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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Unterseiten eingebauter Pressspanmöbel häufig nicht lackiert. Das könnte auch für die Unterseite des Frisiertischs gelten. Das Mikroskop sagt uns, dass die Splitter, die wir ihren Knien und Fußrücken entnommen haben, von einer unlackierten Pressspanplatte stammen. Wir müssen also zum Tatort.«
      Dr. Lester stand hinter ihnen und beobachtete sie schweigend.
      »Ich halte es für möglich, dass er sie gezwungen hat, sich auf den Stuhl zu setzen und sich im Spiegel anzusehen, während er sie erdrosselte«, erklärte Scarpetta. »Und als sie sich wehrte und heftig austrat, ist sie dabei mit den Beinen an die Kante des Tisches gestoßen. Dadurch entstanden die linearen Abschürfungen und die tiefen Blutergüsse an ihren Oberschenkeln. Ihre Knie prallten so fest gegen die Unterseite des Frisiertischs, dass ihre Kniescheiben dabei zerschmettert wurden. Wenn die Unterseite des Frisiertischs nicht lackiert ist, wissen wir, woher die Splitter in ihren Knien und den Fußrücken stammen. Da ihre Beine sehr kurz sind, reichten ihre Füße vermutlich nicht bis zur Wand, sondern nur bis zur Unterseite der Schublade.«
      »Wenn Sie recht haben«, meinte Dr. Lester, »ändert das natürlich alles. Falls sie um sich getreten und sich so heftig gewehrt hat und gezwungen worden ist, sich auf den Stuhl zu setzen und in den Spiegel zu schauen, haben wir es mit einer völlig anderen Situation zu tun.«
      »Eine wichtige Frage wäre, wie es im Bad aussah, als Oscar Bane die Leiche fand«, fügte Benton hinzu. »Vorausgesetzt, er sagt die Wahrheit.«
      »Ich denke, das können wir rauskriegen, indem wir einfach nachmessen«, erwiderte Scarpetta. »Es hängt vom Stuhl ab. Wenn Terri darauf saß und Oscar hinter ihr stand, hätte er die Würgefessel nicht so hoch ziehen können, um solche Spuren an ihrem Hals zu hinterlassen. Und deshalb müssen wir so schnell wie möglich zum Tatort.«
      »Ich glaube, ich werde ihn zuerst fragen«, schlug Benton vor. »Vielleicht redet er ja mit mir, wenn ich ihn überzeugen kann, dass neue Beweise aufgetaucht sind und dass es in seinem besten Interesse ist, mit uns zusammenzuarbeiten. Ich rufe im Krankenhaus an und stelle fest, ob er vernünftig ist.«
    Lucy sah die E-Mails durch, während Scarpetta ihr am Telefon über Raumlautsprecher erklärte, die Abstriche aus Terri Bridges' Körperöffnungen sowie ein Stuhl müssten sofort zur Nationalen Sicherheitsbehörde in Oak Ridge, Tennessee, geflogen werden.
      »Ich habe Freunde beim Y-12«, meinte sie zu Berger, deren Genehmigung sie brauchte. »Deshalb dürfte es nicht lange dauern, bis wir Ergebnisse haben. Sobald die Beweisstücke den Wissenschaftlern vorliegen, ist es nur eine Frage von Stunden. Am längsten wird das Staubsaugen der Kammer dauern, denn das wird mehr Zeit in Anspruch nehmen als gewöhnlich. Das Gleitmittel auf Petroleumbasis enthält nämlich viel Feuchtigkeit.«
      »Ich dachte, die stellen dort Atomwaffen her«, antwortete Berger. »Haben sie nicht auch das Uran für die erste Atombombe bearbeitet? Du willst doch nicht etwa andeuten, dass Terri Bridges Verbindung zu Terrororganisationen hatte.«
      Scarpetta erklärte, es sei zwar richtig, dass Y-12 Bestandteile für jede Atomwaffe in den USA produziere und außerdem den größten Vorrat an angereichertem Uran besitze. Allerdings komme es ihr nur auf die Dienste der dort beschäftigten Ingenieure, Chemiker, Physiker und insbesondere der Materialwissenschaftler an.
      »Ist dir das Großkammer-Rasterelektronenmikroskop ein Begriff?«, erkundigte sie sich.
      »Vermutlich willst du darauf hinaus, dass wir so etwas hier nicht haben«, erwiderte Berger.
      »Ich fürchte, dass kein kriminaltechnisches Labor auf der ganzen Welt über ein zehn Tonnen schweres Mikroskop mit einer zweihunderttausendfachen Vergrößerung und Detektoren für energiedispersive Röntgenspektroskopie und Fourier- Transformations- Infrarot-Spektroskopie verfügt«, entgegnete Scarpetta. »Dort kriegen wir alle Ergebnisse aus einer Hand und erfahren etwas über die Morphologie und die elementare und chemische Zusammensetzung einer Probe, die so klein wie ein Makromolekül oder so groß wie ein Motorblock sein kann. Vielleicht stelle ich ja den ganzen Stuhl in die Kammer. Das wird sich zeigen. Ich würde Lucy nicht bitten, uns ihren Jet zu leihen, um polizeiliche Beweismittel nach Tennessee zu fliegen und sie mitten in der Nacht einem befreundeten Wissenschaftler auszuhändigen, wenn ich dafür

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