen und hat mich allein gelassen. Keine einzige Minute, nicht solange ein Serienmörder die Stadt in Atem hielt. Einen Becher von 7-Eleven habe ich nie gesehen. Nur, damit du es weißt.«
      »Dass du keinen gesehen hast, hat nichts zu bedeuten«, wandte Berger ein. »Warum hätte sie ihn dir zeigen oder dir gar erklären sollen, warum sie ihn aus dem Konferenzsaal ihres Büros mitgebracht hatte?«
      »Das hätte sie nicht«, antwortete Lucy. »Es tut mir beinahe leid, dass ich keinen gesehen habe. Sie war damals nämlich sehr einsam.«
     
    20
    Scarpetta drehte Terri Bridges' Leiche zur Seite, um sie von vorn und von hinten zu betrachten.
      Abgesehen von den Spuren am Hals und dem kleinen Schnitt am Handgelenk, konnte Scarpetta nur Verletzungen erkennen, die an der Vorderseite der Oberschenkel begannen. Es handelte sich um lange, schmale Blutergüsse, durchzogen von zahlreichen linearen Abschürfungen, die meisten davon waagerecht, die sicher geblutet hatten. Sie sahen aus, als wäre das Opfer mit einem brettähnlichen, flachen und scharfkantigen Gegenstand geschlagen worden. Das leuchtende Rot der Wunden und das Fehlen von

Weitere Kostenlose Bücher